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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Petersen. Er formulierte es so, dass sie die Franziska versenken würden, um alle Welt glauben zu machen, dass ich mit ihr abgesoffen sei. Es war nur zu klar, dass ich mich tatsächlich an Bord befinden sollte. Das war eine eindeutige Ansage, die nicht ausgesprochen wurde.«
    Matthiesen nickte.
    »Alles in Ordnung, Tiglat-Pileser?«, erkundigte sich Asmus warmherzig.
    »Weitgehend, weitgehend, Herr Asmus. Nur mein Hinterteil schmerzt, aber es wäre weit schlimmer, wenn es meineSelbstachtung wäre. Die wäre dahin, wenn ich mich geirrt hätte.«
    »Das wäre unnötig gewesen. Lieber einmal öfter gewarnt, als einmal zu lange geschwiegen! Außerdem haben Sie sich ja nicht geirrt.« Asmus schmunzelte erleichtert und wandte sich an Matthiesen. »Lorns, dieser Wächter Dres mit der Flinte ist verletzt. Ich habe ihm vermutlich den Arm gebrochen. Er muss in die Klinik.«
    »Nur der unzuverlässige Gemeindevorsteher hat einen Fernsprechapparat«, warnte Matthiesen. »Dann weiß im nächsten Augenblick Petersen, dass du entkommen bist.«
    »Stimmt. Wir müssen vermeiden, dass jemand Wind von der Sache bekommt. Am besten wäre, die Klinik holt ihn ab, und wir bewachen ihn dort. Er darf keinesfalls mit Petersen Kontakt aufnehmen.«
    In diesem Augenblick taumelte Dres aus dem Verwaltungsgebäude und blieb auf dem Treppenabsatz stehen. Beim Anblick der Polizeimacht und eines Zivilisten riss er entsetzt die Augen auf.
    »Dres, wir schaffen Sie ins Krankenhaus. Da bekommen Sie Morphium gegen die Schmerzen und einen ordentlichen Gipsverband«, sagte Asmus vernehmlich. »Für wen ist eigentlich der Saal rechts vom Flur gedacht?«
    »Für die Mädchen«, murmelte Dres benommen und ließ sich auf die Treppenstufe sinken.
    Asmus und Matthiesen sahen sich an. Matthiesen zuckte ratlos die Schultern. »Die Mädchen, die die Enten schlachten und rupfen sollen?«, forschte Asmus behutsam.
    »Was sonst? Sechzehn Stück. Aus Süderlügum.« Dres hatte den Kopf auf den Knien. »Die waren mir dankbar, dass ich ihnen Arbeit verschafft habe.«
    Der Kerl wirkte mit den Schmerzen, die er ohne Zweifel hatte, kümmerlich. Trotzdem betrachtete Asmus ihn plötzlich unter dem Aspekt, dass er der Dienstmann gewesensein konnte, der Degenhardts Gepäck abgeholt hatte. Untersetzt, fettes Gesicht, blond, nach oben gezwirbelte Augenbrauen, hatte der Portier gesagt. Dies alles traf auch auf Dres zu. »Sie haben in der Entenkoje den Vogelkundler erschossen!«, blaffte er heraus, mit Absicht grob, was er normalerweise vermied. Aber wegen der Schmerzen war die Widerstandskraft des Wächters geschwächt, und das musste er ausnutzen.
    Dres hob hastig den Kopf. »Nein! Nein! Das war ich nicht!«
    Asmus ignorierte seinen Widerspruch. »Glauben Sie nicht, Sie kämen mit Totschlag davon, auch wenn Sie als Wächter der Koje bestallt sind! Es war Mord, heimtückisch von hinten noch dazu, und darauf steht die Todesstrafe! Die Gerichte fackeln nicht lange, seit die Kapitalverbrechen in den letzten Jahren stark angestiegen sind.«
    Blankes Entsetzen stand in Dres’ Augen. »Ich habe noch nie jemanden erschossen«, keuchte er.
    »Wer soll Ihnen das glauben? Was haben Sie eigentlich mit Degenhardts Franken gemacht?«
    Dres fehlte die Kraft oder auch die Kaltschnäuzigkeit zu einer Antwort. Sein Kopf sank auf die Knie.
    Er würde weitere Fragen nicht mehr beantworten. Asmus wandte sich an Matthiesen. »Fährst du zur Klinik? Ich warte hier, bis du mit der Klinikkutsche zurück bist. Unter König Tiglat-Pilesers Schutz wird mir hier nichts passieren.«
    Der Dichter, der sich mittlerweile von seinem Schrecken erholt hatte, lächelte abenteuerlustig. Und geschmeichelt. »Wachtmeister Asmus, Sie haben wirklich Humor! Ich werde dazu ein dramatisches Epos verfassen.«
    Asmus grinste bis über beide Ohren. »Wenn Sie meinen Namen weglassen, ist mir das recht. Ich glaube, sonst wäre es mir etwas peinlich. Von einem Dichter bin ich noch nie gerettet worden.«
    »Aber wir haben auch unseren Nutzen«, begehrte Tiglat-Pileser auf. »Die Gesellschaft braucht uns!«
    »Zweifellos, man sieht es ja.«

    Matthiesen eilte zum Tor, das sich unter Quietschen öffnete. Offensichtlich hatten sie das Schloss am Tor mit einem Wantenschneider oder einem ähnlich kräftigen Werkzeug geknackt. Kurze Zeit später hörten sie sein Motorrad, das sich entfernte.
    Asmus wandte sich an Jep, ohne sich um den leise jammernden, halbbetäubten Wächter zu kümmern. »Kannst du ein Boot segeln, Jep?«
    Der

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