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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Außenrand los. Einige der Schläger hatten weniger Glück. Die Hundemeute stürzte sich blutgierig auf sie. Zu meinem Erstaunen sah ich mitten unter den Hunden die schlanke, bleiche Gestalt des geretteten Mädchens Albia, das die Meute mit wildem Blick anfeuerte. Hinter ihr kam in einem blauen Blitz Helena gelaufen. Und danach der Hundemann, der mit den Armen fuchtelte, vor Anstrengung keuchte und auf eine Weise protestierte, die besagte, dass er sich nicht freiwillig von den Hunden getrennt hatte. Helena drehte sich um und schnauzte ihn an, verteidigte die Entführung.
    Petronius und ich hatten Chloris und Florius in dem Durcheinander verloren. Petro entdeckte sie als Erster. Florius lief weiter, ohne zu merken, wie dicht Chloris ihm auf den Fersen war. Er dachte, er sei in Sicherheit. Dann sprang Chloris ihn von hinten an. Wir hörten ihn keuchen. Er fiel vornüber, schluckte Sand.
    Chloris war wieder auf den Beinen. Mitleidlos zerrte sie Florius hoch, ihr Schwert an seiner Kehle. Sie war wütend. »Steh auf, du Dreckskerl!«
    Ein Donnergrollen rumpelte durch den Sommernachmittag. Es schien dunkler zu werden denn je.
    »Wir übernehmen ihn …«, befahl Petronius, als wir die beiden atemlos erreichten. Er hielt sich für den galanten Typus, was bedeutete, Frauen gegenüber nie unterwürfig zu sein.
    »Verpiss dich!«, knurrte Chloris. Ich krümmte mich zusammen, um wieder zu Atem zu kommen. Wir waren fast durch die gesamte Arena gerannt, nachdem wir wie die Berserker gekämpft hatten.
    »Die Ratte gehört mir!« Petro würde es nie lernen. In der schwülen Luft lief ihm der Schweiß herunter, und er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Nein, ich will ihn haben«, beharrte Chloris.
    »Ich bin seit Jahren hinter ihm her!«
    »Und jetzt hab ich ihn!« Chloris zog sich zurück, zerrte den Gangster wie einen Sack Gerste mit. Bleich in ihrem Griff, sah er jetzt aus wie das alte plappernde Weichei, das er mal war. Lederhosen verwandeln einen Schlappschwanz nicht in einen Halbgott. Er mochte sich den Kopf kahl geschoren haben, aber er besaß immer noch die Persönlichkeit eines dreckigen Lumpens. Er war so verängstigt, dass er sabberte.
    »Wie geht’s deiner Frau, Florius?«, verhöhnte in Petronius.
    »Dafür krieg ich dich dran, Vigilis!«
    Draußen in der Arena knöpften sich die Gladiatorinnen jetzt Florius’ Schläger vor. Klingen blitzten und Frauen lachten rau. Verängstigte Pferde rannten frei herum. Die Hunde jagten durch die Gegend, zeigten, dass sie nicht den Stammbaum von Bulldoggen besaßen, sondern schlichte britannische Köter mit Räude und Flöhen waren und Spaß an der Freude hatten. Sie versenkten ihre Zähne in die Kleidung der Gangster und beutelte sie, wie Nux es zum Spaß mit einem Tauende machte.
    Helena kam auf uns zu, zog Albia aus der Gefahrenzone weg. Selbst in diesem seltsamen Licht konnte ich sehen, dass die kleine Streunerin, mit vor Aufregung strahlenden Augen, eindeutig das Leben im abenteuerlichen Falco-Haushalt genoss. Dann entdeckte und erkannte sie Florius. Er musste im Bordell gewesen sein, als sie dort gefangen war. Er musste ihr etwas angetan haben. Albia blieb stocksteif stehen und begann zu schreien.
    Ihre durchdringenden Schreie entnervten uns alle. Ich hielt mir kurz die Ohren zu. Florius beachtete das Mädchen nicht. Er ergriff die Gelegenheit, bäumte sich auf und machte sich los. Chloris reagierte augenblicklich, aber er versetzte ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht und schnappte sich ihr Schwert. Ihr Handgelenk erhielt einen Schnitt, als sie instinktiv versuchte, ihm das Schwert zu entreißen. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, stieß er es ihr mit einem wilden, drehenden Hieb in den Bauch. Florius, der normalerweise anderen das Töten überließ, stolperte rückwärts und schaute erstaunt.
    Mit einem überraschten Murmeln fiel Chloris zu Boden. Überall war Blut. Ich sank neben ihr auf die Knie und versuchte ungeschickt, das Blut zu stillen, aber er hatte sie tödlich verletzt, und niemand konnte die herausquellenden Därme zurückstopfen. Diese Aufgabe war hoffnungslos. Ich blieb auf den Knien, ungläubig und entsetzt.
    »Sie stirbt«, sagte Petronius Longus rau. Diesmal irrte er sich, und ich wusste es. Sie war bereits tot.

XLIV
     
     
     
    Ein gewaltiger Donnerschlag erschreckte alle schier zu Tode.
    Heftige Blitze zerrissen den Himmel. Sintflutartiger Regen nahm uns die Sicht und ließ uns keuchen – gerade als Florius die Chance ergriff, sich aus

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