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Mord in Der Noris

Mord in Der Noris

Titel: Mord in Der Noris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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zeigte ihn ihr. Danach durfte sie eintreten und
wurde in die gute Stube der Holzbauers geführt. Ein alter Bauerntisch mit vier
schönen Stühlen aus Weichholz, gepflegtes Buchenparkett, zwei moderne Sofas mit
taubenblauem Wollbezug, davor ein niedriger Couchtisch aus dickem Acrylglas.
Sie war überrascht, nach den Adiletten und der Kittelschürze hatte sie etwas
weitaus weniger Geschmackvolles erwartet.
    Sie setzte sich an den Bauerntisch, legte Block und
Stift demonstrativ darauf und fragte: »Wie ich gehört und gelesen habe, standen
Sie zu Frau Platzer in einem – sagen wir mal – gespannten Verhältnis. Was war
der Grund dafür?«
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Aus
Herrn Holzbauer sprudelten die »Vorfälle«, wie er es nannte, nur so heraus. Er
zählte all das auf, was sie schon von Frau Vogel in der Kurzfassung gehört
hatte. Plus ein paar Vorfälle extra. Wie den, dass die »Schlampen da unten« in
den Wintermonaten nicht geheizt hatte, was seiner Meinung nach vor drei Jahren
einen Wasserrohrbruch verursacht hatte. Oder die Sache mit dem Rauchgestank,
der vom unteren Balkon direkt in sein darüber gelegenes Schlafzimmer gezogen
sei.
    »Das ist schon in der Früh losgegangen, da hat es bei
uns dermaßen nach Rauch gestunken, dass es nicht zum Aushalten war. Unser
Balkon war quasi nicht zu nutzen. Aber Sie rauchen ja selbst, von daher können
Sie gar nicht wissen, wie das für uns ist. Sie müssen ja immun dagegen sein.
Gelesen, sagen Sie, wo haben Sie das eigentlich gelesen? Das würde mich jetzt
aber interessieren.«
    Seine Frau, die neben ihm saß und ihn von der Seite
beobachtete, pflichtete ihm nach jedem Satz mit einem kurzen Kopfnicken bei.
    Paula ignorierte seinen Seitenhieb genauso wie seine
Frage. »Sie haben ja allen Grund gehabt, Frau Platzer zu hassen. Für Sie muss
es doch jetzt ein wahrer Glücksfall sein, dass Frau Platzer nicht mehr lebt.«
    Auch darauf erhielt sie umgehend eine Antwort. »Na,
traurig sind wir darüber nicht. Hoffentlich zieht jetzt jemand ein, der besser
in dieses Haus passt. Der reinlicher ist und ordentlicher und der sich auch
mehr an die Vorschriften hier im Haus hält. Und der auch kein Kettenraucher
ist.« Dabei blickte er sie herausfordernd an.
    »Wo waren Sie am vergangenen Montagabend, in der Zeit
von zweiundzwanzig Uhr dreißig bis dreiundzwanzig Uhr dreißig?«
    Auch auf diese Frage schien Holzbauer nur gewartet zu
haben. Triumphierend antwortete er: »Kurz vor elf waren wir, meine Frau und
ich, noch am Nürnberger Flughafen. Dort hat uns unsere Tochter mit dem Auto
abgeholt und nach Hause gebracht.«
    »Wann genau waren Sie wieder hier?«
    »So zehn Minuten nach elf Uhr.«
    »Haben Sie zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Geräusche
aus Frau Platzers Wohnung gehört?«
    »Nein, das hätten wir der Polizei doch längst
gemeldet. Wir wissen, was sich gehört! Aber unsere Tochter hat sich ja sofort
als Zeugin zur Verfügung gestellt.«
    »Als Zeugin?«, fragte Paula erstaunt nach.
    »Sie hat doch, als sie von hier weggefahren ist, einen
Mann aus dem Haus kommen sehen. Wissen Sie denn das nicht? Das müssten Sie doch
wissen, wenn Sie diesen Fall bearbeiten. Das ist doch Ihre Hauptzeugin. Uns hat
es schon sehr gewundert, dass keiner von der Kriminalpolizei persönlich mit ihr
sprechen wollte«, sagte er in vorwurfsvollem Ton.
    Also war Holzbauers Tochter einer der beiden
Phantombildlieferanten gewesen.
    »Das muss Sie nicht wundern. Da Ihre Tochter ja den
Kollegen bei der Anfertigung des Phantombilds bereits alles geschildert hat,
was sie beobachtet hat, ist das vollkommen ausreichend. Gehe ich recht in der
Annahme, dass Sie am Montag aus einem Urlaub zurückgekommen sind? Wo waren Sie
denn und wie lange? Und auch die Flugnummern brauche ich dazu von Ihnen.«
    Sie versuchte es mit ihrem unverbindlichen
Allerweltslächeln, das aber bei den Holzbauers keinerlei Wirkung zeigte.
    »Warum wollen Sie das wissen? Wir haben doch ein
perfektes Alibi. Uns kann keiner was anhaben.«
    »Sie täuschen sich, wenn Sie meinen, dass ich Ihnen
etwas anhaben will, Herr Holzbauer. Ich möchte lediglich Ihr Alibi überprüfen.
Wie wir das übrigens bei allen machen, die mit diesem Mordfall zu tun haben.«
    Holzbauer stand abrupt auf und verließ stumm das
Zimmer. Nach fünf Minuten kehrte er zurück und legte noch immer schweigend,
aber mit großer Genugtuung zwei Flugtickets auf den Tisch.
    »Wir waren drei Wochen in Marokko, in einem exquisiten
Wellnesshotel.«
    Sie notierte

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