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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Worte, die man nach der siegreichen Schlacht überliefert hatte: Solange hundert von uns am Leben sind, werden wir uns niemals unter die Herrschaft Englands beugen. Es ist nicht für Ruhm, Reichtümer oder Ehre, dass wir kämpfen, es ist allein für die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, solange er noch am Leben ist. So hatte sein Landsmann William Wallace gesprochen. Was trieb den Heerführer der Schotten nach Hertford? Wollte er aus der politischen Schusslinie kommen? Oder war das, was er hier vorzufinden hoffte, so wichtig, dass er seine Schlachtfelder im Norden verließ?
    Henri beschloss, sofort zu dem römischen Kastell zu gehen. Zuvor wollte er jedoch vom Sheriff erfahren, ob sich der normannische Edelmann Javierre de Bastard in Hertford aufhielt.
    Der Sheriff blickte Henri merkwürdig an. »Dieser Mensch«, sagte er, »macht mir Sorgen. Und auch Ihr macht mir Sorgen, wenn Ihr ihn kennt.«
    Henri vermied es nach kurzem Überlegen, den Sheriff darüber aufzuklären, woher er ihn kannte und weswegen er ihn suchte. Er dachte, das würde alles nur noch komplizierter machen. Und Jenny nur in noch größere Gefahr bringen. Stattdessen sagte er:
    »Glaubt mir, Sheriff. Ich kenne ihn nicht besser, als Ihr ihn kennt. Und wenn er in Hertford ist, und bei allem, was vielleicht geschehen wird, denkt daran, dass dieser Mensch mir ebenso viele Sorgen bereitet wie Euch. Ich bin Tempelritter. Wenn Ihr mich in den kommenden Tagen in meiner Rüstung seht, unter dem weißen Umhang mit dem roten Balkenkreuz, das Schwert an der Hüfte, dann erinnert Euch an meine Worte. Die Templer waren bisher auf der richtigen Seite. Und ihre Feinde auf der falschen.«
    »Daran habe ich keine Zweifel«, sagte der Sheriff.
    »Dann helft mir.«
    »Wenn Ihr diesen Stapelherrn aus Frankreich finden wollt – was immer Ihr ihm zu sagen habt –, dann sucht ihn bei den Marktherren im Gildehaus. Sie wollen Hertford umkrempeln, aber auch das wird uns vielleicht nur zugute kommen.«
    »Was haben die Marktherren denn vor?«
    »Was alle Handelsherren vorhaben – völlige Marktgerechtigkeit, Suspendierung der Befugnisse anderer Obrigkeiten, Monopolisierung des Handels, Friedensschutz, Rechtsschutz durch die Lords. Sie wollen sogar eine eigene Gerichtsbarkeit, um in schnellen Verfahren Vergehen nach Kaufmannsrecht aburteilen zu können. Sie wollen Courts of Piepowder, wie sie es nennen.«
    »Gerichte der staubigen Füße? Was ist denn das?«
    »Mehrmals am Tag Gerichte. Morgens, mittags, abends. Ohne Formalitäten. Jeder wird verurteilt, wie es gerade kommt. Sie wollen Zölle, Gebühren und Abgaben selbst einziehen können, zu Ungunsten der Krone. Und auch ich als Sheriff wäre damit vom städtischen Rechnungswesen ausgeschlossen und aus dem Geschäft, kann mir das gefallen? Aber ehrlich gesagt, Kleinstädte wie Hertford könnten dadurch aufblühen. Hertford hat schon einen großen Marktplatz gebaut.«
    »Ich sah ihn.«
    »Sie verstärken die Gilden, schließen sich freiwillig zusammen, leisten einen Eid auf wechselseitigen Schutz und Beistand. Dabei veranstalten sie einen ziemlichen Mummenschanz, nehmen in geheimen Riten gemeinsame Mahlzeiten ein, halten Gottesdienst und Totengedenken. Alles sehr abgeschirmt. Sie werden zum Staat im Staate, der nicht mehr zu kontrollieren ist. Das macht mir Sorge.«
    »Das könnt Ihr nicht dulden.«
    »Natürlich nicht, auch wenn es, wie schon gesagt, den Kleinstädten zugute kommt. Denn ich, der Sheriff von Hertford, arbeite im Sold der Grundherrschaft. Noch sind wir in den Städten ja nicht so weit, dass wir uns selbständig erklären und die Lords und Earls rausschmeißen.«
    »Die ja auch eigene Armeen mit gut ausgebildeten Söldnern besitzen.«
    »Eben. Und was haben wir? Bauern mit Mistgabeln. Und die sind auch nicht bei jedem der häufig erfolgenden Aufrufe bereit, für die reichen Bürger zu fechten.«
    »Sie vertreten eben nicht die gleichen Interessen. Obwohl der Aufschwung der einen dem Aufschwung der anderen nützen könnte – aber so ist es selten.«
    »Bauern sind stur und kennen nur ihre Scholle.«
    »Aber sie folgen auch ihrer Erfahrung«, warf Henri ein. »Sie können sich nicht vom Militärdienst loskaufen, wie es die Adligen und die reichen Bürger können. Wenn das Königshaus der Anjou-Plantagenets ruft, müssen sie marschieren und ihre Felder brachliegen lassen. Und sie…«
    Er wollte noch etwas hinzusetzen. Aber in diesem Augenblick taumelte Neville de Gwyn in die Amtsstube. Sein Gesicht

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