Mord Im Garten Eden
dass sie durch die zusätzlichen Moneten unbeschwerter mit dem Thema umgehen würde. Und wenn sie entspannter war, war sie vielleicht eher dazu geneigt, ihrer reizenden älteren Tochter wunderbare Beweise ihrer Gunst zu schenken.
Ja, ein neuer Lifestyle sollte mir recht sein.
Später an jenem Tag hörte ich zufällig, wie Mama mit Oma deswegen telefonierte.
»Ja, Mama, die Lotterie. Diese Scratcher-Lose... Nein, nicht alle sechs Zahlen... Ich weiß - unglaublich, nicht wahr? Jack hatte schon immer Glück, trotzdem, die Gewinnchancen sind ausgesprochen gering. Aber weißt du, was komisch ist? Ich habe deswegen ziemlich gemischte Gefühle. Einerseits bin ich begeistert. Wer wäre nicht begeistert, wenn er zwei Millionen Dollar gewinnt...«
Also, so viel hatten wir gewonnen!
Mama fuhr fort: »Ich mache mir Sorgen, dass es den Kindern zu Kopf steigen könnte. Jack hat Toni schon ein Auto versprochen, und Beth glaubt, wir seien jetzt Millionäre... Ich weiß, ich weiß. Ich will sie nur nicht verziehen.«
Sie wollte uns nicht verziehen? Sie wollte nicht, dass uns das Geld zu Kopf steigt? Und wenn es so wäre, was soll’s, wenn wir damit komfortabler leben können.
Ich wusste, wie ich vorzugehen hatte. Nicht meckern, nicht viel fordern. Ich musste mich langsam vorarbeiten und mich übertrieben dankbar zeigen. Ich würde Mama zeigen, dass ich das Geld nicht als selbstverständlich betrachtete. Und dann würde sie merken, dass das Geld uns nicht verdarb. Und könnte uns guten Gewissens alles kaufen, was wir wollten.
Am Samstag im Einkaufszentrum begann ich, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Zunächst verlief alles wie vorgesehen. Mit allergrößter Zurückhaltung suchte ich mir nur eine Hose aus. Eine einzige. Und sie war nicht mal teuer. Mama war allem Anschein nach zufrieden.
Gut.
Ein paar Wochen nachdem wir das Geld gewonnen hatten, verfuhr ich immer noch nach Plan.
Beth war ein Thema für sich. Sie rastete aus, als Mama ihr nicht erlaubte, sich noch ein Paar Schuhe und zwei Kleider zu kaufen.
»Aber Mama«, beschwerte sie sich, »das ist nicht fair. Ich habe mir diese Kleider schon so lange gewünscht. Lisas Mutter hat ihr vorige Woche vier Anziehsachen gekauft, und dabei hat ihr Vater nicht im Lotto gewonnen.«
Oma verkniff sich ein Lächeln. Mir war klar, dass mein Verhalten neben Beths raffgierigen Ausfällen sogar noch besser wirkte.
Ich trennte mich von den anderen und ging in eines meiner Lieblingsgeschäfte.
Erster großer Fehler. Mama gab mir für den Kauf der eleganten Hose ihre Kreditkarte.
Zweiter großer Fehler. Beim Herumstöbern war mir schon klar, dass ich mich nicht würde beherrschen können.
»Reiß dich zusammen«, flüsterte ich mir zu. Aber die Sachen war so süß - und gar nicht sooo teuer. Abgesehen davon konnten wir es uns ja leisten.
Nach einer Weile waren offiziell acht neue Teile in meinem Besitz.
Ich lächelte.
Mama lächelte nicht, als sie sah, was ich gekauft hatte.
»Toni, von dir hätte ich wirklich mehr erwartet. Du bist fünfzehn. Wie konntest du das nur tun?«
Dabei sah sie mich nicht einmal an.
Ich sagte: »Aber du verstehst das nicht -« »Ich verstehe sehr wohl«, unterbrach Mama mich. »Aber vielleicht verstehst du nicht, was Selbstdisziplin bedeutet. Ihr Mädels seid undankbar. Ich hätte mich niemals so verhalten. Du wirst jetzt hingehen und die Sachen zurückbringen.«
Sie zurückbringen ? Ich verstand nicht, warum Mama so stur war. Ich wusste, dass es bei uns nicht zur Gewohnheit werden sollte, alles zu kaufen, was wir wollten, aber ich hatte angenommen, dass sie ein bisschen mehr Verständnis aufbringen würde. Das musste ich sagen.
»Mama, ich verstehe wirklich nicht, warum du dich so aufregst. Wir haben das Geld doch, oder?«
Mama sah entnervt aus. Als sie dann fortging, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.
Aus Beths Sicht
Als ich erfuhr, dass wir im Lotto gewonnen hatten, war mein Tag gerettet. Ich gehe in die sechste Klasse und hatte an diesem Tag gerade eine mündliche Prüfung in Sozialkunde und eine große schriftliche Prüfung in englischer Grammatik.
In englischer Grammatik bin ich die Schlechteste.
Mr. Furling hatte mich aus dem Klassenzimmer gerufen, und dann sah ich Dad. Er fuhr mit mir nach Hause und erzählte mir die großen Neuigkeiten. Wir hatten im Lotto gewonnen. Mir war es egal, wie viel. Ich tanzte im Zimmer herum. Als mein Dad zu Toni, die eigentlich Tonia heißt, sagte, dass sie sich ein Auto kaufen kann,
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