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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass er sich seines kolossalen Umfangs bewusst war. Er kletterte hinein, quetschte seinen ausladenden Körper mit ein paar seitlichen Drehungen durch die enge Tür. Wir überließen ihm den einen Sitz der Kutsche, die einseitig unter ihm zusammensackte. Wir beide saßen eingeklemmt ihm gegenüber und stießen ständig gegeneinander. Aber ich hatte nie etwas dagegen, eng an Helena geschmiegt zu sein, und es war eine wunderbare, unerwartete Chance, den Mann zu befragen.

XXXI
    A edemon war Ägypter und hatte Alexandria vor zwanzig Jahren verlassen, um seine Fähigkeiten gegen die Fäulnis aufzubieten, die, wie er meinte, den Römern im Blut lag. Ich bemühte mich, dankbar zu schauen, während er, fast ungebeten, seine Geschichte und Methoden beschrieb. Faulende Nahrungsmittel verursachten Gase, die in den Rest des Körpers eindrangen und ihn vergifteten. Das einzige Heilmittel dagegen waren Entschlackung und Fasten. Wenn Entschlackung und Fasten die Antwort sein sollten, hatte es bei ihm nicht viel bewirkt. Seine Tuniken mussten speziell für ihn auf extrabreiten Webstühlen angefertigt worden sein, oder man hatte mehrere Stoffbahnen aneinandergenäht.
    Während dieser Dickwanst die Kutsche auf die Achse hinuntersacken ließ, bis die Karosserie über das Straßenpflaster schleifte, verkündete er fröhlich die ägyptische Auffassung, dass die menschlichen Gefäße durch verderbliche Substanzen blockiert werden, wobei ich mir lieber nicht vorstellen wollte, was passieren würde, wenn seine persönlichen Blockaden plötzlich ausgespült wurden. Anscheinend benötigte man die richtigen Amulette und Beschwörungen genauso wie Medizin. Daher dankte ich inbrünstig Merkur, dem Gott des Reisens, dass nichts davon in unserer Kutsche vorhanden war.
    Aedemon sah weder wie jemand aus dem Osten noch wie ein Afrikaner aus. Er hatte ein eckiges dunkelhäutiges Gesicht mit schwachgekräuseltem Haar, aber fast europäische Züge. Sein Verhalten hatte eine ganz eigene Exotik. Er schien aufrichtig und war es vielleicht auch, vermittelte jedoch den Eindruck, fremdländisch und verschlagen zu sein.
    »Und was hat Sie in die Villa geführt, obwohl Ihr Patient ausgegangen war?«, hickste Helena, als die Kutsche einen Satz machte. Sie wurde hin und her geworfen. Es gelang mir, meinen Arm vor sie zu legen, den Fensterrahmen zu packen und Helena auf diese Weise einzuklemmen.
    »Ich musste eine neue Nieswurztinktur abgeben.«
    »Quadrumatus Labeo ist nicht gesund?«
    »Er ist einfach nur reich, Helena«, unterbrach ich. Aedemon schien weltgewandt genug, meinen zynischen Humor hinzunehmen. »Er muss seinen Körper und seinen Geldsäckel regelmäßig ausspülen lassen. Reiche Männer können ihre Gedärme nicht allein entleeren. Sie brauchen Hilfe.«
    Aedemon schenkte mir ein feinsinniges Lächeln. »Wo Sie einen Teller gekochtes Grünzeug zur Lockerung verwenden würden, zufällig ausgewählt, verabreiche ich ihm eine abgemessene Dosis eines Abführmittels, ja.«
    »Wissenschaftlicher?«, fragte Helena.
    »Exakter.«
    »Teurer«, murmelte ich.
    »Aber Quadrumatus ist doch in körperlich guter Form. Braucht er einen Arzt, nur weil er es sich leisten kann?«, erdreistete sich Helena. Aedemon nahm es von ihr hin und nickte.
    Da er zugänglich zu sein schien, fragte ich: »Hatten Sie jemals etwas mit Scaeva zu tun?« Bei Aedemons wissendem Heben der Augenbraue grinste ich und sagte unverblümt: »Ja, ich hoffe, dass er genau genommen nicht Ihr Patient war und Sie daher nicht an den hippokratischen Eid gebunden sind.«
    »Ich habe ihn nie offiziell behandelt, Falco. Aber ich wurde einmal gebeten, ihn zu untersuchen, als Mastarna nicht kontaktiert werden konnte.«
    »Was war Ihre Ansicht?«
    »Er hatte entzündete eustachische Röhren und chronische Nebenhöhlenverstopfung, was meiner Meinung nach einer detaillierten Analyse bedurfte. Bei meiner Arbeit suche ich nach Ursachen.«
    »Wohingegen Mastarna was verschrieb …?«
    »Amineanwein.« Aedemon hielt inne, als wollte er die Bemerkung noch erweitern, fügte aber nichts hinzu.
    »Sie missbilligen das?«, fragte Helena.
    »Nicht im Geringsten. Gegen Amineanwein ist nichts einzuwenden – in moderater Dosierung. Er kann Durchfall auslösen, wenngleich er den Ruf hat, ihn zu heilen.«
    »Und er ist wirkungslos!«, höhnte Helena. »Unsere ältere Tochter hat ständig Halsschmerzen«, erklärte sie. »Wir haben alles versucht.«
    »Versuchen Sie es mit einem Sirup aus Katzenminze. Meine Frau verwendet

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