Mord Im Garten Eden
grünen Augen und schlüpfte zur Tür hinaus.
Um die Ecke fand ich eine Telefonzelle, steckte einen Vierteldollar in den Schlitz, wählte und wartete. Eine Stimme mit Akzent hauchte ein Hallo.
Mit meinem ausbaufähigen Spanisch fragte ich nach Yolanda Flores. Die Frau, die auf Englisch antwortete, informierte mich, dass sie selbst Yolanda sei. Im Hintergrund hörte ich ein Baby plärren.
»Entschuldigen Sie die Störung«, entschuldigte ich mich. »Ich suche nach Ihrer Schwester.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine lange Pause.
Schnell fügte ich hinzu: »Ich bin nicht von der immigración . Mrs. Deirdre Pollack hat mich angeheuert, Martina zu finden, und Pastor Gomez hat mir Ihre Geschäftsnummer gegeben. Martina ist seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen, und Mrs. Pollack macht sich Sorgen um sie.«
Weitere Stille. Wäre nicht das weinende Baby zu hören gewesen, hätte ich gedacht, Yolanda hätte aufgelegt.
»Sie arbeiten für Missy Deirdre?«, fragte Yolanda.
»Ja«, sagte ich. »Sie macht sich große Sorgen um Ihre Schwester. Martina ist nicht zur Arbeit erschienen. Geht es Ihrer Schwester gut?«
Yolandas Stimme brach. »Geht nix gut. Montag, en la tarde , Mann von Martina ruft an. Sagt, Martina nicht mehr arbeiten bei Missy Deirdre und jetzt hat neue Arbeit. Fragt, ob ich Kinder abhole von Schule und mit nach Hause nehme, weil Martina arbeiten spät. So ich Mädchen abhole von Schule und mit nach Hause nehme.
Später ich versuche, anzurufen bei ihr, aber sie nicht zu Hause. Ich immer anrufen, aber niemand geht an Telefon. Ich nicht sprechen mit José, nicht sprechen mit niemand. Heute ich bringe Mädchen zur Schule. Dann José ruft wieder an.«
»Wann?«
»Vor zwei Stunden ungefähr. Fragt mich, ob ich Mädchen nehme. Ich sage ja, aber wo ist Martina? Er sagen, sie muss in Haus schlafen, wo sie arbeitet. Das ich nicht glauben.«
Jetzt war ich an der Reihe, nicht sofort zu antworten. Yolanda schaukelte das Baby vermutlich, weil es jetzt nicht mehr plärrte.
»Sie haben die Kinder gestern übernommen?«, fragte ich.
»Ich nehme ihre Kinder, ja. Ist in Ordnung, ich nehme die Kinder, aber ich will mit Martina sprechen. Und José... er nicht sagt neue Telefonnummer. Ich rufe bei Martina zu Hause an, niemand da. Ich will Missy Deirdre anrufen und fragen, ob Martina nicht mehr arbeiten bei ihr. Ahorita sagen Sie mir, dass Missy Deirdre mit Ihnen telefoniert. Ich... Angst.«
»Yolanda, wo kann ich José finden?«
»Er arbeitet construcción . Ich nicht weiß, wo. Vielleicht er geht Hause nach Arbeit und nicht geht an Telefon. Können Sie heute Abend zu Haus von Martina gehen?«
»Ja, mach ich«, sagte ich. »Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer, und Sie geben mir Ihre Nummer. Wenn Sie etwas herausfinden, rufen Sie mich an. Wenn ich etwas herausfinde, rufe ich Sie an, okay?«
»Okay.«
Wir tauschten Telefonnummern aus und verabschiedeten uns. Mein nächster Anruf galt Deirdre Pollack. Ich erzählte ihr von meiner Unterhaltung mit Yolanda. Deirdre war sicher, dass Martina keine neue Arbeit angenommen hatte. Und erstens würde Martina nicht so einfach ihre Wohnung verlassen. Und zweitens würde Martina schon gar nicht ihre Kinder verlassen, um als Haushälterin im Haushalt ihres Arbeitgebers zu wohnen.
Dessen war ich mir nicht ganz so sicher. Vielleicht war Martina mit dem Ring abgehauen und in einem Privathaus untergetaucht. Aber ich behielt meine Gedanken für mich und erzählte Deirdre von meinem Vorhaben, heute Abend in Martinas Haus nachzusehen. Sie bat mich, vorsichtig zu sein. Ich dankte ihr und versprach, auf mich aufzupassen.
In der Nacht verwandelte sich Martinas Wohngegend in ein zwielichtiges Pflaster. Auf den Gehwegen promenierten Zuhälter und Prostituierte, Drogenhändler und ihre Kundschaft. Ungefähr jede halbe Stunde fuhr die Jugend aus dem Viertel in aufgemotzten, tiefer gelegten Autos vorüber, aus denen ohrenbetäubende Bässe dröhnten. Ich war froh, meinen 38er Colt mitgenommen zu haben, aber gleichzeitig wünschte ich mir, es wäre eine Browning Pumpgun gewesen.
Ich saß in meinem Transporter und wartete auf ein Lebenszeichen in Martinas Haus. Zwei Stunden später wurde meine Geduld belohnt. Ein Ford Pick-up hielt vor dem Holzhaus, und ihm entstiegen vier Männer mit dunkler Gesichtshaut, die alle fast gleich angezogen waren: Jeans, dunkle Windjacken, der Reißverschluss bis zum Hals zugezogen, und Kopfbedeckungen. Drei der Männer trugen schäbige
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