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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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sich wohlfühlen konnte.
    Als sie vor dem Hauptmarkt stand, auf dem die ersten
Händler ihre Obst- und Gemüsekisten ausluden, hatte Trommens Modell von Oben
und Unten, von Befehl und Gehorsam endgültig ausgedient. Paula Steiner war
wieder zu ihrem eigenen Modell zurückgekehrt. Zu dieser vielschichtigen und
mitunter anstrengenden Allianz aus Loyalität und Leidenschaft. Sie wusste, dass
das eine nicht ohne das andere zu haben war. Und intuitiv ahnte sie, dass ihre
Kommission umso effizienter arbeitete, je weniger sie selbst mit den Keulen der
Unterdrückung hantierte. Dass Einfühlungsvermögen und Macht keine Widersprüche
sein müssen. Im Gegenteil. Dass sogar das eine zur Optimierung des anderen
beitragen kann. In einer scheinbar machtfreien Sphäre.
    Auf dem Flur im zweiten Stock sprach Jörg Trommen sie
an.
    »Ich hab gehört, du willst die Brunner loswerden. Ich
nehme sie dir ab. Gern sogar. Wir brauchen immer fähige Leute.«
    »Du täuschst dich, ich will Frau Brunner nicht
loswerden. Ich brauche nämlich auch fähige Leute.«
    »Aber Fleischmann hat doch gesagt, du hast sie
suspendiert und versuchst jetzt, sie …«
    Diesen durchaus richtigen Einwand überhörte sie und
fragte stattdessen: »Weißt du überhaupt, was ein Lob ohne Ressourcen ist?«
    »Ein Lob ohne Ressourcen, was soll das sein?«
    »Du weißt es nicht, das hatte ich schon befürchtet.«
    Damit verschwand sie in ihrem Büro und zog die Tür
hinter sich zu.
    Sie bedachte Heinrich mit einem beiläufigen »Guten
Morgen, gleich, ich muss mich erst mal schlaumachen«, dann ließ sie ihren
Computer hochfahren, loggte sich ein und googelte nach »Lob ohne Ressourcen«.
Sie wurde schnell fündig: Laut »Psychologie heute« handelte es sich dabei um
ein gönnerhaftes Lob, das ohne Folgen bleibt, da es keine Beförderung oder
Gehaltserhöhung nach sich zieht. Und das darum in der Regel von den
Mitarbeiterinnen als diskriminierend empfunden wird. Männliche Mitarbeiter
schienen von ihren männlichen Chefs also kein derartiges Lob spendiert zu
bekommen.
    Nein, solche Art Komplimente verteilte sie wirklich
nicht, weil sie nämlich überhaupt keine Komplimente oder Belobigungen
verteilte. Das hatte auch sein Gutes, wie sie jetzt erfuhr, denn die mit
solcher Art ressourcenlosem Lob bedachten Mitarbeiterinnen reagierten darauf
erst verärgert und dann mit Leistungsabfall. Vor allem jene, dachte sie, die
»Psychologie heute« abonniert hatten.
    »Paula, willst du jetzt hören, was ich
Hochinteressantes herausgefunden habe?«
    Sie sah Heinrich mit einem strahlenden Lächeln an.
»Aber natürlich, ich bin schon ganz gespannt.«
    Dann stand sie auf und ging zum Faxgerät. Der
Vorsitzende des Nürnberger Jäger- und Jagdschutzverbandes hatte Wort gehalten
und ihr die Mitgliederliste gestern Abend noch zugefaxt. Immerhin vierhundert
eingeschriebene Mitglieder zählte der regionale Verband. Allerdings keines mit
dem Namen Weber.
    »Die Platzer war eine richtig reiche Frau. Allein auf
ihrem Girokonto hatte sie gut dreißigtausend Euro. Und zwei Sparbücher hatte
sie auch. Rat mal, wie viel da drauf waren?«
    Ah, das Lieblingsspiel des Oberkommissars. Meist
weigerte sie sich, den ahnungslosen Gegenpart bei diesen ungleichen Partien zu
geben. Doch heute war ein guter Tag und sie blendender Laune. Also antwortete
sie: »Auch noch mal so viel.«
    »Ha«, schnaubte Heinrich verächtlich und triumphierend
zugleich, »du hast recht. Aber erst, wenn du eine Null dranhängst. Exakt
einhundertvierzigtausend Euro waren da auf jedem Sparbuch gebunkert. So ein
altmodisches Sparbuch, das hat doch heutzutage gar keiner mehr.«
    »Doch, ich. Ich bin nämlich mit dem neumodischen
Sparen damals dermaßen reingefallen, dass ich mir gedacht habe: Das passiert
dir nicht wieder. Ab sofort wird das Geld mündelsicher angelegt, auf einem
richtigen Sparbuch, das man auch in die Hand nehmen und darin nachschauen kann,
wie es wächst und wächst. Und, weiterer Vorteil, ich sehe den ganzen
Zinsschwankungen sehr gelassen entgegen. Ich«, betonte sie, »kann mir sicher
sein, am Ende des Jahres ist mehr drauf als am Jahresanfang. Geringfügig mehr,
aber immerhin. Und genauso wird auch die Platzer gedacht haben.«
    »Das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht, Paula.
Dass du ausgerechnet da so konservativ bist«, stellte Heinrich mit echter
Verwunderung fest.
    »Jawohl, da bin ich konservativ. Und ich stehe auch
dazu. Warum, wie hast denn du dein Geld angelegt?«
    »Welches Geld?«
    »Na, komm,

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