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Mord Im Garten Eden

Titel: Mord Im Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sagte: »Deirdre, wenn es so aussieht, dass Martina mit dem Ring das Weite gesucht hat, soll ich dann für Sie die Polizei informieren?«
    »Nein!«, sagte sie bestimmt.
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Selbst wenn Martina den Ring an sich genommen hätte, würde ich sie nicht gern im Gefängnis sehen. Dafür hatten wir zu viele gemeinsame Jahre.«
    »Sie würde ich wirklich gern als Chefin haben«, sagte ich.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Deirdre. »Arbeiten Sie vielleicht auch im Haushalt?«
    Ich machte ihr klar, dass ich eine denkbar schlechte Hausfrau abgeben würde. Als ich ging, machte sie einen dankbaren, aber leicht verwirrten Eindruck.
     
    Martina Cruz wohnte in der Highland Avenue im Süden Washingtons - einer Straße, gesäumt von kleinen, mit Graffiti tätowierten Häusern. Die Adresse auf dem Zettel war ein weißer Bungalow mit Seitenwänden aus Holz und einem Dach aus Teerpappe. Der Vorgarten - gemäht, aber bar jeglicher Bepflanzung - wurde von einem rissigen roten Betonfußweg durchschnitten. Eine Treppe mit zwei Stufen führte auf eine Veranda, deren Belag nass und vermodert war. Die Fliegengittertür war verschlossen, aber ein kopfgroßes Loch war in das Gewebe geschnitten. Ich steckte den Arm durch das Loch und klopfte an, aber nichts rührte sich. Ich drehte am Türknopf, und zu meiner Überraschung gab die Tür samt Füllung nach.
    Ich rief »Hallo«, und als niemand antwortete, ging ich in das Wohnzimmer - ein Rechteck von drei mal dreieinhalb Metern, vollgestellt mit Gebrauchtmöbeln. Der Bezugsstoff des Sofas, ehemals goldfarbig, war zu einem matten Senfgelb verblasst. Zwei Sessel, die nicht zusammenpassten, standen dem Sofa gegenüber. Hinter dem Wohnzimmer gab es einen verschrammten Esstisch, auf dessen Mittelteil ein uralter Schwarzweißfernseher platziert war. Um den Tisch herum waren sechs Campingstühle gruppiert. Die Küche war winzig, aber die Arbeitsflächen waren sauber, das Essen im Kühlschrank noch frisch. Der Mülleimer war seit einiger Zeit nicht mehr geleert worden. Er quoll von Corona-Bierflaschen über.
    Ich ging in das einzige Schlafzimmer. Eine Doppelmatratze lag auf dem Fußboden. Keine Schränke. Die Kleider lagen ordentlich zusammengelegt in Kartons - einige enthielten Kinderkleidung, andere Kleidungsstücke für Erwachsene. Schnell sichtete ich die Stapel in der Hoffnung, Mr. Pollacks Morgenmantel zu finden.
    Er war nicht dabei - was mich kaum überraschte. Ich hob die Matratze an einer Ecke an, linste darunter, sah aber nichts. Ich stöberte noch eine Weile herum und ging dann in den Garten - ein unbewachsenes Stück Erdboden mit einer rostigen Schaukel und ein paar Gummibällen, denen die Luft ausgegangen war.
    Ich ging herum zur Vorderseite und beschloss, die Nachbarn zu befragen. In dem Haus unmittelbar zur Linken wohnte eine kleinwüchsige, gedrungene Latina-Matrone. Sie trug ein geblümtes Hängekleidchen und hatte sich die Haare zu einem Knoten gesteckt. Ich fragte sie, ob sie Martina in letzter Zeit gesehen habe, aber sie tat so, als verstünde sie mich nicht. Mein Spanisch konnte zwar nicht annähernd als perfekt bezeichnet werden, war aber verständlich, und so vermutete ich ein kleines Kommunikationsproblem. Keines, das nicht mit einer Zehndollarnote hätte beseitigt werden können.
    Nachdem ich ihr das Geld gegeben hatte, erzählte mir die Frau, dass sie Alicia heiße und weder Martina, ihren Ehemann noch die beiden kleinen Mädchen seit einigen Tagen gesehen habe. Aber vergangene Nacht habe das Licht gebrannt, und laute Musik sei aus den Fenstern gedrungen.
    »Hat Martina irgendwelche Verwandte?«, fragte ich Alicia auf Spanisch. » Ella tiene una hermana, pero no sé dónde ella vive. «
    Martina hatte eine Schwester, aber Alicia wusste nicht, wo sie wohnte. Ich bohrte weiter und fand den Namen der Schwester heraus - Yolanda Flores. Und ich erfuhr auch, dass die Mädchen eine kleine, von der Iglesia Evangélica geführte Bekenntnisschule in der Nähe der Western Avenue besuchten. Ich kannte die Schule, von der sie sprach.
    Die meisten Leute glauben, dass alle Lateinamerikaner katholisch seien. Aber von meiner früheren Tätigkeit her wusste ich, dass die Evangelisten in Zentral- und Südamerika stark Fuß gefasst hatten. Vielleicht war es ja möglich, über das Kirchenregister an Martina oder deren Schwester Yolanda heranzukommen. Ich dankte Alicia und ging meines Weges.
    Die Kirche der Pfingstgemeinde lag in einer ruhigen Straße - ein wasserblau

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