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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein junger Mann auf. Er hatte verbindliche Manieren und eine fröhliche Stimme mit einem leichten amerikanischen Akzent.
    »Ich habe Sie schon einmal gesehen«, sagte Miss Marple. »In der Siedlung. Sie fragten mich nach dem Weg zur Blenheim Close.«
    Hailey Preston lächelte gutmütig. »Sie taten sicherlich Ihr Bestes, aber Sie haben mich in die falsche Richtung geschickt.«
    »Mein Gott, tatsächlich?«, rief Miss Marple. »Es gibt dort so viele Closes, nicht wahr? Kann ich Mr Rudd sprechen?«
    »Nun, das ist sehr bedauerlich«, sagte Hailey Preston. »Mr Rudd ist ein viel beschäftigter Mann und hat heute Vormittag – hm – viel zu tun. Er darf nicht gestört werden.«
    »Ich weiß, wie beschäftigt er ist«, sagte Miss Marple. »Ich bin darauf gefasst gewesen zu warten.«
    »Ich möchte vorschlagen«, sagte Preston, »dass Sie mir erzählen, worum es sich handelt. Ich kümmere mich um alles, was Mr Rudd betrifft, verstehen Sie. Alle Leute kommen zuerst zu mir.«
    »Ich fürchte«, sagte Miss Marple, »dass ich Mr Rudd persönlich sprechen muss. Und«, fügte sie hinzu, »ich werde warten, bis er Zeit hat.«
    Sie machte es sich auf dem großen Eichenstuhl bequem.
    Preston zögerte, wollte etwas sagen, wandte sich dann schweigend ab und ging die Treppe hinauf.
    Er kehrte mit einem großen Mann in einem Tweedanzug zurück.
    »Dies ist Doktor Gilchrist, Miss – hm – «
    »Miss Marple.«
    »Sie sind also Miss Marple«, sagte Gilchrist. Er musterte sie mit großem Interesse.
    Hailey Preston verschwand eilig.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte Gilchrist. »Von Haydock.«
    »Er ist ein sehr alter Freund von mir.«
    »Gewiss. Sie wollen also Mr Rudd sprechen? Warum?«
    »Es ist sehr wichtig.«
    Gilchrist blickte sie abschätzend an.
    »Und Sie sind entschlossen, hier zu kampieren, bis Sie ihn sprechen können?«
    »Ja.«
    »Ich traue es Ihnen zu«, sagte Gilchrist. »Und deshalb möchte ich Ihnen einen äußerst glaubwürdigen Grund nennen, warum Sie Mr Rudd nicht sehen können. Seine Frau ist heute Nacht im Schlaf gestorben.«
    »Gestorben!«, rief Miss Marple. »Wie?«
    »An einer zu großen Dosis Schlaftabletten. Für die nächsten Stunden möchten wir nicht, dass die Presse etwas davon erfährt. So möchte ich Sie bitten, die Neuigkeit für sich zu behalten.«
    »Natürlich. War es ein Unfall?«
    »Das ist jedenfalls meine Meinung.«
    »Es könnte auch Selbstmord sein.«
    »Möglich – aber unwahrscheinlich.«
    »Oder jemand hat sie ihr gegeben?«
    Gilchrist zuckte mit den Achseln.
    »Eine sehr vage Möglichkeit. Und«, fügte er bestimmt hinzu, »kaum nachzuweisen.«
    »Ich verstehe«, sagte Miss Marple. Sie holte tief Luft. »Es tut mir leid, aber jetzt ist es noch wichtiger als vorher, dass ich Mr Rudd spreche.«
    Gilchrist sah sie wieder an.
    »Gedulden Sie sich einen Augenblick«, sagte er.

23
     
    R udd blickte auf, als Gilchrist eintrat. »Unten ist eine alte Dame«, sagte der Arzt. »Sieht aus wie hundert. Sie möchte Sie sprechen. Lässt sich nicht abwimmeln und sagt, sie will warten. Sie will bis heute Nachmittag warten oder bis heute Abend, und ich traue ihr zu, dass sie auch noch die Nacht hier verbringt. Sie hat Ihnen irgendetwas Wichtiges mitzuteilen. An Ihrer Stelle würde ich sie empfangen.«
    Rudd wirkte angespannt und erschöpft. Sein Gesicht war sehr blass. »Ist sie verrückt?«, fragte er.
    »Nein, absolut nicht.«
    »Ich sehe nicht ein, warum ich – Na gut, schicken Sie sie rauf! Was spielt es noch für eine Rolle.«
    Gilchrist nickte, verließ den Raum und informierte Hailey Preston. »Mr Rudd kann Ihnen jetzt ein paar Minuten erübrigen, Miss Marple«, sagte Hailey Preston, als er wieder neben ihr auftauchte.
    »Ich danke Ihnen. Das ist sehr freundlich von ihm«, sagte Miss Marple, während sie sich erhob. »Arbeiten Sie schon lange für Mr Rudd?«, fragte sie.
    »Na, so ungefähr zweieinhalb Jahre. Ich bin sein Werbeassistent.«
    »Ich verstehe.« Miss Marple betrachtete ihn nachdenklich. »Sie erinnern mich sehr an einen Bekannten namens Gerald French.«
    »Tatsächlich? Was hat dieser Gerald French gemacht?«
    »Nicht sehr viel«, antwortete Miss Marple, »aber er war ein glänzender Redner.« Sie seufzte. »Er hat eine unglückliche Vergangenheit gehabt.«
    »Was Sie nicht sagen«, meinte Hailey Preston etwas unbehaglich. »Was ist denn passiert?«
    »Ich möchte es nicht wiederholen«, sagte Miss Marple. »Er hatte es nicht gern, wenn man davon sprach.«
    Als Miss

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