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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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räumt nie etwas auf.»
    «Dann schau ich mal nach.» Lettice stand auf. «Tut mir Leid, so zu stören, aber ich habe anscheinend alles verloren, was ich mir auf den Kopf setzen könnte.»
    «Ich fürchte, Sie können nicht hinein», sagte ich. «Kommissar Slack hat das Zimmer abgeschlossen.»
    «Oh, wie lästig! Können wir nicht durch das Fenster einsteigen?»
    «Leider nein. Es ist von innen verriegelt. Aber eine gelbe Baskenmütze nützt Ihnen im Moment doch sicher nicht viel?»
    «Sie meinen, Trauer tragen und so? Darum kümmere ich mich nicht. Ich finde, das ist eine schrecklich altmodische Idee. Das mit Lawrence ist so ein Ärgernis – ja, es ist ein Ärgernis.»
    Sie stand auf und runzelte zerstreut die Stirn. «Ich nehme an, es ist alles meinetwegen und wegen meines Badeanzugs. So dumm, das Ganze…»
    Griselda öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber aus irgendeinem Grund schloss sie ihn wieder.
    Lettice lächelte merkwürdig. «Ich glaube», sagte sie leise, «ich gehe nach Hause und erzähle Anne, dass Lawrence verhaftet worden ist.»
    Sie ging wieder durch die Glastür hinaus. Griselda wandte sich an Miss Marple. «Warum haben Sie mir auf den Fuß getreten?»
    Die alte Dame lächelte. «Ich dachte, Sie wollten etwas sagen, meine Liebe. Und es ist oft so viel besser, wenn man die Dinge sich ungestört entwickeln lässt. Wissen Sie, ich glaube nicht, dass das Kind nur halb so geistesabwesend ist, wie sie tut. Sie hat sehr entschiedene Ideen im Kopf, und sie handelt danach.»
    Mary klopfte laut an die Esszimmertür und trat sofort ein.
    «Was ist?», fragte Griselda. «Und Mary, Sie sollten daran denken, nicht anzuklopfen. Ich habe es Ihnen schon oft gesagt.»
    «Ich dachte, Sie sind beschäftigt», sagte Mary. «Colonel Melchett ist da. Will den Herrn sehen.»
    Colonel Melchett ist der Polizeichef des Bezirks. Ich stand sofort auf.
    «Ich dachte, es ist Ihnen nicht Recht, wenn ich ihn in der Diele warten lasse, deshalb habe ich ihn in den Salon gebracht», fuhr Mary fort. «Soll ich abräumen?»
    «Noch nicht», sagte Griselda. «Ich werde läuten.»
    Sie wandte sich Miss Marple zu, und ich ging hinaus.

Siebtes Kapitel
     
    C olonel Melchett ist ein eleganter kleiner Mann mit der Angewohnheit, plötzlich und unerwartet zu schnauben. Er hat rotes Haar und ziemlich durchdringende blaue Augen.
    «Guten Morgen, Pfarrer», sagte er. «Scheußliche Sache, was? Armer alter Protheroe. Nicht dass ich ihn gemocht hätte, von wegen. Niemand mochte ihn, was das angeht. Scheußliches Stück Arbeit auch für Sie. Hoffentlich hat es Ihre Frau nicht zu sehr beunruhigt?»
    Ich sagte, Griselda hätte es mit Fassung getragen.
    «Ein Glück. Widerlich, wenn so etwas im eigenen Haus passiert. Ich muss sagen, der junge Redding hat mich überrascht – es auf diese Weise zu machen. Ohne jede Rücksicht auf die Gefühle der Leute.»
    Eine wilde Lachlust überkam mich, doch Colonel Melchett fand offenbar nichts Absurdes an dem Gedanken, dass ein Mörder rücksichtsvoll sein sollte, also hielt ich mich zurück.
    «Ich muss sagen, ich war ziemlich überrascht, als ich hörte, dass der Bursche hereinmarschiert war und sich gestellt hatte.» Colonel Melchett ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    «Wie ist das denn genau passiert?»
    «Gestern Abend. Etwa um zehn. Der Bursche kommt herein, wirft eine Pistole auf den Tisch und sagt: ‹Hier bin ich. Ich wars.› Einfach so.»
    «Was hat er über die Sache berichtet?»
    «Ziemlich wenig. Er wurde natürlich vor einer Aussage gewarnt. Aber er hat bloß gelacht. Sagte, dass er hierher kam, um Sie zu treffen – und auf Protheroe stieß. Sie stritten sich, und er erschoss ihn. Wollte nicht sagen, weshalb sie stritten. Hören Sie, Clement – nur unter uns beiden, wissen Sie etwas darüber? Ich habe Gerüchte gehört – dass ihm das Haus verboten wurde und das alles. Worum gings – hat er die Tochter verführt, oder was? Wir wollen das Mädchen nicht weiter hineinziehen, als es im Interesse aller sein muss. War das das Problem?»
    «Nein», sagte ich. «Sie können mir glauben, dass es etwas ganz anderes war, aber mehr kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.»
    Er nickte und stand auf. «Ich bin froh, das zu wissen. Es gibt viel Gerede. Zu viele Frauen in diesem Teil der Welt. Nun, ich muss weiter. Ich muss Haydock aufsuchen. Er wurde zu irgendeinem Fall gerufen, aber inzwischen sollte er zurück sein. Ich kann Ihnen sagen, dass Redding mir Leid tut. Er ist mir immer wie

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