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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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gerissen.
    Zugleich hielt er seine Pistole drohend auf mich gerichtet.
    »Aus«, sagte er. »Aus, Stefan Roeder. Sie haben mich für viel dümmer gehalten, als ich bin. Meinen Sie nicht, daß ich gewußt habe, Sie würden mich herzlich gern ins Jenseits befördern? Sie mußten es ja tun, nicht wahr?«
    »Halt!« rief ich. In letzter Sekunde war mir noch etwas eingefallen. »Halt, das ist ja alles Unsinn. Dieser Schuldschein wird Ihnen gar nichts nützen, und die Übereignung auch nicht. Sie haben dort den Namen Carl Weynert eingesetzt. Wie können Sie dann...«
    »Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf. Sehen Sie, ganz eiskalt haben Sie Hilda ermordet. Genauso eiskalt würden Sie mich umbringen sowie Sie könnten. Welcher andere Weg blieb mir übrig?«
    »Man wird feststellen, daß ich keine Pistole besaß.«
    »Das wird keinen Menschen interessieren. Ich erschieße Sie, drücke Ihnen die Pistole in die Hand, nachdem ich vorher alle Fingerabdrücke daran beseitigt habe, dann lege ich das Tonband in Ihren Koffer und verdufte. Man wird Sie finden, man entdeckt Ihren rührenden Abschiedsbrief mit eigenhändiger Unterschrift, — glauben Sie im Ernst, daß man sich noch viele Gedanken machen wird?«
    »Aber Sie werden doch das Geld kassieren!«
    »Natürlich. Und dabei kann mir nichts passieren. Deshalb habe ich diese Schriftstücke ja vordatiert.«
    »Aber die Polizei wird...«
    »Sie wird gar nichts. Sie findet einen Selbstmörder, mit einem Mordgeständnis und mit einem Tonband als Beweis. Das sind zwei oder drei Telefongespräche mit München, dort ist alles klar, und aus.«
    Ich sah, daß es ihm ernst war. Noch hatte er die Pistole nicht gehoben. Ich konnte noch... ich konnte schreien...
    Was hätte es mir geholfen? Dann wäre ich für den Mord an Hilda lebenslänglich eingesperrt worden.
    Sollte ich doch... verdammt nochmal, lieber lebenslänglich als tot...
    Oder war es die Sühne für meine Tat?
    Er hob die Pistole, kam einen Schritt näher. Seine Augen waren entschlossen zusammengekniffen.
    Ich wich unwillkürlich zurück.
    »Wohin?« fragte er höhnisch. »Es gibt keinen Ausweg mehr, das Zimmer ist zu klein.«
    Das Zimmer... da war die Rettung. Die Balkontür fiel mir ein... tief unten der Berg aus Ziegelsteinen.
    Wenn er jetzt abdrückte, war es zu spät...
    Warum drückte er nicht ab?
    Ich wandte mich zur Tür, streckte meine Hand danach aus.
    Da sprang er neben mich, hatte offenbar Angst, man könne durch die offene Tür den Schuß hören.
    Er stand neben mir, hob die Pistole .
    Ich riß die Tür auf, packte ihn am Kragen und stieß ihn mit aller Kraft der Verzweiflung hinaus.
    Kein Schrei...
    Ein dumpfer Aufschlag.
    Stille.
    Gräßliche Stille. Kein Stöhnen. Keine Menschen, die gelaufen kamen. Nur Stille. Und tiefe Dunkelheit.
    Ich kniete an der offenen Tür. Mein Atem ging keuchend.
    Minuten wartete ich so. Nichts geschah. Nicht der leiseste Laut drang von unten zu mir herauf.
    Allmählich fing mein Hirn wieder an zu arbeiten. Es mußte etwas geschehen, sofort. So schnell wie möglich. Aber was?
    Vielleicht hatte ihn niemand zu mir kommen sehen? Ich konnte mich schlafen legen und abwarten, und dann konnte ich sagen, ich hätte diesen Mann noch nie in meinem Leben...
    Nein, das konnte ich nicht.
    Himmel, er hatte ja mein Tonband in der Tasche, mein Original! Denn nur das Original konnte er in meinen Koffer legen.
    Dieser Gedanke gab mir Energie, ich wollte handeln. Und zwar eiskalt und berechnend wie bisher. Dieser gemeine Schurke sollte mich nicht um die Früchte meiner Tat bringen.
    Keine Spur von Reue fühlte ich. Im Gegenteil, ich war tief befriedigt, daß er selbst mich zur reinen Notwehr gezwungen hatte.
    Eine Weile noch durchdachte ich meinen Plan, wie aus dieser Affäre am besten herauszukommen wäre, dann fing ich an, fieberhaft zu arbeiten.
    Zuerst verbrannte ich mein so teuflisch ausgedachtes Geständnis über dem Aschenbecher, zerrieb die schwarze Asche und spülte sie im Waschbecken hinunter. Die beiden anderen Schriftstücke, den Schuldschein und die Übereignung der Versicherung, hatte Dr. Mertens in der Tasche. Ich mußte sie so bald wie möglich an mich bringen.
    Hierauf schraubte ich den Klingelknopf ab und beschädigte vorsichtig die eine Leitung. Es mußte so aussehen, als habe sich, vielleicht durch nachlässige Arbeit eines Handwerkers, der eine Leitungsdraht von selbst gelöst.
    Als ich damit fertig war, goß ich die Flasche Kognak soweit ins Waschbecken, daß nur noch zwei

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