Mord Im Kloster
und vor mancher Scheune befand sich ein Schweinepfuhl für viele Tiere. Der Marktplatz hatte eine beeindruckende Dimension. Aus der ganzen Umgebung kamen hier Bauern zusammen, nicht nur, um zu kaufen, sondern auch, um zu verkaufen.
Ein Pferdemarkt befand sich neben dem üblichen Markt. Die Tiere dort waren unruhig, einige stiegen auf die Hinterbeine. Henri bemerkte, dass der Grund dafür in drei Käfigen lag, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft am Dorfanger befanden. Darin standen, noch halb von Planen verdeckt, braune Tanzbären mit Würgeringen um den Hals, die an den Gittern rüttelten und ihre pelzigen Köpfe hin und her warfen. Auf dem Platz gastierte eine Gauklertruppe. Zwei Ringer mit nacktem, behaartem Oberkörper probierten gerade ihren Auftritt. Neville stutzte plötzlich. Dann zupfte er Henri am Arm. Er deutete mit dem Finger.
»Da drüben! Siehst du den Zwerg? Wenn das nicht Giacomo ist!«
Auch Henri hatte den Zwerg jetzt wahrgenommen. Er jonglierte im Kostüm eines Narren mit einer Fülle von weißen Holzreifen. Auf seinem Kopf befanden sich zwei übereinander liegende rote Bälle, von denen der obere aber immer wieder abrutschte und herunterfiel.
»Giacomo!«
Der Zwerg zuckte zusammen, auch der zweite Ball fiel von seinem Kopf, die Reifen purzelten durcheinander. Die umstehenden Kinder lachten und zeigten mit Fingern auf ihn.
»Herr Neville! Und Herr Henri! Dass doch das Weihwasser sprudeln möge…!« Giacomo hielt sich die Hand vor den Mund.
»Er ist der alte Dummkopf!«, lachte Neville. Er hob den Zwerg an seine Brust und drückte ihn. Henri schüttelte ihm die Hand.
»Wie ist es Euch ergangen, Ihr Herren?« Giacomo stand wieder auf der Erde und blinzelte nach oben.
»Wie ist es dir ergangen? Du hast es bestimmt schwerer gehabt als wir.«
Der Zwerg vollführte eine abwägende Geste, dann sagte er: »Herr, ich bitte Euch, erzählt mir von meiner Stadt London, die ich seit damals nicht mehr gesehen habe. Was hat sich verändert?«
»Was interessiert dich zu erfahren, mein Freund? Die Häuser sind noch immer niedrig und mit Stroh gedeckt, die Straßen noch immer schmutzig, und es stinkt in den Gassen wie eh und je nach Hundepisse! Aber Westminster wächst und wächst, die Steuereintreiber werden immer fetter, und die Bäcker backen noch immer die besten Pasteten von ganz England.«
»Ist der Herr Bischof Savior noch im Amt?«
»Ja, aber er ist krank und nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Man sagt, er versuche alle seine Sünden zu bereuen.«
»Steht der Tempel noch?«
»Fest und sicher, wie es sich für eine Burg Gottes gehört.«
»Oh, ich liebe diese Stadt! Möcht’ wieder zurück – aber wovon soll ich leben, seit ich… seit ich…«
»Hör schon auf. Was war, ist vergessen. Ich könnte dich wieder in meine Dienste nehmen. Denn als Jongleur machst du keine Karriere auf dem Erdenrund!« Neville deutete auf Bälle und Reifen, die im Sand lagen. Alle Umstehenden lachten.
Giacomo sagte: »Ich bin gern mit dieser Truppe von Verrückten unterwegs. Wisst Ihr, sie sind so verrückt, dass niemand auf die Idee kommen würde, sie für ihre Sünden zu bestrafen.«
»Dann passt du ja gut hinein, mein Freund!«
Giacomo feixte bei den Worten seines ehemaligen Herrn. »Bleibt Ihr ein wenig, Ihr Herren? Unsere nächste Vorstellung beginnt. Ich zeige Euch, dass ich mehr gelernt habe, als Ihr bisher von mir zu sehen bekommen habt.«
Henri wollte weiter. Neville machte eine beruhigende Geste.
»Also gut.«
Giacomo sprang davon. Henri und Neville spürten, wie sie ihre Sorgen für den Moment vergaßen, und obwohl ihnen nicht der Sinn nach Vergnügen stand, verweilten sie.
Um sie herum begannen Gaukler in bunten Kostümen eine Posse um einen gehörnten Ehemann aufzuführen. Hunde kläfften, sprangen an den Darstellern empor und wurden mit Fußtritten verscheucht. Ein Salbenhändler schlurfte quer über den Vorplatz, rempelte den gehörnten Ehemann an und lobte laut seine Tiegel, deren Inhalt das Ende aller Ekzeme und Geschwüre und den Himmel auf Erden darstellte. Dann trat Giacomo auf. Er schlug mehrere Flic Flacs und begann, mit sieben roten Bällen zu jonglieren. Die Bälle flogen hoch und wurden von seinen Händen geschickt und sicher gefangen und weitergeschleudert. Gleichzeitig ließ Giacomo einen Reifen um Hals, Hüfte und Knie kreisen. Ein Trompetenstoß beendete seine Darbietung.
Jetzt traten die Ringer auf, und die Tanzbären wurden an Ketten herangeführt.
»Gut
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