Mord Im Garten Eden
schwieg.
»Ich bin ganz bestimmt supervorsichtig. Okay?«
Decker öffnete die Augen, nickte. »Also gut.«
»Du siehst nicht glücklich aus.«
Decker schob seinen Bagel zur Seite. »Bin ich auch nicht, aber ich vertraue dir.«
»Danke. Das bedeutet mir wirklich viel.« Sie berührte die Hand ihres Vaters. »Mir wird schon nichts passieren. Und ich ruf dich am Samstagabend an.«
Nachdem Angelica Martinez ein paar Runden um den Parkplatz des Bootles-Schießsportzentrums mit Indoor- und Outdoor-Schießanlagen gedreht hatte, fand sie schließlich eine Lücke. Angelica, Cindy Decker und Kate MacKenny waren schnell Freundinnen geworden - ständig steckten sie zusammen, auch wenn das nicht ewig so bleiben würde. Martinez würgte den Motor ab, stieg mit den anderen beiden aus und streckte sich. Unter dem Parkplatz lagen die Schießanlagen, eine ebene, mit Unkraut bewachsene Fläche zwischen endlosem, welligem Hügelland. Laute Knallgeräusche durchbrachen den peitschenden Wind. Wie Stahlplatten hingen dunkle Wolken über ihren Köpfen. »Meine Füße sind total hinüber!«, sagte sie.
»Nach zehn Meilen bergauf kein Wunder«, antwortete Kate.
»Tun sie dir nicht weh?«
»Das ist noch stark untertrieben«, sagte Kate. »Bei mir ist schon Rigor Mortis eingetreten. Ich hasse diese Frau.«
»Das wäre der Spitzname für sie«, schlug Cindy vor: »Rigor Mortis. Wir wünschen ihr alle den Tod!«
Die jungen Frauen lachten. Kate strich sich ihre blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Mann o Mann, was würde ich darum geben, wenn ich die Rigor bei den Schießübungen als Zielscheibe hätte!«
Angelica sagte: »Da müsstest du dich aber in die Schlange einreihen - und zwar hinter mich.«
Noch am Vormittag hatte Rigor sich Angelica zur Brust genommen. Hatte sie aus unersichtlichem Grund abgekanzelt. Cindy fand, dass Angelica es ausgesprochen gut weggesteckt hatte. Aber anscheinend brodelte es immer noch in ihr.
Es war bitterkalt. Cindy rieb sich die Hände und schaute auf den Komplex, der sich unter ihnen ausbreitete. Bootles verfügte über mehrere Arten von Schießanlagen im Außenbereich für Wettkampf- und Trainingsschießen. Alle Schießanlagen waren am hinteren Ende mit großen, mit Stahl bewehrten Kugelfängen ausgerüstet und mit Dämpfern auf der Erde, die verirrte Kugeln auffingen. Im Zentrum stand ein verglaster Turm, von dem aus gerade ein Range Officer über eine Beschallungsanlage einer Gruppe von Gewehrschützen Anweisungen gab. Die Outdoor-Anlagen waren mit sechs Metern Sandsackwällen abgeschottet. Dahinter lag meilenweit Hügelland mit Gestrüpp und kalifornischen Buscheichen. Das Gebäude mit den Indoor-Anlagen lag am Fuß des Parkplatzes.
»Wo sind denn die anderen alle?«, wollte Kate wissen.
»Ich habe eine Abkürzung genommen«, erklärte Cindy. »Mein Dad wohnt ungefähr zwanzig Meilen von hier, deshalb kenne ich ein paar Schleichwege. Die anderen kommen bestimmt auch gleich. Vielleicht gibt’s ja ein paar Pluspunkte dafür, dass wir die ersten waren.«
»Träumst du? Die Rigor wird uns höchstens unterstellen, wir hätten sie bloßstellen wollen«, meinte Kate. »Gott, wie ich die hasse.«
»Damit stehst du nicht allein«, sagte Cindy. »Der Baldwin ist kurz davor, ihr...«
»Leute, dem ist sie längst nicht so verhasst wie dem Holstetter«, warf Angelica ein. »Wenn die den Holstetter noch härter zureiten will, braucht sie Trense und Zügel!«
Cindy blieb stocksteif stehen, und obwohl Rigor saß und Kaffee trank, wagte sie nicht, Platz zu nehmen oder sich wenigstens an die Wand zu lehnen. Sie durfte sich keine Schwäche anmerken lassen, obwohl ihre Füße grausam schmerzten. Wenigstens war es hier in der Kantine warm - eigentlich sogar stickig. So stickig, dass jemand das Fenster geöffnet hatte, um etwas Luft hereinzulassen.
Zuerst der Morgenlauf, dann die stundenlangen gymnastischen Übungen, dann der Zehnmeilenlauf bergauf und jetzt schon seit zwei Stunden Zielscheibenschießen. Cindy war gereizt und hungrig, schaute zu den Speisen in den Warenautomaten, kaufte aber nichts. Sie und Kate hatten vereinbart, nichts zu essen, um der Rigor zu zeigen, dass sie eisernes Stehvermögen hatten. Und so warteten die beiden mit ungefähr einem halben Dutzend anderer Polizeischüler, bis ein Schießstand frei wurde. Sie lauschten der Stimme eines weiblichen Range Officers, der den Pistolenschützen unten in den verglasten Bahnen Anweisungen gab.
Schneidend eisige Zugluft fegte durch das
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