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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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brachte den Kindern bei, mit neuen, kleinen Holzschwertern im Flur auf und ab zu marschieren. Ich erkannte das Holz (ich hatte es aufgehoben, um daraus ein Küchenregal zu zimmern, in etwa zehn Jahren). Lentullus als Kindermädchen? Julia und Favonia einem Legionär anvertraut? Was das bedeutete, wusste ich ebenfalls. Helena hatte nicht nur Albia mitgenommen, um ehrbar zu wirken, sie hatte auch noch das neue Kindermädchen Galene abkommandiert. Und das bedeutete, dass Helena allen Ernstes glaubte, Anstandsdamen zu brauchen, wenn sie Titus Cäsar ohne mich aufsuchte.
    Große Götter. Und ich hatte dieser nichtsnutzigen, treulosen Frau beinahe erlaubt, mir Salbe auf meinen schmerzenden Zeh zu schmieren.

XXIII
    D ie holen Sie nicht mehr ein!«, feixte Clemens hämisch. »Sie ist schon lange fort, Falco.«
    Ich erklärte, es sei eine galante Geste, meine Dame nach dem Besuch im Palast heimzubegleiten. Das klang dürftig, und wenn ich jetzt zum Palast aufbrach, würden meine Zweifel bei jedem Schritt größer werden. Titus Cäsar war der Kommandant der Prätorianer und daher Anacrites’ oberster Dienstherr. Helena hatte recht. Sie hatte gute Chancen, Titus zu überreden, ihren Bruder freizulassen – vielleicht sogar bessere, als ihr Vater sie bei Vespasian hatte. Der Kaiser neigte dazu, seine Untergebenen nach eigenem Gutdünken vorgehen zu lassen; er würde es vermeiden wollen, Anacrites einen Gegenbefehl zu erteilen, wenn der Spion nicht ganz eindeutig im Unrecht war. Titus prahlte stets damit, wie er es genoss, täglich »gute Taten« zu tun. Helena würde ihn davon überzeugen, dass Großzügigkeit gegenüber Justinus eine klassische römische Tugend sei. Würde ein tugendhafter Mann (eine Spezies, der ich misstraute) auch den klassischen Lohn erwarten?
    »Helena Justina wirkte besorgt, Marcus Didius. Hat irgendwas mit einem Verwandten zu tun, nicht wahr?« Ich weigerte mich, auf diese unverhohlene Neugier zu reagieren. Als ich wissen wollte, warum Clemens im Haus herumlungerte, statt auf der Suche nach Veleda zu sein, deutet er an, ich könnte vielleicht Gesellschaft brauchen. Und damit meinte er nicht den Palast. Anscheinend würde ich mich zu einem wesentlich unappetitlicheren Ort begeben. »Gestern Abend kam ein Mann, Falco. Petronius, kann das sein? Großer Bursche mit einem höhnischen Grinsen im Gesicht, sagte, er gehöre zu den Vigiles.«
    Wie ich und alle ehemaligen Soldaten war Petro der Überzeugung, dass der neueste Zulauf des Militärs lausig war. Die Rekruten waren Schund, Offiziere zweitklassig, die Disziplin hatte sich verschlechtert, und da Petronius und ich das Imperium nun nicht mehr verteidigten, war es erstaunlich, dass sich nicht auch die ganze politische Struktur auflöste.
    Ich gebe zu, dass während unserer Zeit die Boudicca-Rebellion stattfand. Andererseits, als die Legionen die Sache erst mal im Griff hatten, war Königin Boudicca spurlos vom Erdboden verschwunden. Im Gegensatz zu Veleda flitzte sie jetzt nicht in Rom herum, schaute sich die heiligen Stätten an, während sie Terrorakte direkt am Fuße des Kapitols plante und uns alle wie Dummköpfe aussehen ließ.
    »Das hätten Sie mir schon eher sagen können! Wie lautete seine Nachricht, Clemens?«
    »Unsere Frau ist dabei gesehen worden, dass sie mit Vagabunden sprach.«
    »Hat er gesagt, mit welchen? Oder wo sie gesehen wurde?«
    »Nein, Falco. Oh, ich glaube, er erwähnte, dass es nachts auf den Straßen gewesen sei.«
    »Sehr konkret!«
    Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon vor Stunden aufgestanden und hätte etwas unternommen. Selbst Helena hatte es nicht für angebracht gehalten, mir diese Nachricht weiterzureichen. Sie hatte jedoch darüber nachgedacht. »Helena Justina«, sagte Clemens und legte übertriebenen Respekt in das Aussprechen ihres Namens, »sagte, Sie sollten Verstärkung mitnehmen, wenn Sie loszögen, um Strauchdiebe zu verhören.« Er ließ es klingen, als wäre ich ein Schlappschwanz, auf eine Art, wie es Helena nie getan hätte. Sie wusste, dass ich auf mich aufpassen konnte. »Helena sagte uns, Sie würden diese Entlaufenen, von denen Ihr Freund gesprochen hat, an der Via Appia finden.« Auf diese Weise ließ mich Helena dezent wissen, was Petro ursprünglich gesagt hatte. »Tagsüber, wenn sie alle zwischen den Grabsteinen schlafen, wäre es am besten; man verliert sie, wenn sie bei Nacht zum Klauen in die Stadt kommen.« Ich spürte, wie sich meine Lippen zusammenpressten. »Und sie möchte nicht,

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