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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass Sie Ungeziefer oder Hautkrankheiten mit heimbringen, also bittet sie Sie, hinterher in die Bäder zu gehen. Sie hat Ihr Öl und Ihren Strigilis rausgelegt.«
    Jetzt wünschte ich, das früh genug erledigt zu haben, um dann stinkend nach Landstreichern in Titus Cäsars Boudoir einzufallen und dem imperialen Lebemann zu ein paar Läusen zu verhelfen.
    »Sonst noch was?«, fragte ich Clemens in fiesem Ton.
    »Ich habe Pferde angefordert«, erwiderte er kleinlaut.
    Ich hasse Pferde. Wenn er das nicht schon wusste, fand er es schnell heraus.
     
    Ich hätte wissen müssen, das jeder von einem amtierenden Zenturio ausgearbeitete Plan eine Zeitverschwendung war. Clemens hatte es für schlau gehalten, Rom durch die Porta Ostiensis zu verlassen, dort die bestellten Pferde abzuholen – die sich als Esel erwiesen, was ich ihm vorher hätte sagen können – und dann außenherum zum Südteil der Stadt zu reiten. Das war der lange Weg. Es war auch der gemütliche Weg und dauerte viel länger, als quer durch die Stadt zu marschieren, was ich getan hätte, wenn es mir überlassen geblieben wäre. Nur dank meiner durch Helenas Besuch bei Titus verursachten Ablenkung gelang es Clemens, mich so einzuwickeln, dass ich mich auf den verrückten Plan einließ.
    Clemens nahm einen Soldaten mit, der mir noch nicht über den Weg gelaufen war, mich aber bereits nervte. Sentius. Ich fragte nach meinem alten Kameraden Lentullus, doch der sollte anscheinend bei den Kindern bleiben, auf Helenas Anordnung. Mir war nicht wohl dabei, meine beiden kostbaren Kleinen dem tollpatschigsten Legionär zu überlassen, den Rom besaß, doch Helena hatte ein Händchen dafür, die unwahrscheinlichsten Kindermädchen auszuwählen. Ich befahl Lentullus, ihnen die Holzschwerter abzunehmen, da ich nicht wollte, dass sich diese süßen Wesen in furchterregende Kriegerinnen verwandelten und zum Spott der Gesellschaftsbarden wurden – trampelige Walküren, die Schande über ihre Eltern brachten und sich nie einen Ehemann angeln würden. Lentullus sagte nur: »Aber sie haben doch Spaß, Falco, und es hält sie ruhig.« Ich war ja bloß ihr Vater. Überstimmt ließ ich ihn weitermachen.
    Sentius war ein schmallippiger, verschlossener Typ, der mich mit dumpfem Misstrauen betrachtete. Mit dem wird es noch Ärger geben, dachte ich. Er war zu groß für einen Esel und hatte Glubschaugen. Den größten Teil des Morgens verbrachte er damit, an einem gewaltigen Mandelkuchen zu mampfen. Clemens wiederum bediente sich aus einer Tüte mit Sonnenblumen- und Pinienkernen, die er nie rumreichte.
    Wenigstens brachte mich die Sorge um meine Frau, die Kinder, die Route, diese Begleiter und die Tatsache, dass ich kein Frühstück gehabt hatte, dazu, nicht wegen des dämlichen Viechs auszurasten, das ich reiten sollte. Mir hatte man das Aufsässige mit Räude gegeben, das immer wieder stocksteif stehen blieb.
     
    Es war nach Mittag, als wir die Nekropole an der Via Appia erreichten. Die Häuser der Toten erstreckten sich von der Stadt aus mehrere Meilen entlang der uralten Handelsstraße. Dichtgedrängte Grabmäler säumten die abgenutzte Pflasterstraße nach Süden zwischen Gruppen imposanter Schirmkiefern. Vereinzelt fanden Begräbnisse statt. Nach den Festtagen, wenn die Saturnalienvöllerei und -gewalt ihren Tribut gefordert hatten, würden weitaus mehr Verbrennungen stattfinden. Während der Feiertage kamen die Menschen gewöhnlich hier heraus, um Festmahle mit ihren toten Vorfahren zu veranstalten, aber das kühle Wetter und die dunklen Nächte schienen sie davon abzuhalten. Größtenteils war die Straße leer, und die Reihe der Mausoleen reicher Männer sah verlassen aus.
    Als wir unsere Reittiere zügelten, um nach Vagabunden Ausschau zu halten, zogen wir unsere Mäntel fester um die Brust und verbargen unsere Ohren im Stoff. Wir wurden alle missmutig. Es war einer dieser kalten grauen Tage, an denen ohne Vorwarnung alles schrecklich schiefgehen konnte.
    Keiner von uns hatte ein Schwert mitgebracht. Ich hatte nicht mal daran gedacht, weil Waffen in der Stadt verboten waren. Mein automatisches Versagen, mich zu bewaffnen, zeugte von mangelnder Voraussicht. Bei schlechtem Licht zwischen einsamen Grabmälern herumzuwandern war gefährlich. Das war eine Situation, in der wir geradezu darum baten, angegriffen zu werden.
     
    Zuerst sah es so aus, als müsste Petronius sich geirrt haben. Wir entdeckten keine Anzeichen irgendwelcher Penner. Wir hatten alle Geschichten über

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