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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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sollte es doch um die Dosen gehen? Enten, die vielleicht sogar probeweise in Dosen gepackt wurden, ebenso wie Austern? Offenbar hatte hier auf Sylt ja niemand Erfahrung mit der Herstellung von Fleisch- oder Muscheldosen.
    Es war ein reizvoller Gedankengang, in sich schlüssig, aber letzten Endes beruhte alles auf Vermutungen und Vorstellungen. Darauf konnte man keine Anklage aufbauen. Dennoch fanden selbst die Kartoffeln ihren Platz in diesem Szenarium. Konnte es sein, dass Petersen die von Dücke angebauten Kartoffeln beschlagnahmt hatte, um die Enten zu füttern? Mit anderen Worten: gestohlen?
    Asmus kehrte um. Hinter dem Sprossenfenster der Küche sah er Frau Petersens wutentbrannte Miene, aber noch bevor er salutieren konnte, tauchte sie schon weg und war verschwunden.

    Abends, als Asmus in Brehms Tierleben schmökerte, fiel ihm noch etwas ein, dem er nachgehen würde. Das Schießen. Er legte die Beine hoch, nahm einen Schluck des kostbaren Bieres, das er sich gelegentlich leistete, und legte den Kopf auf die Sessellehne, um nachzudenken.
    Enten waren empfindlich gegen Lärm, wie ihm Ose und Ingwert erzählt hatten. Solange geschossen wurde, kamen sie wahrscheinlich gar nicht zum Kojenteich. Andererseits wussten Neuankömmlinge unter den Enten nicht, wo vorher geschossen worden war. Am Bodensee wurde mit hölzernen Attrappen gelockt, und die einfliegenden Wildenten wurden erschossen. Und in anderen Ländern wurden Vögel stets mit Schrot vom Himmel geholt. Es konnte keine Rede davon sein, dass Vögel nachkommende Generationen vor Gefahren warnten.
    Es war daher zu vermuten, dass die Schüsse in der Umgebung von Kampen weniger den Enten galten als unerwünschten Besuchern der Koje. Alwart Jensen hatte ja erzählt, wie die Angst im Dorf umging, weil niemand wusste, wer schoss und warum. Von dieser Überlegung ausgehend, lag es auf der Hand, dass es der Wächter des Fabrikgeländes war, der täglich einmal seine Runde machte und irgendwo innerhalb oder außerhalb der Entenkoje einen Schuss abgab.
    Denn im Augenblick ging es wohl eher darum, die Leute vom Reden und Tuscheln abzuhalten. Angst zu erzeugen war ein erfolgreiches Hilfsmittel von Verbrechern, wie Asmus aus seiner langjährigen Arbeit als Kriminaloberinspektor wusste. Selbst der Wächter und der Bauarbeiter auf dem Fabrikgelände waren anscheinend eingeschüchtert worden, damit sie den Mund hielten. Dass sie gehorchten, verstand sich in diesen Notzeiten von selbst. Immerhin hatten sie Arbeit, für die sie bezahlt wurden.

K APITEL 15
    Zur Mittagszeit des nächsten Tages meldete Matthiesen sich zurück. »Zufrieden bin ich nicht«, sagte er verdrossen, als er sich neben Asmus’ Schreibtisch niederließ.
    »Warum?«
    »Die Entendosenfabrik in Wyk habe ich besichtigt. Ein gewöhnliches Wohnhaus in der Westerstraße, vom Aussehen her wie alle anderen in der Umgebung, abgesehen von einigen Stallfenstern. Als ich kam, war der ehemalige Wohnraum, heute der Arbeitsraum, natürlich leer und gründlich geputzt, um für den kommenden Herbst gerüstet zu sein. Aber Naamen Christensen erzählte mir, dass inder Fangsaison bis zu zwanzig Frauen mit dem Ausnehmen und Rupfen der Enten beschäftigt sind, dazu ein Mann, der die Konservendosenverschließmaschine bedient, und einer, der Etiketten klebt. Gedruckt werden sie in einer winzigen Druckerei, die auch die Inselzeitung macht. Aber die ganze Fabrik hatte nicht im Entferntesten die Ausmaße wie dieses Fabrikgelände in Kampen. Ich kann fast nicht glauben, dass dort nur Enten verarbeitet werden sollen.«
    Asmus überging vorläufig den Einwand. »Und in diesem ehemaligen Wohnzimmer werden die gefüllten Dosen auch erhitzt?«
    »Ja.«
    »Insofern wundern einen die Dimensionen des Fabrikgeländes in Kampen, da hast du recht«, meinte Asmus nachdenklich. »Trotzdem kann ich mir mittlerweile kaum eine andere Verwendung als die Herstellung von Dosenware vorstellen. Mit Delikatesswildenten und Räucheraustern. Was hast du denn über unseren Hank erfahren?«
    »Hank und Naamen haben denselben Großvater. Ihre Väter waren Brüder. Der eine, Hanks Vater, wanderte nach Kalifornien aus, der andere blieb auf Föhr.«
    »Und was konnte Naamen über Hank erzählen?«
    »Wenig. Die Familien haben heutzutage nichts mehr miteinander zu tun. Die Väter entzweiten sich und führten einen Streit, der von Rachsucht bestimmt wurde. Die Söhne haben den Streit gewissermaßen geerbt. Naamen weiß nicht, was Hank macht und womit er seinen

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