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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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allein, dass Camillus Justinus glaubte, sie nie wiederzusehen, nachdem er Germanien verließ.«
    »Doch warum sich nicht damit befassen? Barbaren können gezähmt werden, glaube ich«, meinte Anacrites plötzlich grob. »Um dem Imperium zu nützen, sollte sich vielleicht jeder Bürger einen in seinem Haushalt halten.«
    Albia. Woher wusste er, wer in meinem Haushalt lebte? Warum hatte er sich die Mühe gemacht, das herauszufinden? Was drohte oder deutete er da an?
     
    Verstohlen atmete ich tief durch. »Kommen wir zur Sache, Anacrites. Wir arbeiten auf derselben Seite, um Veleda zu finden.«
    »Na und, Falco?«
    »Morgen wird der Kaiser dich anweisen, deinen Gefangenen auszuhändigen. Du kennst mich, und ich kenne dich. Ich sage es als Freund: Gib ihn jetzt frei. Sein Vater wird dafür sorgen, dass er keinen Unfug mehr macht. Oder ich sorge selbst dafür.«
    Anacrites versteifte sich. Schwache Männer sind lächerlich starrköpfig. »Ich brauche ihn.«
    »Wofür?«, brüllte ich. »Er weiß nichts!«
    »Das ist nicht der Grund, warum ich ihn haben will.«
    Mein Herz machte einen Satz. »Ich hoffe, du hast ihm nichts angetan.«
    »Er ist noch vollkommen ganz.« Die Lippen des Spions kräuselten sich. Jetzt ließ er mich ungehobelt aussehen.
    »Warum dann?«
    »Für einen Plan, der von dir stammen könnte, Falco.« Helena sagte immer, dieser Idiot wolle wie ich sein. Die Vorstellung machte mich krank. »Ich benutze ihn für meine Falle.« Endlich zwang ich ihn, mit der Wahrheit herauszurücken. Ich hätte wissen müssen, dass sein Plan aberwitzig und unausführbar war. »Um Veleda aus ihrem Versteck zu locken. Camillus ist mein Köder.«
    Ich verlor die Geduld. »Wenn ich nicht herausfinden kann, wo du ihn hingesteckt hast, wie soll sie das dann schaffen? Das funktioniert nicht! Du müsstest ihn dazu bringen, mitzumachen, und sie dazu, dämlich zu sein. Wie willst du das schaffen, Anacrites? Willst du Quintus auf einer Lichtung an einen Pfahl binden, damit die Frau ihn blöken hört?«

XXII
    I ch war so wütend, dass ich hinausstürmte.
    Die endlosen Räume des Palastes zu durchsuchen war unmöglich, aber ich ging zu beiden Gefängnissen, dem Tullianum, in dem verdächtige Ausländer festgehalten wurden, und dem Mamertinischen Kerker mit den Zellen für politische Gefangene, manchmal auch Lautumiae genannt. Anacrites hatte immer Letzteren bevorzugt. In diesem feuchten Loch würde Veleda am Tag der Ovation landen, falls wir sie schnappten. Aus verschiedenen Gründen, die ich zu vergessen bevorzugte, war es auch mir nicht fremd. Ermittler können sich an den übelsten Orten wiederfinden. Berufsrisiko. Normalerweise nur vorübergehend.
    Diese Risiken hatten mir in der Vergangenheit so oft Kummer eingebracht, dass sich der Gefängniswärter sogar an mich erinnerte. »Ich kann dir nicht sagen, wer sich in der Haftzelle befindet, Falco. Sicherheitsgründe. Du kennst die Regeln.«
    Die Regeln waren einfach. Man brauchte mehr Geld, um diesen rechtschaffenen Staatsdiener zu bestechen, als ich an diesem Abend bei mir hatte.
    »Kannst du mir nicht Kredit geben? Lass mich dir einen Schuldschein ausstellen.«
    »Tut mir leid, Tribun. Bin dabei schon einmal reingefallen. Du würdest nicht glauben, wie viele angesehene Leute nicht wissen, wie man einen Schuldschein honoriert!«
    Da mein Bankier das Forum schon längst verlassen haben dürfte, musste ich aufgeben.
     
    Ich ging nach Hause. Inzwischen war es ziemlich spät. Als ich hereingepoltert kam, hörte ich das leise Stimmengemurmel der Soldaten, die darauf warteten, mir von ihren heutigen Suchaktionen zu berichten. Ich wusste, sie würden nichts entdeckt haben. Das ganze Unterfangen war sinnlos.
    Clemens und einer der anderen schauten heraus, als ich mit einer Tonlampe nach oben stapfte. Sie dachten, ich sei betrunken. Mir war es egal, was sie dachten. Ich brauchte dringend etwas zu trinken, hatte aber nicht vor, ihre Vermutungen zu bestätigen, indem ich mir etwas holte. Keiner von uns sagte ein Wort.
    Meine Familie lag längst im Bett. Selbst die Hündin hatte sich in ihrem Korb zusammengerollt und wollte sich kaum von mir streicheln lassen. Sie schnaubte, drehte sich weg und ließ mich wissen, dass ich eine anrüchige Nachteule war. Keines meiner Kinder bewegte sich, als ich bei ihnen hineinschaute.
    Stets besorgt, wenn ich so lange fortblieb, war Helena Justina noch wach. Während ich mich auszog und flüchtig wusch, berichtete ich ihr in einer verkürzten Version von

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