Mord Im Garten Eden
lange Zeit.
Deirdre fuhr fort: »Martina wohnt weit außerhalb von Malibu, weit weg von mir. Aber all die Jahre hat sie nicht einen Tag gefehlt, ohne mich vorher anzurufen. Martina ist sehr verantwortungsvoll. Ich respektiere sie und vertraue ihr. Und deswegen bin ich ganz beunruhigt, obwohl Greta mich für naiv hält. Nun, vielleicht bin ich naiv, aber ich glaube lieber an das Gute im Menschen, als so zynisch zu sein.«
»Glauben Sie, dass ihr etwas zugestoßen ist?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht recht.« Deirdre biss sich auf die Lippen. »Ich erzähle Ihnen erst einmal die Geschichte. Vielleicht können Sie sich einen Reim darauf machen.«
Ich bat sie, in Ruhe zu erzählen.
Deirdre erzählte: »Nun, wie bei vielen alten Frauen hat sich bei mir über die Jahre so einiges angesammelt. Ich sage immer zu meinen Kindern, sie sollen sich nehmen, was sie brauchen können, aber alles Mögliche bleibt übrig. Ausrangiertes Zeug. Alte Blumentöpfe, gebrauchte Küchengeräte, aus der Mode gekommene Kleidung, Schuhe und Hüte. Meine Kinder wollen diese Sachen nicht haben. Wenn ich also etwas finde, was ich nicht mehr brauche, gebe ich es normalerweise Martina.
Vorige Woche habe ich meine Schränke ausgemistet. Martina hat mir dabei geholfen.« Sie seufzte.«Ich gab ihr einen Stapel alter Kleidungsstücke, die sie nach Hause mitnehmen wollte. Ich weiß es noch genau, weil ich sie fragte, wie in aller Welt sie die ganzen Sachen in den Bus schaffen wollte. Sie lachte nur. Und wie sie sich dafür bedankt hat! So ein nettes Mädchen... zwölf Jahre arbeitet sie nun schon bei mir.«
Ich nickte, den Stift schreibbereit über dem Notizblock.
»Ich komme mir so dumm vor«, sagte Deirdre. »Einen Morgenrock, den ich ihr gegeben hatte... eigentlich war es Mr. Pollacks alter Morgenmantel. Gleich nach seinem Tod hatte ich die meisten seiner Sachen ausgemistet. Es war nicht leicht für mich, sie immer wieder zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, warum ich ausgerechnet diesen verschlissenen alten Morgenmantel noch aufgehoben hatte.«
Sie senkte den Kopf.
»Kaum eine Viertelstunde nachdem Martina gegangen war, fiel mir ein, warum ich den Morgenmantel nicht weggegeben hatte. In einer der Taschen hatte ich meinen Diamantring versteckt. Ich habe drei Diamantringe, von denen ich zwei in einem Bankschließfach verwahre. Aber es ist lächerlich, Ringe zu besitzen, die ständig im Tresor liegen. Deshalb habe ich diesen einen - den kleinsten - zu Hause behalten und ihn in einem alten Socken in die linke Tasche von Mr. Pollacks Morgenmantel gesteckt. Ich habe seit ewigen Zeiten keinen meiner Ringe mehr getragen, und jetzt, wo ich alt bin, war mir das einfach entfallen, nehme ich an.
Ich wartete, bis Martina zu Hause ankam, und als ich sie anrief, war sie gerade zur Tür hereingekommen. Ich sagte ihr, was los war, sie schaute in den Taschen des Morgenmantels nach und sagte, dass sie den Ring gefunden habe. Ich war überglücklich - froh, dass nichts damit passiert war. Aber ich war auch außerordentlich angetan von Martinas Ehrlichkeit. Sie sagte, dass sie mir den Ring am Montag zurückbringen wollte. Jetzt ist mir klar, dass ich meinen Sohn anrufen und ihn hätte bitten sollen, den Ring gleich abzuholen, aber ich wollte sie nicht beleidigen.«
»Ich verstehe.«
»Ja, wirklich?«, sagte Deirdre und packte meine Hand. »Sie halten mich nicht für närrisch, weil ich jemandem vertraue, der seit zwölf Jahren bei mir arbeitet?«
Wunderbar närrisch. »Sie wollten sie nicht beleidigen«, sagte ich mit ihren Worten.
»Richtig«, antwortete Deirdre. »Aber Sie ahnen vermutlich schon, wo das Problem liegt. Heute ist Dienstag. Meinen Diamanten habe ich immer noch nicht, und ich kann Martina nicht erreichen.«
»Ist der Anschluss unterbrochen?«, fragte ich.
»Nein. Es läutet ständig, aber niemand geht ran.«
»Warum schicken Sie nicht einfach jetzt Ihren Sohn vorbei?«
»Weil...« Sie seufzte. »Weil ich nicht möchte, dass er seine Mutter für eine alte Närrin hält. Könnten Sie wohl für mich hingehen? Ich bezahle Ihnen Ihre Zeit. Ich kann es mir leisten.«
Ich zuckte die Achseln. »Natürlich.«
»Wunderbar!«, rief Deirdre. »Haben Sie vielen, vielen Dank.«
Ich nannte ihr meinen Spesensatz, und sie war damit einverstanden. Sie reichte mir ein Blatt Papier, beschrieben mit Martinas Namen, Adresse und Telefonnummer. Ich kannte den genauen Standort des Hauses nicht, dafür aber die Gegend. Ich dankte ihr für die Information und
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