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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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kam zu mir und bot mir eine Zigarette an. In dieser Sekunde wußte ich, was allein mir helfen konnte. Ich nahm alle Kraft zusammen, sprang auf und hieb ihm mit der geballten Faust direkt unters Kinn.
    Zu meiner allergrößten Verwunderung sackte er lautlos zusammen. Auf einen harten Kampf eingestellt, konnte ich kaum begreifen, was ich da zuwege gebracht hatte. Er lag am Boden und bewegte sich nicht! Ich hatte ihn nach allen Regeln der Kunst k. o. geschlagen! Ich, der schwächliche Stefan Roeder.
    Aber dann hatte ich es eilig. Mit zitternden Händen riß ich das Tonband aus dem Gerät, stopfte die Spule in meine Jackentasche, und dann verließ ich so rasch wie möglich das Hotel.
    Niemand hielt mich auf, nicht einmal der Portier blickte auf, als ich an ihm vorbeiging.
    Doktor Mertens würde sich hüten, Krach zu schlagen. Er konnte niemandem sagen, daß ich ihn niedergeschlagen hatte, um mein Tonband zu bekommen... Das ist das Pech der Erpresser.
    Erleichtert kehrte ich in mein Hotel zurück. Ich setzte mich in die Empfangshalle und wartete, bis mich niemand beobachtete. Dann schlich ich zur Heizung hinunter, öffnete die eiserne Kesseltüre und warf das Tonband hinein. Sicherlich würde es auch in einer Ölfeuerung verbrennen.
    Es war geschafft!
    Jetzt gab es keinen Beweis mehr gegen mich. Womöglich würde sich Doktor Mertens gar nicht mehr melden. Wozu sollte er? Er konnte mir nur noch mit leeren Drohungen kommen, denen jede Beweiskraft fehlen würde. Und mit einer anonymen Anzeige, vielleicht aus Rache, konnte ich auch noch fertig werden.
    Ich triumphierte, als ich mein Zimmer wieder betrat. Noch heute abend, oder nein, morgen früh würde ich wieder heimreisen. In dieser Hochstimmung blieb ich auch noch, als ich mein Telefon wieder einmal klingeln hörte. Diesmal lächelte ich sogar, als ich den Hörer abhob. Nun würde ich ihn ohnmächtig schimpfen hören.
    Aber das Blut erstarrte mir in den Adern.
    Was ich hörte, war etwas ganz anderes. Es war meine »Unvollendete...«
    Und dann hörte ich seine Stimme, diese verhaßte Stimme.
    »Freundchen«, sagte er. »Hilda hatte doch Recht, wenn sie mir immer wieder sagte, Sie wären ein Dummkopf. Haben Sie im Ernst geglaubt, ich hätte nur dieses eine Band? Ich habe es natürlich kopiert. Das Original liegt ganz woanders, in Sicherheit. Was machen wir jetzt?«
    Ich fand keine Antwort. Der Sturz aus dem Gefühl des Triumphes in diesen Abgrund war zu jäh gekommen.
    »Wissen Sie was«, hörte ich ihn sagen. »Mir werden Ihre lächerlichen Mätzchen jetzt zu blöd. Ich komme heute abend zu Ihnen in Ihr Hotel. Und gnade Ihnen Gott, wenn Sie nochmals versuchen, mich hereinzulegen.«
    Da saß ich nun.
    Und in diesem Augenblick stand es wie eine grauenvolle Vision vor meinen Augen, was ich tun mußte. Jetzt war mir klar, daß ich niemals mehr in meinem Leben Ruhe bekommen würde, solange er lebte. Ich war gezwungen, auch Dr. Mertens zu töten...

5

    Der Aschenbecher in meinem Hotelzimmer quoll über, und die Schachtel mit meinen Zigarillos war leer. Ich hatte mindestens zwei Stunden vor mich hingebrütet und dabei geraucht. Wie konnte ich Dr. Mertens überlisten, wie ihm mein Tonband ab jagen?
    Sicherlich hatte er das Original überhaupt nicht mitgenommen. Das lag bei ihm zu Hause in Sicherheit. Oder er hatte es in einem Banksafe liegen. Wie also konnte ich es mir verschaffen? Ich mußte irgendeinen Trick finden, auf den er hereinfallen würde.
    Als es zu dämmern anfing, ging ich hinunter. Erst jetzt kam mir zum Bewußtsein, daß es Sonnabend war, die Geschäfte hatten alle geschlossen. In einem kleinen Ausschank bekam ich meine Zigarillos, und außerdem besorgte ich mir noch eine Flasche Kognak. Alkohol würde, mäßig genossen, vielleicht meine Gedanken beflügeln, meine Phantasie anregen.
    Und dann hockte ich wieder in meinem Zimmer und dachte nach. Ich fing an, mir zu überlegen, wie ich diesen verdammten Arzt umbringen könnte.
    Ich besaß keine Waffe. Ich hätte auch keine Ahnung gehabt, wie ich mir hier in Davos etwa einen Revolver hätte kaufen sollen.
    Gift? Gift in den Kognak tun? Das wäre eine Möglichkeit. Aber woher sollte ich Gift bekommen? Ein Schlafmittel vielleicht, in irgendeiner Apotheke. Er würde einschlafen, möglicherweise sogar bewußtlos werden, und dann konnte ich ihn erwürgen.
    Es schüttelte mich vor Ekel und Entsetzen. Niemals im Leben würde ich es fertig bringen, einem Menschen solange den Hals zuzudrücken, bis er tot war.
    Damals, bei

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