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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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war voller Blut.
    Henri erschrak bei diesem Anblick. Er stützte den Gefährten und zwang ihn, sich auf einen Schemel zu setzen. Er beruhigte ihn. Neville begann zu erzählen.
     
     
    Giacomo war tief bewegt gewesen, dass sein früherer Herr ihm zugeschaut hatte. Wie oft hatte er sich das gewünscht. Wie oft hatte er in der vergangenen Zeit daran gedacht, dass er Neville de Gwyn um Verzeihung für sein Vergehen im Tempel bitten wollte. Er bereute es so sehr! Er wäre sogar bereit gewesen, seinen Unglauben dafür aufzugeben und strenger Christ zu werden! Wenn der Tempelherr, den er so verehrte, ihm nur verzieh!
    Aber er hatte es nicht getan. Er hatte seine Arbeit bei den Gauklern gemacht, Zugtiere abgerieben und Bären gefüttert, jongliert, gescherzt und war mit den anderen weitergezogen. Er hatte mit den Mädchen geturtelt. Es war eine schöne Zeit gewesen. Eine freie Zeit. Aber auch eine Zeit ohne tieferen Sinn. Musste das Leben einen tieferen Sinn haben?
    Hatte er Herrn Neville richtig verstanden? Er würde ihn vielleicht wieder in seinen Dienst aufnehmen? Giacomo konnte sein Glück nicht fassen. Jetzt war die Gelegenheit da. Jetzt konnte er sich dankbar erweisen!
    Giacomo hatte schon lange ein Auge auf Bianca geworfen, eine Zwergin und sogar wie er selbst aus Italien. Die musste er dann natürlich schleunigst vergessen. Und wenn sie mit in den Tempel käme – oder zumindest nach London? Ausgeschlossen! Bianca liebte das ungebundene Leben.
    Und er selbst? Hatte er nicht in der Zwischenzeit zu schätzen gelernt, dass ihm niemand etwas befehlen konnte?
    Manchmal träumte Giacomo noch immer von der Zeit in den Kerkern der Besitztümer des Papstes. Die Inquisitoren hatten kein Erbarmen gezeigt. Es erhöhte ihren Ingrimm, dass sie ihm nur ein einziges Vergehen vorwerfen konnten – ein Krüppel zu sein.
    Sie hatten behauptet, Krüppel und Zwerge seien Satans Ausgeburten. Sie hatten versucht, ihm die Glieder noch mehr zu zerschlagen. Und das alles nur, weil sie im Besitz des vermeintlich richtigen Glaubens waren.
    Im Tempel hatte er die Brüder geliebt, sie waren freundlich gewesen. Aber er hasste den Fanatismus, mit dem die geistlichen Orden ihre Feinde bekämpften und ausmerzten. Das würde er nie verstehen.
    Giacomo blieb unschlüssig stehen. Was sollte er also tun? Er überlegte eine Weile. Von drüben hörte er die Bären brummen. Und dann tauchte Bianca auf und schwenkte eine gelbe Blume im Takt irgendeiner Melodie.
    Giacomo hörte eine innere Stimme. Und er verstand. Er drehte sich um und hob Reifen und Bälle auf. Er legte die Reifen um Hals, Hüfte und Knie, und als sie in Schwingung versetzt waren und sich um seine verkrüppelten Gelenke drehten, beförderte er die beiden roten Bälle auf seinen Kopf.
    Er jonglierte eine Weile. Die Reifen drehten sich immer schneller. Und die beiden roten Bälle fielen nicht herunter.
     
     
    Nachdem Neville von einem Bader verarztet worden war und der Sheriff den toten Robin mit einem Leichenkarren abholen und im Leichenhaus aufbewahren ließ, musste Henri dem Ordnungshüter die ganze Sache erläutern. Der Sheriff bestand mit wichtiger Miene darauf. Damit verlor Henri zwar das Gesetz des eigenen Handelns, aber das ließ sich jetzt nicht mehr vermeiden.
    Der Sheriff war entsetzt. Er schlug vor, die ganze Stadt von Bütteln und Bauern nach Jenny absuchen zu lassen. Nicht ein Yard sollte vergessen werden. Aber Henri kannte die Skrupellosigkeit Javierres, er würde nicht zögern, Jenny zu töten, wenn sie ihm als Ballast gefährlich würde. Und Robin konnte ihnen nichts mehr verraten.
    Der Sheriff hatte eine erschreckende Vision gehabt.
    »Vielleicht weiß dieser Stapelherr gar nicht, wo die Frau ist. Vielleicht hat seine Kreatur, dieser Robin, sie versteckt, ohne zu verraten, wo. Weil er sie ganz für sich allein haben wollte. Stellt Euch das vor! Wir können unmöglich die ganze Stadt und alle Wälder und Felshöhlen in der Umgebung nach der jungen Frau absuchen. Die Unglückliche wird irgendwo elend verhungern und verdursten, und vielleicht finden wir ihre Überreste nie mehr.«
    »Das wäre tatsächlich beinahe noch schlimmer, als wenn Jenny in der Gewalt von Javierre de Bastard ist.« Henri vermied es, sich beide Versionen weiter auszumalen.
    »Was tun wir also?«, wollte der Sheriff wissen.
    »Ich bin es als Templer gewohnt, allein zu handeln«, antwortete Henri entschieden. »So halte ich es auch jetzt. Gebt Ihr mir jede Unterstützung, die ich benötige, aber nur, wenn

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