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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihn bei all unseren Kindern. Keine schädlichen Nebenwirkungen und ein großer Trostspender.«
    »Wie viele Kinder haben Sie?« Normalerweise verabscheute Helena Familiengespräche, aber jeden Augenblick würde dieses schamlose Mädchen jetzt fragen, ob er Kameenporträts von ihnen dabeihabe.
    »Fünfzehn.« Entweder genoss es seine Frau, oder eher noch eine Abfolge von Frauen, schwanger zu sein, oder sein Arzneibuch erwähnte die Vorteile von Alaunwachs beim Beischlaf nicht.
    »Ich habe gehört, wir könnten Julias Mandeln rausnehmen lassen«, sagte Helena und runzelte die Stirn bei dem Gedanken.
    »Rühren Sie die bloß nicht an, gnädige Frau!«, rief Aedemon sofort. Er klang höchst alarmiert.
    Aedemon führte seine Warnung nicht weiter aus. Helena schrak vor seinem Ausbruch zurück, und wir schwiegen alle eine Weile. Die Kutsche holperte langsam weiter. Sie steckte hinter einem schweren Wagen fest, der durch die Landschaft rumpelte mit der Geschwindigkeit einer Schnecke, die ihr Mittagessen dreißig Fuß vor sich entdeckt hat. Die Schnecke mochte den Salat zwar gesehen haben, aber sie war nicht besonders hungrig und begaffte erst mal die Gegend.
     
    Nachdem der frostige Moment vergangen war, fragte ich Aedemon, ob er in der Villa gewesen sei, als Scaeva starb. Er verneinte, doch ich bat ihn um seine Meinung zu der Todesart.
    »Ich würde eine Expertenmeinung begrüßen, Aedemon. Bei häuslichen Mordfällen haben wir es nicht oft mit abgeschlagenen Köpfen zu tun. Ich habe so etwas nur einmal gesehen, bei dem Opfer eines Serienmörders, und diese Frau war nach Einsetzen des Todes enthauptet worden, speziell aus Entsorgungsgründen. Bei gewaltsamen Todesfällen, wenn unerwartet ein Streit aufflammt, werden Frauen im Allgemeinen von ihren Ehemännern oder Freunden verprügelt, meist mit nackten Fäusten oder Küchengeräten. Männer werden von Freunden oder Arbeitskollegen mit Fäusten, Hämmern oder anderen Werkzeugen traktiert, eventuell auch mit eigenen Messern. Wenn Abscheu daheim schon über einen längeren Zeitraum vor sich hin kocht, greift man gerne zu Gift. Die vollkommen Durchgeknallten laufen mit speziell dafür angeschafften Messern oder Schwertern Amok, aber sie setzen sie als Stichwaffen ein. Und ihre Opfer sind für gewöhnlich Fremde auf der Straße.« Aedemon nickte. »Ist Enthauptung eine leichte Methode, jemanden umzubringen?«
    »Durchaus nicht. Ein durchtrainierter junger Mann würde kaum einfach dastehen und sich den Kopf abhacken lassen.«
    »Er würde sich wehren. Natürlich würde er das.«
    »Heftig – und sein Körper würde Abwehrverletzungen aufweisen, Falco.«
    »Gab es solche Anzeichen an Scaeva, wissen Sie das?«
    »Nein, die gab es nicht.« Als Helena und ich ihn erstaunt anschauten, erklärte Aedemon, obwohl er nicht im Haus gewesen sei, als Scaeva starb, habe man kurz danach die Familienärzte kommen lassen, um den hysterischen Verwandten beruhigende Tränke zu verabreichen – oder andere Linderungsmittel ihrer Wahl. Schlafmohn wirke am schnellsten, sagte Aedemon, wenngleich Drusilla Gratiana von Cleander, der sich immer von den anderen abheben musste, mit Hanf besänftigt worden sei. Ich sagte, ich würde nach einem heftigen Schock einen ordentlich Schluck bevorzugen. Aedemon ließ sich dazu hinreißen, uns anzuvertrauen, Drusilla konsumiere täglich so viel Wein, dass er medizinisch wenig Wirkung auf sie habe. »Dann haben wir alle einen Blick auf die Leiche geworfen – aus Neugier, fürchte ich.« Als echte Entschuldigung war das nicht gemeint; in seinem Blick lag tatsächlich etwas Hämisches. Ärzte besitzen eine ganz eigene Art von Arroganz. »Dieser Tod war, wie Sie schon sagten, so ungewöhnlich.«
    »Allerdings.« Ich war immer noch fasziniert davon, wie es passiert war. »Und rätselhaft. Wenn Sie der Mörder wären, könnten Sie ja nicht einfach zu Gratianus Scaeva marschieren, während er auf einer Liege lümmelt, und ihm in aller Ruhe den Hals durchsäbeln. Sie müssten ihn schlafend oder bewusstlos vorfinden – und selbst dann müssten Sie sehr schnell sein.«
    »Sicherlich müssten Sie auch wissen, wie Sie es anstellen«, fügte Helena hinzu und zuckte zusammen.
    Ich setzte noch einen drauf. »Und ein sehr scharfes Messer für die Aufgabe mitbringen?«
    »Extrem scharf«, bestätigte Aedemon.
    »Chirurgisch scharf, vielleicht?«, fragte Helena.
    Rasch setzte berufliche Vorsicht ein. Aedemon verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern. Seine gewaltigen

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