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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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des Hauptgebäudes, das man als Sitz der Verwaltung ansehen musste, nicht verschlossen. Asmus schlüpfte in den Flur. Die Räume waren übersichtlich angeordnet, wie er im Schein seiner Taschenlampe feststellte, und sollten schnell durchsucht sein. Zur rechten befand sich ein großer Raum mit sechs Fenstern, ein Saal, der durch einen eisernen Ofen beheizt werden konnte. Im Übrigen war er leer, ohne jedes Möbelstück.
    Gegenüber gab es weitere drei Räume, einer davon ebenfalls beheizbar, ein zweiter leer, ohne Fenster und Ofen, schließlich eine Küche. Im Unterschied zum Saal waren diese Räume abschließbar und mit schweren Türen aus Eichenholz gesichert.
    Die Küche weckte Asmus’ Interesse. Sie war als einziger Raum bisher benutzt worden, wenn auch wahrscheinlich nur provisorisch mit Tisch, zwei Stühlen und einem Abfalleimer eingerichtet. Auf dem großen Tisch stand eingewöhnlicher Petroleumkocher, neben diesem mehrere fabrikfrische Dosen aus Weißblech, unterschiedlichen Durchmessers und Höhe, und eine Flasche. Am Etikett erkannte Asmus den Köm, an dem sich die Köche wohl hatten bedienen müssen, um den richtigen Dreh herauszufinden.
    Asmus konnte nicht widerstehen, die Pumpe des Kochers zu bedienen. Erwartungsgemäß roch er Petroleum, das durch einen markanten Geruch aus dem emaillierten weißen Eimer fast überdeckt wurde. Er lupfte den Deckel und leuchtete flüchtig hinein. Entenschnäbel und Schwimmfüße.
    Er konnte sich gut vorstellen, dass Frau Petersens Enten in dieser Küche geendet hatten.

    Danach verließ Asmus das Haus so geräuschlos, wie er eingedrungen war. Die Wolkendecke war inzwischen aufgerissen, und er nutzte den Hausschatten aus, soweit es möglich war. Zu dem langgestreckten einstöckigen Bau neben dem Hauptgebäude, der von Anfang an sein besonderes Interesse geweckt hatte, musste er einen Streifen Mondlicht queren.
    Mochte das Hauptgebäude noch am ehesten wie ein Wohnhaus wirken, wenn auch nicht im Entferntesten wie das in Wyk umfunktionierte Stadthaus, so hatte der Langbau eine vage Ähnlichkeit mit einer Werfthalle. Offenbar das eigentliche Fabrikgebäude. Inzwischen waren Sprossenfenster eingesetzt worden, in die Asmus spähte, ohne etwas erkennen zu können. Drei blau gestrichene Türen schimmerten im Mondlicht. Da die ihm am nächsten gelegene nicht verschlossen war, trat er hier ein.
    Im Licht seiner Taschenlampe erkannte er eine völlig leere Halle, die sich durch einen beträchtlichen Teil des Gebäudes erstreckte.
    Der nächste Raum, den Asmus durch einen türlosen Durchgang betrat, wies an einer Längswand ein großes,wenn auch wenig tiefes Waschbecken mit drei Wasserhähnen und einem großkalibrigen Abfluss auf. Der Boden war gefliest. Asmus konnte sich gut vorstellen, dass hier die gerupften Entenkörper gewaschen wurden.
    An der kurzen Wand stand die Konservendosenverschließmaschine, deren Ankunft er beobachtet hatte, und daneben eine zweite, ähnliche, deren Hebel offenbar einen Deckel mit größerem Durchmesser bediente. Es sollten hier Dosen zweier unterschiedlicher Größen gefüllt werden können, wie Asmus vermutete. Eine Räucherkammer fehlte jedoch, wie er auch draußen kein Gebäude gesehen hatte, das dafür vorgesehen war.
    Im letzten Raum befanden sich vier neue und unbenutzte Bottiche. Asmus erschauderte. Wurden hier die Enten geschlachtet und ausgeblutet? Er floh durch die Tür hinaus in die frische Nachtluft.
    Draußen atmete er tief durch, um sich zu beruhigen. Seine Erleichterung währte nur kurz.
    »Was machst du hier?«, flüsterte eine heisere Stimme. Asmus fühlte die Spitze eines Messers im Rücken, die durch die Uniform drang. Den Angreifer sah er nicht.
    »Polizei! Lass mich los!«, schnaubte er.
    »Glaubst du, ich wüsste das nicht? Ich weiß auch, dass du allein bist!«
    Verdammt. Es stimmte. Für so gefährlich hatte Asmus sein Unternehmen nicht gehalten. Ein Irrtum, wie er jetzt erkannte, vor allem, als ihm aufging, wer hinter ihm stand: der Mann, der wahrscheinlich Degenhardt und Dücke ermordet hatte.

    Die Stimme hatte Asmus sofort als die des Wächters mit der Flinte erkannt. Die Schusswaffe hatte er auch jetzt bei sich, er hatte sie entsichert, unmittelbar bevor er Asmus überwältigte.Asmus spürte einen scharfen Schmerz, als der Kerl das Messer über seine Rippe zog und dann den Lauf der Flinte in die Wunde bohrte.
    Dres trieb Asmus vor sich her zum Hauptgebäude. Vor dem mittleren Raum bekam er einen Stoß in den Rücken, der

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