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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ihrem Vater fehlte gar nichts. Im Gegenteil. Er stellte sie auf die Probe . Nach allem, was sie an diesem Tag durchgemacht hatte, besaß er tatsächlich noch den Nerv, sie auf die Probe zu stellen. Spontan brach sie in Tränen aus.
    Decker wartete ab, tat nichts, um sie zu beruhigen. Dann startete er den Wagen. »Du musst mit den Augen ebenso denken wie mit dem Hirn«, sagte er.
    »Wie konntest du mir das antun, nachdem...«
    »Genau in einer solchen Situation musst du auf dem Posten sein.« Er hielt ihr ein Taschentuch hin. »Wenn du einmal durch die Hölle und zurück gegangen bist, wenn du fix und fertig, todmüde, hungrig und ausgelaugt bist. Weil du genau dann für Fehler anfällig bist. Was du machen musst, ist einmal tief durchatmen und dich davon überzeugen, dass dein Kopf noch funktioniert. Das Leben, das du rettest, könnte dein eigenes sein.«
    Sie fühlte sich betrogen, trocknete ihre Tränen und sagte nichts. Aber als sie schweigend weiterfuhren, stellte sie fest, dass sie auf die Straßenschilder achtete.
    »Möchtest du darüber reden?«, fragte ihr Vater sie schließlich.
    »Du hättest nicht kommen und mich retten müssen, weißt du.« Zaghaft fragte sie: »Haben die vor, uns von der Schule zu verweisen?«
    »Keine Ahnung. Sie müssen erst einmal die Aussagen auswerten.«
    »Kennst du die Details?«
    »Ich würde sie gern von dir hören.«
    Cindy erzählte die Geschichte abermals. »Die Rigor war durch die Bank unbeliebt«, fügte sie hinzu, als sie geendet hatte. »Alle haben mehr oder weniger gesagt, dass sie ihr den Tod wünschen.«
    »Du auch?«
    »Ich auch. Aber das hat doch niemand ernst genommen, Dad. Ich weiß nicht, was die dir erzählt haben, aber ich glaube nicht, dass einer von uns sie ermordet hat.«
    »Angelica Martinez war wütend auf sie und ist von der Schießanlage gerannt...«
    »Sie hat sich geärgert.«
    »Sie war allein, als der Schuss fiel. Und dann dieser Holstetter. Die Rigor hatte es wirklich auf ihn abgesehen. Hat ihn bei jeder Gelegenheit zur Schnecke gemacht. Stimmt das denn nicht?«
    »Schon, aber ich kann nicht glauben...« Cindy überlegte. »Der Holstetter ist ein Trottel - aber er ist kein Mörder. Abgesehen davon wäre es unglaublich bescheuert, sie dort umzulegen, in aller Öffentlichkeit.«
    »Es war nicht in aller Öffentlichkeit. Niemand hat etwas gesehen. Du hast überhaupt nichts gesehen und warst gerade mal eineinhalb Meter von ihr entfernt.«
    Cindy schwieg einen Augenblick. »Anscheinend ist meine Beobachtungsgabe noch ausbaufähig«, bemerkte sie.
    »Erzähl mir die Geschichte noch einmal.«
    »Du machst Witze.«
    »Nein. Komm schon.«
    Noch einmal wiederholte Cindy mechanisch, was geschehen war. Rigor ging zur Kaffeemaschine, steckte Geld in den Schlitz, bekam den Kaffee. Als sie sich umdrehte, um zu ihnen zu kommen, wurde ihr Kopf von etwas zurückgerissen.
    Decker unterbrach sie: »Hast du irgendwas gehört? Du hast erzählt, was du gesehen hast. Hast du auch etwas gehört?«
    »Nein.«
    »Du warst über einer Schießanlage, Cindy«, sagte Decker. »Du musst die Anweisungen des Range Officers gehört haben. Du musst Schüsse gehört haben.«
    Cindy biss sich auf die Lippen. »Vermutlich. Aber in dem Augenblick waren das nur Hintergrundgeräusche.«
    »Ein Schuss, so nahe, dass er sie getroffen hat. Keine Scheibe, die das Geräusch erstickt hätte. Du hättest etwas hören müssen, das lauter war als nur Hintergrundgeräusche.«
    Sie dachte nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Mach kurz die Augen zu. Versuch, dich zurückzuversetzen... genau in den Moment, kurz bevor Lynne sich umdreht.«
    »Ich versuch’s«, sagte sie resigniert.
    Decker sprach beruhigend auf sie ein. »Sie will sich gerade umdrehen. Genau in dem Augenblick wird ihr Kopf zurückgerissen. Hörst du irgendetwas, das sich mit Rigors Bewegung deckt?«
    Cindy schüttelte den Kopf. »Nein... nein.«
    »Die Kugel kommt einfach so durchs Fenster hereingeflogen?«
    »Vermutlich. Alles, was ich höre, ist dieses fürchterliche Knacken, als ihr Kopf auf den Betonboden aufschlägt. Ich renne zu ihr hin und lege ihr die Hände auf die Wunde, weil ich sie...«
    »Wie ist sie auf dem Boden gelandet? Mit dem Gesicht nach oben oder nach unten?«
    »Gesicht... Gesicht nach oben.«
    »Wie erklärst du dir das?«
    Cindy starrte ihn an. »Wie meinst du das?«
    »Wenn sie mit dem Gesicht nach oben aufgeschlagen ist, wie erklärst du dir dann den Bruch in ihrer Stirn?«
    Langes Schweigen. »Keine

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