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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihr Vater sie nicht sah.
    Neklas legte den nassen Lappen beiseite und winkte Magda heran. «Bleib bei ihm. Wenn es aussieht, als würde er wieder bewusstlos, mach mit dem Wasser weiter. Wir müssen ihn eine Weile wach halten.» Er nahm Adelina in den Arm und führte sie zur Tür. «Es sieht so aus, als wäre nur seine Sprache beeinträchtigt. Wir haben rasch gehandelt. Vielleicht erholt er sich wieder davon. Ich werde ihn genau untersuchen, Adelina. Und du gehst jetzt besser hinaus. Hier kannst du im Augenblick nichts tun.»
    «O Neklas.» Sie schüttelte betrübt den Kopf. «Ich hatte solche Angst.» Sie versuchte ein Lächeln. «Danke.»
    «Wofür?»
    «Du hast gewusst, was zu tun war. Wenn du nicht gewesen wärst …»
    «Adelina, dazu bin ich schließlich Arzt, nicht wahr?» Er legte den Kopf auf die Seite und lächelte. «Und auch wenn du so gut wie nie auf den Medicus des Hauses hören willst, ordne ich hiermit an, dass du hinüber in die Apotheke gehst und dich um Mira kümmerst. Wahrscheinlich sitzt sie schon seit über einer Stunde dort und hält Maulaffen feil.»
    «Also gut.» Zögernd wandte sich Adelina noch einmal um und blickte zu ihrem Vater, dann verließ sie schweren Herzens die Schlafkammer ihres Vaters.
    In der Apotheke saß Mira, den Rücken gegen ein Regal gelehnt, und war doch tatsächlich eingeschlafen. Adelina schüttelte den Kopf und fasste sie an der Schulter. Erschrocken fuhr Mira auf.
    «Meisterin!» Fahrig strich sie sich den Rock glatt. «Verzeiht, ich habe Wasser geholt und dann … Es waren keine Kunden da.»
    «Ist schon gut, Mira.» Nachsichtig lächelte Adelina, obwohl sie sich äußerst angespannt fühlte. «Wir werden für heute die Apotheke schließen. Griet schläft, also wirst du mit mir und Franziska zum Einkaufen gehen. Geh und hol schon mal deinen Mantel. Wir brechen gleich auf.»
    Mira rannte los; Adelina rief nach Franziska und gab ihr einige Anweisungen. Wenig später gingen die drei los in Richtung Fischmarkt, da Adelina eingelegten Hering erstehen wollte. Sie fühlte sich erleichtert, als sie dem Haus und der Aufregung, die heute dort geherrscht hatte, für ein Weilchen entfliehen konnte, und sie schämte sich für diese Empfindung. Andererseitskonnte sie bei der einfachen Tätigkeit des Einkaufens wieder ein bisschen neue Kraft schöpfen. Denn just war ihr klar geworden, dass sie davon in der nächsten Zeit mehr als nur ein wenig benötigen würde. Seit Neklas’ Reise nach Kortrijk hatte sie sich nicht mehr so hilflos gefühlt. Wie lange war das schon her! Und wie wenig Zeit war seit seiner Rückkehr vergangen. Keine drei Wochen. Wenige Tage vor seiner Rückkehr hatte es zwei tote Ratsherren gegeben, dann hatte sie eine Stieftochter bekommen, ein Lehrmädchen, einen Hund und jetzt auch noch einen schwerkranken Vater. Und ein größeres Haus, fiel ihr ein. So, wie die Dinge lagen – sie hielt inne, als sie auf dem Fischmarkt ankamen und betrachtete die Auslage eines Verkaufsstandes – würden sie den Platz wirklich gut brauchen können.
    «Dieser Fisch ist nicht mehr frisch», sagte sie mit gerümpfter Nase zu Franziska und ging weiter zum nächsten Händler.
    In ihrer Magengrube machte sich ein flaues Gefühl breit, als sie darüber nachdachte, wie dringend sie Platz benötigen würden. Und noch merkwürdiger wurde ihr bei dem Gedanken an die vielen Aufgaben und Pflichten, die auf sie zukommen würden. Denn es war möglich, dass ihr Vater sich nicht wieder erholen würde. Dann die beiden Mädchen und eine Apotheke, der die Kunden ausblieben. Es war ein Wunder, dass der Zunftmeister noch nicht bei ihr vorgesprochen hatte, um sie eingehend wegen Mathys’ Anschuldigungen zu befragen. Wenn diese Angelegenheit nicht bald öffentlich bereinigt würde, hätte sie vielleicht bald kein Geschäft mehr, um das es sich zu sorgen galt. Und auf eine solche Veränderung konnte sie herzlich gern verzichten, da ihr, wie sie mittlerweile fast sicher war, noch einigeweitere schwerwiegende Veränderungen bevorstanden. Ihr Herz begann bei diesem Gedanken zu klopfen, und sie fragte sich gerade, ob sie mit all dem fertig werden würde, als Franziska sie ansprach.
    «Herrin, geht es Euch nicht gut? Ihr seid so still, und Ihr seht ein bisschen blass aus.»
    «Nein, nein», beeilte Adelina sich, sie mit einem Lächeln zu beruhigen. «Mit mir ist alles in Ordnung.» Sie blieb neben einem geöffneten Heringsfass stehen und schnüffelte daran. «Dieser Fisch scheint in Ordnung zu sein»,

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