Mord Im Garten Eden
Iss’n netter Haufen. Na ja, ein paar von den Typen sind reichlich plump.«
»Machen sie dir das Leben schwer?«
»Sie machen allen das Leben schwer. Die führen sich oft wie Testosteronbomben im Nahkampf auf. Die kriegen einen Kick, wenn sie Leute drangsalieren können. Aber damit kann ich umgehen. Man muss nur hart zurückschlagen.«
»Genau. Aber pass auf, dass du das mit Überlegung und nicht aus Wut heraus machst. Schikanieren sie dich sonst irgendwie?«
»Schikanieren? Nein. Jedenfalls nicht offenkundig. Die Akademie duldet das nicht. Eine unserer ersten Vorlesungen hatte das Thema ›Keine Schikanen, kein Rassismus, keine Diskriminierung‹. Du weißt schon, nach dem Motto: »Ein Polizist kennt nur eine Farbe, und die ist blau.«
»Sehr gut. Und wie sind die Frauen in deiner Gruppe?«
Cindy zuckte die Achseln. »Normalerweise, würde ich sagen, hätte ich mit denen nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten. Aber wir machen eine so intensive Erfahrung zusammen durch, das verbindet. Zwei von den Mädels - Angelica Martinez und Kate MacKenny - kommen ebenfalls aus Polizistenfamilien, was bedeutet, dass unsere Kindheit ähnlich war.«
»Dass zum Beispiel der Vater nie da war?«
»Es ist eher so, dass wir jetzt erst allmählich raffen, unter welchem Druck unsere Väter gestanden haben müssen. Und dabei haben wir bis jetzt noch nicht mal unseren Dienst auf der Straße angetreten! Was in einem halben Jahr alles zu lernen ist! Das haut einen um.« Sie zuckte wieder die Achseln. »Na ja. Schön eines nach dem anderen.«
»Das ist die richtige Einstellung. Wie sind eure Dozenten?«
»Ein paar sind ganz okay, andere weniger. Betäubungsmittel ist okay. Berichtswesen - soso, lala, der Prof ist eine ziemliche Schnarchnase. Beweismittelsicherung ist klasse - echt interessant. Aus mir wird bestimmt mal ein super Detective!«
Decker lachte.
»Unser Ausbilder in Kampfsport ist eine Frau - Sergeant Peoples.«
»Kenn ich nicht.«
»Unser Ausbilder in Schusswaffen ist auch eine Frau - Sergeant Rigor. Der Name passt zu ihr - rigoros und total irre.«
Deckers Gesicht war ausdruckslos. »Lynne Rigor?«
»Du kennst sie?«
»Ja. Sie soll eine ausgezeichnete Schützin sein. Warum sagst du, dass sie irre ist?«
»Weil sie davon besessen ist, uns zu trainieren... wir sollen auch noch am Wochenende ran. Sie ist ganz versessen darauf, uns auf unterschiedlichem Gelände zu trainieren, damit wir lernen, mit unterschiedlichen Situationen umzugehen. Am nächsten Samstag geht’s los.«
»Es ist also Pflicht?«
»Freiwillige Pflicht. So, wie sie das angeht, haben wir nicht wirklich eine Wahl.«
Decker runzelte die Stirn. »Na ja, ein bisschen Zusatztraining wird euch nicht schaden.«
»Außerdem geht sie mit uns zum Schießen auf einen Schießplatz außerhalb des Campus.«
»Wie bitte? So etwas Lächerliches hab ich ja noch nie gehört!«
»So schlecht ist das gar nicht.«
»Mit zwanzig grünen Kids auf einen Schießplatz zu gehen? Das schreit ja direkt nach Katastrophe. Was hattet ihr bis jetzt? Alles in allem zwei Monate Schusswaffenerfahrung?« Er machte ein finsteres Gesicht. »Es würde mich interessieren, ob ihre Vorgesetzten das wissen.«
»Misch dich bitte nicht ein, Dad.«
»Aber es ist gefährlich -«
»Polizist zu sein ist gefährlich.«
»Bringt wenigstens zuerst euer normales Training hinter euch. Ich will dich nicht vor einem scharfen Ausbilder abschirmen, Cynthia. Ich versuche nur, euch alle vor Schaden zu bewahren. Lass mich wenigstens mit Lynne sprechen und herausfinden, was sie vorhat.«
Cindy sah ihn ruhig an. »Wie würdest du reagieren, wenn dein Daddy sich bei dir einmischen würde?«
Decker setzte zum Sprechen an, machte den Mund zu und sagte dann: »Will die Rigor Simulationsübungen mit Schusswaffen und Platzpatronen machen?«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
»Ich möchte nicht, dass du da hingehst.«
»Dad!«
»Cindy, Unfälle passieren nun einmal, ganz besonders dann, wenn die Übungen nicht gut durchdacht sind.«
»Und was soll ich ihr sagen? ›Tut mir leid, Sergeant. Dad hat’s verboten‹?« Sie beugte sich zu ihm. »Was macht das wohl für einen Eindruck, wenn ich einen Rückzieher mache? Und zwar nicht nur bei ihr, sondern auch bei meinen Mitschülern? Bei denen wäre ich doch sofort als Versagerin - als Weichei abgestempelt. Dann hätte keiner mehr Lust, mich im Team zu haben. Und sie hätten recht.«
Decker wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Er schloss die Augen und
Weitere Kostenlose Bücher