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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nichts davon.«
    »Mein Gebiet ist nicht Österreich, sondern London«, gab Pitt zurück.
    »Österreich ist das Herz Europas, Sie provinzieller Trottel!«, stieß Blantyre durch die Zähne hervor. »Gehen Sie mir aus dem Weg.«
    »Und London das Herz Englands«, erwiderte Pitt ihm. »Das mag Ihnen unerheblich erscheinen, aber ich bin dafür verantwortlich. Sie haben Tregarron erpresst, damit er auf Herzog Alois schießt, nur dass er dabei dessen Freund getötet hat. Aber Mord ist Mord.«
    »Auch das können Sie nicht beweisen, denn dazu müssten Sie nicht nur Tregarron, dessen Vater und beider widerlichen Verrat bloßstellen, sondern natürlich auch Herzog Alois«, entgegnete ihm Blantyre. »Sehen Sie es ein – Sie können nicht das Geringste tun. Jetzt also aus dem Weg, und zwingen Sie mich nicht, meine Waffe zu benutzen.«
    Pitt blieb reglos stehen. Sein Herz schlug heftig, und er hatte den Eindruck, zu zittern, wenn nicht gar zu schwanken. Seine Hand, die die Pistole umfasste, schmerzte.
    Blantyre bewegte den Krummdolch ein wenig, sodass sich das Licht in der Klinge brach.
    »Was haben Sie vor, wollen Sie Alois erstechen?«, fragte Pitt mit belegter Stimme.
    Blantyre erbleichte.
    »Sie können es sich nämlich nicht leisten, ihn am Leben zu lassen«, fuhr Pitt fort. »In dem Fall würde er, und nicht Sie, die Fäden Ihrer Marionette Tregarron ziehen.«
    Verstehen blitzte in Blantyres Augen auf. – Möglicherweise die Erkenntnis, dass er es sich nicht leisten konnte, einen Pitt an der Spitze des Staatsschutzes zu wissen. Erneut bewegte er den Dolch ein wenig.
    »Sie können mich nicht festnehmen, denn damit würden Sie sich nur lächerlich machen. Ganz davon abgesehen haben Sie auch nicht den Mut dazu«, sagte er leise. »Ich gehe jetzt hinaus und nehme mir den Herzog ein anderes Mal vor. Vielleicht reise ich ihm nach Wien nach. Es spricht nichts dagegen. Sie haben nichts in der Hand, Pitt. Schade, ich konnte Sie gut leiden.« Er zuckte leicht die Achseln und trat einen Schritt vor.
    Alles, was Blantyre gesagt hatte, stimmte.
    Pitt hob die Pistole, den Zeigefinger um den Abzug gekrümmt. »Gott verzeih mir«, sagte er zu sich selbst und drückte ab.
    Der Widerhall in dem kleinen Raum war ohrenbetäubend.
    In Blantyres Augen trat ein Ausdruck unendlicher Verblüffung, dann taumelte er rücklings gegen die Tür der Kabine, die hinter ihm aufsprang. Er fiel nach hinten, seine Brust war rot von Blut. Im nächsten Augenblick glitt er zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Pitt zwang sich, zu ihm zu gehen und ihn anzusehen. Blantyres Augen waren offen, schienen aber nichts mehr wahrzunehmen. Pitt empfand ein tiefes Bedauern, das ihm körperliche Schmerzen bereitete. Nach einer längeren Stille hörte er Rufe und Schritte auf dem Gang. Er steckte die Pistole zurück in die Tasche, nahm seinen Dienstausweis heraus und hielt ihn den beiden Männern im Smoking entgegen, die die Tür aufrissen und wie angewurzelt stehen blieben. Narraway und Jack Radley folgten ihnen auf dem Fuß.
    »Großer Gott«, rief Narraway aus. Sein Gesicht war aschfahl. Er sah erst zu Pitt, dann zu der offenen Tür, wo Blantyre in seinem Blut auf den Marmorfliesen lag.
    Er drängte sich an Pitt vorbei und blieb dann stehen.
    Pitt wollte etwas sagen, räusperte sich und setzte erneut an. »Ich bin Thomas Pitt, Leiter des Staatsschutzes. Ich bedaure sagen zu müssen, dass es einen unerfreulichen Zwischenfall gegeben hat, doch besteht jetzt keine Gefahr mehr. Vielleicht sind Sie so freundlich, Herzog Alois von Habsburg davon zu unterrichten, dass für ihn keine unmittelbare Lebensgefahr mehr besteht.«
    Der erste der beiden Männer glotzte ihn verständnislos an und wandte sich dann langsam Narraway zu.
    Narraway sah zu ihm hin, die Augenbrauen leicht gehoben.
    »Es ist gut, Ponsonby«, sagte er. »Er ist, was zu sein er behauptet, und was er sagt, stimmt. Seien Sie so gut und sorgen Sie dafür, dass uns niemand stört, während wir hier Ordnung schaffen.«
    Als die Männer gegangen waren, die zu entsetzt waren, als dass sie etwas hätten sagen können, schloss Narraway die Tür.
    »Gut gemacht, Pitt«, sagte er. »Es wird Sie entsetzlich schmerzen und Sie in Ihren Träumen heimsuchen, solange Sie leben, aber wer an der Spitze steht, muss den Preis dafür zahlen. Der aber besteht darin, dass er schreckliche Entscheidungen zu treffen hat, Dinge tun muss, die in der Grauzone liegen. Sie werden damit leben müssen, aber auf der anderen Seite hätten Sie

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