Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
Vom Netzwerk:
in Zahlung genommen und ihm dafür zwei kleinere Stuten verkauft.
    »War eine Frau dabei?«
    »Nein. Der Bursche war allein. Er sagte, er brauche ein Tier für sich und ein Packtier. Aber das geht mich ja nichts an.«
    »Wohin ritt er dann?«
    Der Bauer streckte die Hand aus. Jedenfalls hatte Robin nicht mehr den gleichen Weg durch Hatfield eingeschlagen. Er wollte seine Spuren verwischen.
    Henri und Neville versuchten beim Weiterreiten, Hufspuren zu finden. Der Untergrund war in dieser Gegend verfilzt, Unterholz und Heidekraut wechselten mit Sand und flachen Felsen. Nach einer Weile fanden sie die Spur. Sie führte durch einen Wald. Deutlich waren abgeknickte Zweige und zertretenes Laub zu erkennen. Jemand hatte mit einem scharfen Schwert einen Weg durch tief hängende Äste gehauen.
    Am Ende des Waldstücks vollführten die Hufspuren einen Bogen. Offenbar versuchte Robin, auf festeren Untergrund zu kommen. Dann standen Henri und Neville vor einem Bach. Das Grün von Trauerweiden hing bis zum Boden. Sie suchten das jenseitige Ufer ab, aber nirgendwo zeigten sich Hufspuren. Sicher war Robin schlau genug gewesen, eine Weile durch den Bach zu reiten. Wenn sie versuchten, die Stelle zu finden, wo der Flüchtige das Wasser wieder verlassen hatte, verloren sie zu viel Zeit.
    Die beiden Verfolger ritten eine Weile im Kreis. Dann verständigten sie sich erneut. Sie mussten sich eingestehen, dass sie die Spuren verloren hatten.

 
    9
     
     
     
    Frühling 1300, der Zwerg
     
    Die Stadt Hertford am Fluss Lee war ein lebendiger Marktflecken mit einer unverhältnismäßig großen Burg mit achteckigem Turm und einem Kloster der Benediktiner. Am Rand des Klostergeländes, mit dem Chor nach Osten, stand eine normannische Kirche, deren Dach gerade ausgebessert wurde. Henri und Neville verständigten sich kurz. Wenn Robin wirklich in Hertford war, dann würde er mit Javierre de Bastard zusammengetroffen sein. Und welches Ziel sollte der bretonische Unternehmer sonst haben, als im Kloster der Benediktiner das gleiche Spiel wie in St. Albans zu treiben?
    Aber würde Robin es wagen, Jenny in das Kloster zu bringen? So viel Frechheit hatte wohl nicht einmal er.
    Die beiden Verfolger vermieden es, Zeit zu verlieren, sie steuerten kurz entschlossen das Kloster an. Im Eingangsbereich erblickten sie die Überreste eines römischen Kastells, das anscheinend wieder aufgebaut werden sollte. Als sie nach dem Prior fragten, wurden sie zu einem schlohweißen, hageren Mönch geschickt, der halb erblindet war. Seine Pupillen wiesen einen braunen Belag auf.
    Das Kloster besaß keinen Prior und keinen Abt. Beide waren vor kurzer Zeit an der gleichen grassierenden Seuche gestorben, und die Mönche hatten beschlossen, den Konvent vorerst allein regieren zu lassen. Henri fragte nach Gästen.
    Der Alte schüttelte den Kopf. Seine Stimme war heiser und brüchig. »Wir haben schon lange keine Gäste mehr gehabt. Früher kamen jeden Tag Gäste von nah und fern. Aber seitdem bei uns so viel gearbeitet wird, ist der Lärm groß. Das gefällt keinem Gast, der in einem Kloster Erbauung und Besinnung sucht und mit dem Herrn Zwiesprache halten will.«
    »Ihr seid sicher, dass kein normannischer Herr, kein junger englischer Templer und keine junge Frau im Kloster sind?«
    »Ich kenne jeden Anwesenden mit Namen. Und bei fast allen vollzog ich selbst die Taufrituale. Es gibt niemanden hier, auf den Eure Beschreibung passt.«
    »Nun gut. Dürfen wir für kurze Zeit Eure Gäste sein? Wir sind Tempelritter und würden gern die klösterlichen Rituale mit den Konventualen vollziehen. Arbeitslärm stört uns nicht.«
    Der Mönch nickte. Er ließ einen Novizen kommen. Henri und Neville konnten ihre Pferde versorgen lassen und bezogen unverzüglich ihre Zellen. Es war beinahe alles so wie in St. Albans. Nur dass aus einem Schornstein unaufhörlich weißer Dampf aufstieg. Dort war, wie der Novize erklärte, die Brennerei. Die Mönche stellten Apfelbranntwein her, und sie brauten außerdem ein süßes, dunkles Bier, das in die ganze Umgebung geliefert und abends in Pints getrunken wurde.
    Nachdem sie in der Marienkapelle der Prälatur ein Gebet verrichtet hatten, machten sich die beiden Tempelritter auf den Weg durch den Ort.
    Hertford war wirklich nicht groß, besaß aber eine Stadttaverne mit langen Bänken und Tischen und auffällig viele Wirtshäuser, in denen das Klosterbier und die Apfelbrände ausgeschenkt wurden. Immerhin wies der Ort sogar einige Steinhäuser auf,

Weitere Kostenlose Bücher