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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hingehen? Ich … möchte so gern dabei sein.« Sie sagte es in freundlichem Ton, das war ihr wichtig.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann hörte sie, wie Emily erleichtert sagte: »Selbstverständlich. Das wäre großartig. Das wird wie früher, wenn wir gemeinsam ausgegangen sind …« Sie hielt inne, unsicher, wie sie fortfahren sollte.
    »Was ziehst du an?«, fragte Charlotte, um das Schweigen zu überbrücken. »Ich möchte gern Schwarz und Weiß tragen. Es ist das einzige wirklich schöne neue Kleid, das ich habe.«
    Emily lachte. »Das ist doch wunderbar. Ich trage das blasseste Grün, das es gibt.«
    »Die Farbe hat dir schon immer am besten gestanden«, sagte Charlotte aufrichtig.
    »Damit werden wir die Leute im Sturm erobern«, begeisterte sich Emily. »Wir holen dich um halb acht ab.« Sie lachte, es klang fröhlich. »Also bis dann.«
    »Ja, bis dann.« Charlotte hängte den Hörer wieder auf und ging erleichtert lächelnd nach oben. »Minnie Maude! Ich glaube, ich sollte mich allmählich für den Abend herrichten«, rief sie schon vom Treppenabsatz aus. Die Tür zu Jemimas Zimmer im Obergeschoss öffnete sich – ihre Tochter wollte ihr ebenfalls helfen, ihr Ratschläge geben und von dem Tag träumen, an dem auch sie zu solchen Empfängen gehen konnte.
    In Emilys Kutsche, die für drei Personen ein wenig eng war, gelangte Charlotte zum Kensington-Palast. Beide Schwestern sahen hinreißend aus. Die nilgrüne Seide von Emilys tief ausgeschnittenem Kleid mit den weiten Keulenärmeln und der schmalen Taille schimmerte wie Sonnenlicht auf einem stehenden Gewässer, und wenn sie ihre weiten Röcke schwang, blitzte das silberfarbene Futter auf. An ihren Ohrringen, ihrem Halsschmuck und einem Armband, das sie über ihren weißen Glacé-Abendhandschuhen trug, blitzten Diamanten. Ein Diadem saß wie eine blasse Krone auf ihrem von Natur aus gelockten Haar.
    Charlotte stach deutlich von ihr ab. Endlich hatte sie sich – wie sie Emily mitgeteilt hatte – ein neues Kleid leisten können, das speziell für sie angefertigt worden war. Im Hinblick auf Pitts neue Position wäre es ihr auch gar nicht möglich gewesen, anders aufzutreten. Es bestand aus einem schwarzseidenen Oberteil und einem leuchtend weißen Rock. Das Ganze wirkte wie ein Spiel von Licht und Schatten und war von besonderer Anmut, wenn sie sich bewegte. Der schwarze Satingürtel um die Taille betonte ihre natürlichen Rundungen, und sie trug Perlen und Gagatschmuck mit Kristallen, deren Feuer im Licht zum Leben erwachte. Während sie Emily folgte, war ihr bewusst, dass sie mehr Aufsehen erregte als ihre Schwester, und sogleich trug sie den Kopf ein wenig höher, wobei sie spürte, wie ihr die Wärme in die Wangen stieg. Da sie sich eigentlich nicht für schön hielt, vermied sie es gewöhnlich, Aufsehen zu erregen, doch war sie der Ansicht, dass sie bei dieser Gelegenheit eine Ausnahme machen konnte.
    Die Königin, die nur noch an wenigen gesellschaftlichen Ereignissen teilnahm, genaugenommen ausschließlich an solchen, bei denen man die Abwesenheit der Monarchin als ernsthafte Pflichtverletzung angesehen hätte, war nicht gekommen. Da sich der Kronprinz und seine Gemahlin auf Reisen im Ausland befanden, konnten auch sie nicht an dem Empfang teilnehmen, was Pitt im Gedenken an die Affäre im Buckingham-Palast gerade recht war. Es herrschte eine ziemlich entspannte Atmosphäre, und man hörte über dem Gläserklirren viel Gelächter. Irgendwo am Rande des Ganzen spielte eine kleine Kapelle Wiener Musik, sodass den einen oder anderen der Gäste die Lust zu tanzen überfiel.
    Lady Vespasia kam in Begleitung Victor Narraways. Sie war immer schön, schien aber diesmal noch mehr Sorgfalt auf ihre Erscheinung verwendet zu haben als gewöhnlich. Der Rock ihres blassvioletten Kleides war nicht so weit wie bei vielen anderen, was ihr sehr schmeichelte, zumal sie größer war als die meisten Damen im Saal und einherschritt, als balanciere sie einen Stapel Bücher auf dem Kopf, ohne ein einziges davon fallen zu lassen. Auch sie trug ein Diadem – einen schmalen Reif, der statt mit Diamanten mit winzigen Amethysten und Perlen besetzt war.
    Unwillkürlich musste Charlotte bei ihrem Anblick lächeln, und ihr war klar, dass sich Jack, der gerade in ihre Richtung blickte, fragte, was der Grund dafür sein mochte.
    Zwischen ihm und Emily schritt sie weiter in den Saal; sie lächelten, plauderten höflich nach links und rechts über alles und nichts. Pitt

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