Mord Im Garten Eden
mich, dass Sie das verstehen. Denn ich habe Folgendes vor: Sie bekommen hier zwar eine gute Ausbildung im Schießen, aber ich glaube nicht, dass das ausreicht. Wissen Sie, was ich deshalb tun werde? Ich werde Sie am Samstag mitnehmen - natürlich auf freiwilliger Basis. Wir werden ein bisschen laufen, ein bisschen trainieren, ein bisschen schießen. Nicht hier. Auf einem anderen Gelände... um Sie an unterschiedliche Situationen und Umstände zu gewöhnen. Damit Sie nicht vielleicht irgendwann auf die Idee kommen, dass Mr. Drecksack immer direkt vor Ihnen stehen muss, in einem Abstand von sechs Metern, und dass er nur darauf wartet, bis Sie auf ihn schießen. Sie müssen in jedem Gelände üben!«
Die Sergeantin starrte die Polizeischüler in ihren blauen Uniformsweatshirts an, und ihr Blick wanderte über die Namen, die auf die Shirts genäht waren: Darwin, Holstetter, Baldwin, Martinez, Jackson, McVie, Decker, MacKenny... wie verdammt jung sie alle waren!
»Diese zusätzliche Schießübung ist meine Idee und gehört nicht zum normalen Programm der Akademie. Deshalb sind Sie nicht verpflichtet, sich einzutragen. Aber lassen Sie mich nur so viel sagen: Sie können auf zweierlei Arten auf die Straße losgelassen werden: vorbereitet oder unvorbereitet. Ich bin bereit, meine Freizeit für Sie zu opfern, um Sie vorzubereiten. Es ist nicht nötig, dass Sie mir dafür dankbar sind. Aber es ist nötig, dass Sie gute Polizisten sind.«
Rigor hielt ein Anmeldeformular in die Höhe. »Das da liegt in meinem Büro auf. Falls Sie jemand fragen sollte, was das bedeutet, sagen Sie ihm einfach, dass Sie einen lustigen Samstag zusammen mit Sergeant Rigor verbringen werden. Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie sich anmelden oder nicht.«
Sie wandte sich an Holstetter: »Nun, wie wär’s, wollen wir beide zusammen die Spitze bilden?«
»Jawoll, Ma’am, jawoll!«
»In Zweierreihen antreten!«, brüllte Rigor, und die Truppe stellte sich in einer langen Reihe auf, zwei und zwei nebeneinander. Sie nickte Holstetter zu, und sie begannen ihren kleinen Ausflug auf die Anhöhe. Holstetter musste schwer kämpfen, um mit Rigor mitzuhalten, und während er sich auf seinen Schritt konzentrierte, ging sein Atem schneller, und seine Beinmuskeln verkrampften.
Sadistische Sklaventreiberin!
»Was soll ich sagen? Es ist eine grausame und unübliche Strafe. Aber über was beklage ich..., äh, worüber beklage ich mich?«
Peter Decker lächelte seine Tochter an. »Wenn’s grammatikalisch richtig sein soll...«
Cindy lachte und nippte an ihrem Kaffee. »Kaum drei Monate von der Uni, und schon rede ich wie die hier im Valley! Was mein Literaturprofessor wohl sagen würde?«
»Wahrscheinlich, dass du auf der Graduate School hättest bleiben sollen.«
»Um meine Zeit und euer Geld zu verplempern«, konterte Cindy. »Jedenfalls weiß ich, dass ich die letzte halbe Stunde nur gemeckert habe.«
»Ach was, du hast ja zwischendurch Luft geholt«, sagte er.
Sie grinste ihren Vater an und zeigte dabei eine Reihe weißer, gleichmäßiger Zähne. Ein hübsches Mädchen, dachte Decker - gut geschnittenes Gesicht, große braune Augen, weiße Haut, übersät mit Sommersprossen, und eine Flut roter Haare. Er hatte sie physisch noch nie so fit erlebt. Das macht die Polizeiakademie aus dir , dachte er.
»Ich bin nicht unglücklich, Daddy. Ich muss nur Dampf ablassen. Bei dir kann ich das doch, oder?«
»Ich fühle mich geehrt.«
»Der theoretische Unterricht ist ein Klacks. Und was das Fitnesstraining angeht - also, es stimmt schon, ich bin immer echt fix und fertig. Aber andererseits ist es auch wieder super, wenn man gezwungen ist, auch diese Strecke noch zu laufen, und sich bis zur Schmerzgrenze antreibt, wohl wissend, dass mal das eigene Leben davon abhängen kann. Auf der Straße, wenn man einen Verbrecher verfolgt, gibt’s schließlich auch kein Zeitlimit.«
Diese Weisheiten stammen bestimmt aus dem Mund eines Ausbilders, dachte er. Aber sie waren heutzutage vielleicht noch berechtigter als zu seiner Zeit. Er freute sich, dass Cindy sie ernst nahm.
Decker streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus. »Was das betrifft, hast du recht«, sagte er zu ihr.
Wieder grinste Cindy ihn an.«Als ob ausgerechnet ich dir das erklären müsste.«
Decker biss in seinen Zwiebelbagel. »Wir reden nicht von mir, sondern von dir.« Er kaute einen Augenblick. »Du hast noch nicht viel über deine Klassenkameraden erzählt. Schon Freunde gefunden?«
»Klar.
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