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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Verrichtungen
und Handgriffe des Alltags bewusst und ruhig, mit Sorgfalt und dadurch auch mit
Freude zu erledigen, wie ihr das ihre Mutter immer wieder riet. Wenn man sich
auf eine einzige Sache konzentrierte, lautete die Überzeugung von Johanna
Steiner, und sei es nur der tägliche Abwasch, hätte man schon viel mehr Spaß
daran, als wenn man mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen versuchte.
    Langsam und bedächtig goss sie Wasser in die
Kaffeemaschine, strich mit dem Finger und einer nahezu aufreizenden Sorgfalt
zweimal über das gefüllte Kaffeelot, schaltete dann behutsam die Maschine auf
»on« und konzentrierte sich darauf zu beobachten, wie der brühheiße Kaffee in
die Glaskanne tröpfelte. Nachdem sie das gemeistert hatte, deckte sie den
Küchentisch mit dem, was ihr Haushalt im Augenblick hergab: ein Stück
knochenharter Butter, zwei Scheiben Vollkorntoast, ein klitzekleines
Käseeckchen, dessen Ränder sich schon nach innen wölbten, dass es mehr einem
Ball als einem Eck glich, sowie das Glas Imker-Honig, das ihr Paul vor Monaten
aus dem Bayerischen Wald mitgebracht hatte.
    Dann setzte sie sich, immer noch um Gemächlichkeit und
Freude bemüht. Versuchte, den mehr labbrigen als weichen Toast mit der harten
Butter zu bestreichen. Dieser Versuch endete abrupt in der Erkenntnis, dass
Toastbrot nur in jenen Haushalten sinnvoll war, die auch über einen Toaster
verfügten. Sie schob kurzerhand das Käseeck in den Mund, schluckte es mit einem
Satz hinunter, stand auf und entsorgte die unansehnlichen Brotfetzen auf ihrem
Frühstücksbrettchen mit einem kräftigen Schwung in den Mülleimer. Ihre
Sorgfaltspflicht gegenüber den Alltagsverrichtungen sah sie damit als beendet
an. Anscheinend war sie für die Muße, die notwendig ist, um Freude an den immer
wiederkehrenden Handgriffen zu empfinden, doch noch zu jung.
    Eine knappe halbe Stunde später betrat sie ihr
Büro in der Erwartung, hier ihren Mitarbeiter vorzufinden. Sie wurde in dieser
Vorfreude nicht enttäuscht – Heinrich saß an seinem Schreibtisch, gut gelaunt,
an seinen Nägeln kauend und in gewohnt schwarzem Outfit, das heute aus einer
schwarzen Jeans, schwarzem T-Shirt und ebensolchen Sneakers bestand. Es war
also fast wie früher. Und doch … Es fiel ihr schwer, den verwaisten
Schreibtisch Eva Brunners zu ignorieren.
    »Ich wollte mich in unseren neuen Fall schon
einlesen«, sagte Heinrich statt einer Begrüßung, »aber da steht ja«, er zeigte
auf den Bildschirm seines Computers, »noch nichts drin.« Er sagte das ohne
jeden Vorwurf in der Stimme.
    »Dazu hatte ich gestern noch nicht die Zeit. Aber das
hole ich nach. Außerdem war ich gestern Abend noch bei der Mutter der
Ermordeten. Am besten ist, ich erzähle dir das Wenige, was ich bisher erfahren
habe, jetzt gleich.«
    Sie berichtete ihm von der speziellen
Wohnungseinrichtung des Opfers, seiner Nachbarin, von der seltenen Tatwaffe,
dem Nicker, und ihrem Besuch bei dem »Monster von Mutter«. Vor allem diesen
letzten Punkt ihres Kurzreferats schmückte sie detailliert aus, was Heinrich
aber nicht weiter zu berühren schien.
    »Laminatböden, Rembrandt-Drucke und neue
Orientteppiche gibt es doch zuhauf, das ist nichts Ungewöhnliches, Paula.«
    »Warum, habt ihr, du und deine Oma, etwa auch so einen
Telefonschoner?«
    »Ja. Aber nicht in Weinrot, sondern aus dunkelgrünem
Samt. Und so unpraktisch ist der gar nicht, wie du meinst, damit sieht man
nämlich das hässliche Beige von dem Apparat selbst nicht mehr.«
    Sie war so perplex, dass ihr der Mund offen stand.
Heinrich nutzte diese seltene Chance, um ihr auch in den anderen Punkten zu
widersprechen.
    »Auch darin, dass die Mutter so kühl auf die Nachricht
reagiert hat, kann ich im Gegensatz zu dir nichts Verwerfliches finden. Du
meinst immer, weil du so ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter hast, muss das
überall so sein. Das ist aber mehr die Ausnahme denn die Regel, Paula.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Und außerdem ist es ein
großer Unterschied, ob ich als Mutter ein eher unterkühltes Verhältnis zu
meiner Tochter habe oder ob ich auf die Nachricht vom Mord an ihr so reagiere
wie Apolonia Rupp. Nämlich völlig regungslos. Wo andere Menschen ein Herz
haben, hat die ein Gefrierfach. Weißt du, was die gesagt hat? Das musste ja so kommen. Also, das ist doch …«
    »Das hast du mir bereits zweimal in allen Einzelheiten
erzählt, Paula«, unterbrach sie Heinrich schnell. »Dir scheint das ja wirklich
nahezugehen. Ich betone

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