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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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ihn auf den Zementfußboden schleuderte, dann hörte er, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die Schritte des Wächters verklangen im Flur, danach fiel die Außentür zu.
    Ihm die Taschenlampe abzunehmen hatte der Wächter versäumt. Aber es gab ohnehin nichts zu sehen, wie Asmus bereits bei der Durchsuchung des Hauses bemerkt hatte. Fensterlos und ohne Heizung, aber abschließbar war dieser Raum wahrscheinlich für Vorräte oder für die fertig gefüllten Dosen bestimmt. Ausbrechen konnte er nicht.
    Dennoch wollte er es versuchen.
    Trotz der blutenden Wunde nahm er gegen die Eichentür Anlauf, um sie aus den Angeln zu hebeln. Der einzige Erfolg war, dass der Schmerz des Schnittes ihm fast den Atem raubte. Außerdem würde er am nächsten Tag eine blutunterlaufene Schulter haben. Aber er hatte es wenigstens versucht.
    Das Haus war kalt. Trotzdem zog Asmus seine Uniformjacke aus, rollte sie zusammen und legte sich so auf sie, dass sie eine Art Druckverband bildete.
    Die Gedanken jagten durch seinen Kopf. Er hätte nicht allein kommen sollen, natürlich nicht. Zum Glück war er im Mondlicht als Polizist erkennbar gewesen. Möglicherweise gab ihm das einen gewissen Schutz, ohne den der Wächter ihn hätte erschießen können. Dieser hätte Selbstverteidigung geltend machen können, ohne dass ihm etwas anderes nachzuweisen gewesen wäre.
    Wie die Dinge lagen, musste der Wachmann jetzt offensichtlich Petersen zu Rate ziehen, was mit dem Gefangenen zu geschehen hatte. Und dieser den Mann, der für alles verantwortlichwar. Das würde dauern. Asmus hatte sich mit Geduld zu wappnen. Bis eine Entscheidung getroffen werden konnte, würde er möglicherweise vermisst werden.
    Die Unruhe hielt Asmus wach. Er wälzte sich auf dem harten Boden, dessen Kälte auf seine Muskeln und Knochen übergriff, ohne Schlaf zu finden.
    Dann aber war er doch eingenickt, denn er wurde wach, als die Tür aufgeschlossen wurde.

    »Rauskommen!«, raunzte der Wächter aus Süderlügum.
    Asmus stemmte sich hoch, spürte, dass seine rechte Schulter steif war und mindestens genau so stark wie die Schnittwunde schmerzte, und kam nur mühsam auf die Beine.
    Im Flur stand Nickels Petersen mit zorniger Miene, neben ihm der Wachmann mit der Flinte im Anschlag. »Dres hat mir berichtet, dass er Sie bei einem Einbruch in dieses eingezäunte, private Gelände ertappt und eingesperrt hat. Der Besitzer wird Anzeige gegen Sie erstatten.«
    »Ermuntern Sie ihn ruhig dazu, Herr Petersen. Jeder Richter wird sich darüber im Klaren sein, dass ein Polizist in Uniform keinen Einbruch begeht, sondern ein verdächtiges Objekt durchsucht.«
    »Nachts? Allein?«
    Auf Fragen beabsichtigte Asmus sich nicht einzulassen. »Darüber hinaus wissen wir genug, um eine Anzeige gegen Sie zu rechtfertigen. Sie persönlich haben die Interessenten der Kampener Entenkoje mit falschen Zahlen über die Fänge ausgebootet. Allein damit können wir Sie belangen.«
    »Sie scheinen immer noch die geschlossene Entenkoje mit dieser Einrichtung zu verwechseln. Wie schon gesagt, ich habe mit ihr nichts zu tun, ich bin nicht der Besitzer. Was die Koje betrifft: Irrtümer kommen immer mal vor. Es war der Entschluss der Hauptinteressenten, die Kojezu schließen. Ich habe diesem Entschluss entsprochen«, erwiderte Petersen kühl.
    »Wer ist der Besitzer der Fabrikanlage?«
    »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen Vermutungen über eine Gesellschaft mitzuteilen, Herr Asmus, wie ich schon sagte. Ich stehe nur einem einfachen Mann wie Dres in dieser bizarren Situation bei, damit er sich nicht allein der Staatsmacht gegenübersieht.«
    Dres nickte, die Flinte im Arm und mit in Siegerpose geballten Fäusten. »Wir kriegen Sie an den Hammelbeinen gepackt, Sie blöder Tropf ! Hier herrschen Recht und Ordnung , seitdem die Kommunisten überall das Sagen haben!«
    Asmus schüttelte den Kopf über so viel Unwissen. »Man wird nach mir suchen.«
    Petersen grinste herablassend. »Verlassen Sie sich nicht darauf ! Bevor Sie ernstlich vermisst werden, könnte man Ihr Boot in der nächsten Nacht hinaussegeln und es weit draußen versenken. Kein Mensch würde bezweifeln, dass Sie bei einem netten kleinen Segeltörn ertrunken sind. Man wird einen Trauergottesdienst für Sie abhalten, mehr nicht.«
    »Und warum warten Sie damit?«
    »Ich sage es Ihnen jetzt zum dritten Mal: Ich habe mit diesem Gelände nichts zu tun. Die Verantwortung für Ihre Person trägt der Besitzer. Ich bin kein Unmensch, ich werde Sie

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