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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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römische Festlichkeiten würden ihr nichts bedeuten. Verherrlichten die germanischen Stämme die Rückkehr des Lichtes? Ehrten sie die alles beherrschende Sonne? Ich wusste nur, dass diese bombastischen Blödmänner den Kampf liebten. Irgendeinen Groll auf die lange Bank zu schieben, egal, in welchem Monat, lag nicht in ihrer Natur.
    Veledas Götter waren Geister des Waldes und des Wassers. Sie war eine Priesterin mystischer Wesenheiten in Lichtungen und Hainen gewesen. Quell- und Teichnymphen. Sie wurden durch Weihgaben gefeiert – Beutestücke, Waffen, Geld –, die an heiligen Orten in Flüssen und Mooren dargebracht wurden. Und ja, diese Götter wurden ebenfalls durch das Darbringen abgeschlagener Feindesköpfe im Wasser geehrt. Doch falls es dafür eine bestimmte Jahreszeit gab, außer in sämtlichen Kriegszeiten, wusste ich nicht, wann die war. Wenn Veleda Scaeva getötet hatte, erschien mir die Tatsache, dass es jetzt passiert war, irrelevant.
    Wenn Scaevas Mörder ein anderer war, wie ich es nach wie vor für wahrscheinlich hielt, war er dazu kaum durch die übliche Raserei der Festtage animiert worden. Kein grämlicher alter Onkel hatte plötzlich die Schnauze voll gehabt, zum Wahnsinn getrieben, weil sich alle anderen so gut amüsierten, und hatte sich auf Scaeva gestürzt. Missmutige Onkel halten sich meiner Erfahrung nach daran fest und wälzen ihre Schwermut Jahr für Jahr auf ihre Verwandten ab. Nie bringen sie Geschenke mit, weil ihnen »diesmal einfach nicht danach ist« (dieselbe Ausrede, die der alte Geizhals schon im Jahr zuvor verwendet hatte). Sie sind nur darauf aus, den besten Wein leer zu saufen. Sie machen nichts, was schlimm genug wäre, sie komplett auszuschließen; sie ermorden keine Menschen.
    Und keine enttäuschte Freundin hatte sich in festlicher Eifersucht über Scaeva hergemacht. Wir wussten, dass die Frauen, mit denen er rumgevögelt hatte, seine Aufmerksamkeiten als Teil des Lebens hingenommen hatten. Und sie hatten ihn gemocht, zumindest wegen seiner Großzügigkeit.
    Außerdem hatten die Feiertage noch gar nicht begonnen. Nichts davon passte. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich letztlich doch geirrt haben könnte, aber falls die Saturnalien wichtig waren, zeigte sich das nicht in den Beweisen, die ich bisher hatte zusammenkratzen können.
     
    Zu Hause tanzte der Bär. Unsere beiden Sklaven Galene und Jacinthus hatten jegliche Arbeitsbemühungen aufgegeben, ein Aspekt des Festes, den sie äußerst anziehend fanden. Legionäre hängten überall grüne Zweige auf. Ich nahm an, dass sie den ganzen Tag damit verbracht hatten, das Grünzeug zu besorgen, es zurechtzuschneiden und zu Girlanden zu winden, statt ihre Jagd nach Veleda fortzusetzen. Das Abendessen war in Vorbereitung. Zwei der Soldaten, Gaius und Paullus, kochten fröhlich vor sich hin, beobachtet von meinen Töchtern. Julia sang etwas, das ich als eine Strophe aus dem Essnapflied erkannte, obwohl sie den Mund voll Mostkuchen hatte. Zum Glück war es eine der harmloseren Strophen. Ebenfalls zum Glück war Helena nicht anzusehen, ob sie das Lied kannte. Nach den Spuren auf ihren Tuniken und Gesichtern hatten die beiden Kinder den ganzen Nachmittag in der Küche genascht und würden nichts Richtiges mehr essen wollen. Jemand hatte Favonia ein Sigillarium geschenkt, eines dieser sinnlosen Tonfigürchen, die für die Saturnalien zu Hunderten verkauft wurden aus Gründen, an die niemand sich erinnern kann. Favonia benutzte es als Beißring. Als ich den Raum betrat, würgte sie gerade an einem abgebrochenen Stück. Schnelles Handeln – die Kleine kopfüber halten, mit einem festen Schlag auf den Rücken – sorgte auf traditionelle Weise für Abhilfe. Mit sicherem Gespür für entsetzte Eltern, die befürchtet hatten, sie zu verlieren, begann Sosia Favonia schreiend nach mehr Aufmerksamkeit zu verlangen. Der Soldat Paullus half dem auf ebenso traditionelle Weise ab – er hielt ihr eine große gefüllte Dattel hin. Triumphierend verdrückte Sosia die Gabe nach flüchtigem Dank, während Julia zu schreien begann, weil sie keine gekriegt hatte.
    Ich ging.
     
    Meine Entschuldigung, von Helena viel zu frostig aufgenommen, wie ich fand, bestand darin, Petronius Longus befragen zu müssen, ob irgendein pflichtbewusster Bürger den entlaufenen Flötenjungen aufgegabelt und den Vigiles übergeben hatte. »Petronius stand sowieso auf meiner heutigen Liste.«
    »Kannst du das nicht morgen erledigen?«
    »Könnte lebenswichtig

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