Mord Im Garten Eden
die einzigen Menschen dort waren Sergeant Rigor, Kate MacKenny und sie selbst gewesen.
Wissen Sie noch, ob Sie jemanden vor dem Fenster gesehen haben?
Nein. Kein Gesicht, nicht einmal eine fliehende Gestalt.
Die Befragung dauerte bis nach dem Abendessen - und betraf Cindy und Kate, alle in der Kantine, alle aus Rigors Klasse, alle in der Schießanlage. Und als die Polizei dort schließlich fertig war, fuhren Rigors Vorgesetzte mit ihren Polizeianwärtern zu weiteren Befragungen in die Akademie zurück.
Schwerer Verdacht hing wie eine Wolke über der Gruppe. Wehe dem, der nicht in der Öffentlichkeit gesehen worden war, als der Schuss fiel. Cindy hatte glücklicherweise Kate und die anderen, die ihre Aussage stützten. Und umgekehrt. Aber ein paar Polizeischüler gab es, die sich von den anderen abgesondert hatten - Baldwin, Holstetter, Angelica.
Beamte der Akademie sammelten die Waffen ein, um sie zu überprüfen. Reihum nahmen sie wiederholt alle in die Mangel, normalerweise beginnend mit Cindy. Sie war dabei gewesen, war die, die als Erste etwas unternommen hatte. Egal, wie oft sie wiederholte, was passiert war, man sah sie an, als hätte sie etwas falsch gemacht!
Haben Sie die Leiche bewegt, Ms. Decker?
Nein. Das Einzige, was sie getan hatte, war, Druck auf die Wunde auszuüben, um die Blutung zu stoppen.
Sind Sie sicher?
Natürlich war sie sicher! Warum glaubten sie ihr nicht? Ihr ging auf, dass sie hier Vernehmungserfahrung aus erster Hand sammelte - nur leider auf der falschen Seite.
Die Stunden vergingen, und die Geschichte wurde zur Routine, ihre Worte mechanisch, bar der Emotionen, die zu Beginn noch vorhanden gewesen waren.
Schließlich war die letzte Befragung beendet. Halten Sie sich in der Nähe Ihres Hauses auf; vielleicht ergeben sich noch weitere Fragen, sagten sie zu Cindy. Melden Sie sich am Montag in der Akademie. Der Unterricht entfällt. Bis zur Aufklärung der Tragödie war die Gruppe suspendiert.
Es war fast Mitternacht, als Cindy den Vernehmungsraum verließ. Das Schlimmste lag hinter ihr, dachte sie - bis sie ihren Vater sah, der auf sie gewartet hatte. Seine Miene war ausdruckslos - seine Polizistenmiene.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Er zischte: »Schau auf den Boden! Und wenn du wieder aufschaust, müssen deine Augen trocken sein.«
Sie tat, was er verlangte, war froh, ihm und seinen unzweideutigen Befehlen folgen zu können.
Sie gingen den langen Flur entlang durch das altehrwürdige Gebäude, vorbei an Vitrinen mit Wettkampftrophäen der Akademie. Ihr Vater nickte bekannten Gesichtern zu, die ihnen begegneten. Er berührte sie nicht, sprach nicht mit ihr, bis sie das Gebäude verlassen hatten und auf dem Parkplatz waren.
Decker zwang sich dazu, sie nicht zu umarmen, aus Angst, er könnte ihr vor Erleichterung die Knochen brechen. Er fragte nur: »Geht es dir einigermaßen?«
»Also,... ja, ich bin...«
»Dass ich mir Sorgen machen werde, sobald du einmal deinen Dienst antrittst, wusste ich schon immer.« Er lächelte grimmig. »Aber dass du’s jetzt schon bei mir auf einen Herzanfall anlegst, wusste ich nicht.«
Cindy legte die Arme um ihren Körper. »Das war nicht meine Absicht.«
»Wichtig ist nur, dass du noch an einem Stück bist.«
»Physisch zumindest.«
»Im Augenblick ist mir physisch das Wichtigste.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Komm jetzt mit nach Hause. Ich bringe dich morgen wieder her.«
Sie nickte und folgte ihrem Vater zu seinem auffrisierten Porsche. Normalerweise donnerte er mit quietschenden Reifen aus Parklücken heraus. An diesem Abend fuhr er langsam, mechanisch. Niemand sprach.
Er ließ die Zufahrtsschilder zur Autobahn links liegen und steuerte auf die dunklen Hügel von Chavez Ravine zu, wo die Landstraße sich in stetem Rhythmus auf- und abwärtswand. Kleine Bungalows säumten den dunklen Asphalt, Licht fiel aus einigen Fenstern. Immer tiefer fuhr er in die Landschaft.
Cindy war verwirrt: »Wohin fahren wir?«
Abrupt riss Decker das Lenkrad herum, steuerte an den Straßenrand, schaltete den Motor aus und sackte auf dem Fahrersitz zusammen.
Cindys Herz machte einen Satz: »O Gott! Dad!«
Mit ruhiger Stimme sagte Decker: »Ich wurde angeschossen, Wachtmeister. Sie müssen es über Funk durchgeben. Wo sind wir?«
Cindy zitterte am ganzen Körper, blind vor Sorge.
Ihr Vater setzte sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Ich habe dich etwas gefragt. Wo sind wir?«
Cindy fiel die Kinnlade herunter.
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