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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Chloris mit einem Sprung vom Geländer. Sie hatte ein Seil, an dem sie mit dem raschen, geschmeidigen Gleiten einer Zirkusartistin, die ihre Trapeznummer beendet und auf den Boden zurückkehrt, nach unten rutschte. Ihre Füße waren gekreuzt, um den Abstieg zu regulieren, und sie hielt den einen schimmernden Arm hoch über den Kopf, schwang ein Schwert.
    Das Seil führte hinab in den Laufgang, außer Sicht hinter der Sicherheitsbarriere. Chloris verschwand.
    Wütend murmelte Florius seinen Männern etwas zu. Ich wusste, dass der Kampf gleich beginnen würde, und machte mich bereit, die Mädchen zu unterstützen. Die Männer schlossen zu ihnen auf. Als die ersten Schwerter aufeinander klirrten, ergab sich eine neue Entwicklung.
    Florius wollte sich zurückziehen. Ich sah, wie er hinter seinen Männern in Deckung ging, als die sich gegen die Mädchen zusammenschlossen. Der Feigling wollte sich raushalten, obwohl er bewaffnet war. Ich hieb die Waffe eines der Schläger beiseite, stürmte an ihm vorbei und rannte hinter Florius her.
    Er war auf dem Weg zurück zum westlichen Tor, durch das er gekommen war. Aber jemand anderer kam dort herein, jemand, der triumphierend brüllte. Es war eine weitere Stimme, die ich kannte, genau wie Florius. Er bremste ab. Vor sich erkannte der in Lederhosen steckende Verbrecher mit dem kahl geschorenen Kopf die große, braun gekleidete Gestalt von Petronius Longus. Das hätte Florius vielleicht nicht aufgehalten, aber Petro – der nicht wissen konnte, dass ich als sein Kampfgenosse hier sein würde – hatte einen anderen Freund gefunden. Ein Freund, der ungeduldig an seiner schweren Kette zerrte und Petro aufgerichtet noch um einiges überragte.
    »Bleib genau da stehen, Florius – oder ich lass den Bären los! « Sie waren immer noch fünfzehn Schritte voneinander entfernt, aber Florius zögerte und gehorchte dann.

XLIII
     
     
     
    Mein guter Freund Petronius Longus besaß viele Qualitäten. Er war zäh und gerissen, ein umgänglicher Kumpel, ein geschätzter Vertreter von Recht und Ordnung, ein respektierter Mann in jeder Nachbarschaft, die er mit seiner Anwesenheit beehrte. Für meinen Hund hatte er stets nur Verachtung übrig, hatte aber selber von Flöhen zerbissene Katzen für seine Kinder beherbergt, und ich hatte ihn mit großer Zuneigung von einer alten, dreibeinigen Schildkröte namens Trident reden hören, seinem Haustier, als er klein war. Trotzdem hatte ich keinen Grund zu der Annahme, dass er mit einem gewaltigen, schlecht gelaunten, nur halbwegs gezähmten kaledonischen Bären umgehen konnte. Und ich hatte Recht. Petro mochte zwar eine kurze Unterweisung von dem Besitzer bekommen haben, bevor er in die Arena stapfte, aber der Bär hatte bereits die Chance erkannt, seinen unvorhersehbaren Charakter zu zeigen.
    Petro ermutigte das Viech, auf Florius zuzutappen. Die zottelige Kreatur, ein naher Verwandter der Bodenbeläge, die Chloris in ihrem Boudoir verstreute, trottete kurz los, grunzte, drehte sich dann herum und spielte mit seiner Kette, drohte, Petro aus dem Gleichgewicht zu bringen. Florius lachte, ein lautes und verächtliches Gegacker. Das war ein Fehler. Petro murmelte dem Bären etwas zu, worauf der sich wieder umdrehte und im Eilschritt auf den Verbrecher zustürmte. Petro gab mehr Kette nach. Florius schrie nach seinen Leibwächtern. Einige der Schläger machten sich von den Gladiatorinnen los und rannten ihm zu Hilfe. Als ich mich ihnen entgegenstellte, sah ich, dass die Frauen beste Arbeit leisteten und sich gekonnt gegen die anderen Schläger zur Wehr setzten. Sie brauchten mich nicht. Was auch gut so war. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, auf die Helfer des Verbrechers einzuhauen. Ein Mann stieß einen Warnschrei aus. Wir sahen uns alle um. Der Bär stürmte wieder auf Florius los. Petro zerrte ihn fest an der Kette zurück, aber das Tier war verdammt schnell. Es hatte keine Zähne mehr, holte jedoch mit seiner großen Pranke aus und konnte, jetzt kaum zwei Schritte von dem Gangster entfernt, mit der Pratze ernsten Schaden anrichten. Florius war hysterisch vor Angst.
    Dann wandelte sich das Bild schon wieder. Durch das Westtor kam das Donnern von Pferdehufen. Berittene Männer galoppierten herein, eindeutig Florius’ Verstärkung, zu zweit und dritt auf jedem Pferd. Die Anzahl der Gangster nahm gefährlich zu – aber jetzt tat sich etwas am Rand der Arena: Seile flogen von der Sicherheitspalisade herab, an denen Gestalten rasch hinunterglitten

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