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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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– weitere bewaffnete Frauen, die zwischen den angeblichen Zuschauern aufgetaucht waren. Sie rutschten an mehreren Stellen die Seile hinunter und stießen laute Schlachtrufe aus.
    Die meisten Reiter schossen an uns vorbei zum Zentrum. Kämpfe brachen in allen Richtungen aus. Inzwischen waren fast so viele Kämpfer auf dem Platz wie bei den besten ausverkauften Veranstaltungen. Ich versuchte die Situation einzuschätzen. Der Tag konnte sich immer noch zu unseren Gunsten wenden. Die Frauen besaßen Geschick und Entschlossenheit, und aus irgendeinem Grund griffen die Neuankömmlinge sie nicht an. Stattdessen ritten sie im Kreis, bedrängten die Schläger, die bereits da waren. Petronius und sein langnasiger, haariger Verbündeter hielten Florius vom Ausbüxen ab; ich konzentrierte mich auf den Leibwächter, der ihm am nächsten war, damit Petro den Obergangster gefangen nehmen konnte. Zwei Ereignisse durchkreuzten diesen hoffnungsvollen Plan. Als Erstes kam ein einzelner Reiter hinter Florius heran. Florius drehte sich um, hoffte auf Rettung vor dem wütenden Bären. Dann wurde er bleich. Er stand in meiner Richtung, daher sah ich, was ihn so erschreckt hatte: Der breitschultrige, mit Warzen bedeckte und finster blickende Reiter war Spleiß.
    Ich rannte los, rief Petronius eine Warnung zu. Der Sand unter meinen Füßen war fest genug zum Rennen, aber es ist eine merkwürdige Oberfläche, wenn man nicht arenatrainiert ist. Man kommt nur langsam voran. Die Füße werden schnell müde, und man kann nur noch schlurfen. Das gab Spleiß die Zeit, sein Pferd so hart zu zügeln, dass es sich über Florius aufbäumte. Spleiß, der wusste, dass sein Anführer ihn mit Gift zu töten versucht hatte, wollte sich offensichtlich rächen. Das erklärte, warum die Neuankömmlinge gegen ihre angeblichen Verbündeten kämpften – wir hatten jetzt also auch noch einen Bandenkrieg am Hals.
    Florius krabbelte panisch weg. Der Bär brüllte und stürzte auf ihn zu. Diesmal wurde Petronius mitgezogen, obwohl er sich instinktiv an die Kette klammerte. Ich versuchte, Spleiß anzugreifen, aber ein Mann zu Fuß kann es nicht mit der Kavallerie aufnehmen.
    Durch das offene Westtor raste dann ein neuer Angreifer herein. Ein erregender Anblick für die zuschauende Menge: ein Mädchen, das von einem leichten, von zwei Pferden gezogenen britannischen Streitwagen aus kämpfte. Chloris. Sie hatte eine Fahrerin, während sie sich selbst über die aus Korbgeflecht bestehende Seite des Wagens beugte, den einen Arm mit ihrem gezogenen Schwert hoch erhoben. Sie kam direkt auf Florius zu. Spleiß hatte dem Streitwagen ausweichen können. Fluchend sprang er vom Pferd, erreichte Florius aber und griff nach ihm. Hin und her gerissen zwischen dem Bemühen, von Spleiß wegzukommen und gleichzeitig den scharfen Klauen des wütenden Bären auszuweichen, kehrte Florius Spleiß schließlich den Rücken zu; Spleiß schlang ihm sofort den Arm um die Brust und prügelte mit der freien Faust auf ihn ein. Die Fahrerin lenkte den Streitwagen in engen Kreisen um sie herum, auf der Suche nach einer Chance, näher heranzukommen. Dann beging sie in dem Chaos den Fehler, zu schnell über die Kette des Bären zu fahren. Das eine Rad machte einen Satz und hob vom Boden ab. Der Streitwagen stellte sich schräg, flog hoch und überschlug sich fast. Chloris, darauf nicht vorbereitet, wurde hinausgeschleudert. Sie verlor ihr Schwert, krabbelte aber hinter ihm her. Der plötzlich befreite Bär sprang hoch und kletterte auf die Pferde. Die entsetzte Fahrerin schrie und warf sich über die Seite, landete auf Petronius und riss ihn mit zu Boden. Der Streitwagen raste schwankend in den Hauptkampf im Mittelpunkt der Arena hinein, wobei es aussah, als würde der große schwarze Bär eine Zirkusnummer vorführen.
    Abseits von dieser verrückten Szene entstand eine plötzliche, angespannte Pause. Florius wurde von Spleiß rückwärts weggezogen. Petro, Chloris und ich gruppierten uns neu, um ihn anzugreifen.
    Dann änderte sich das Licht. Der Himmel zog sich zu und wurde schwarz wie ein böses Omen.
    Meine Kehle war trocken und ich sah keine Möglichkeit, wie die Sache gut enden konnte. In dem unheimlichen neuen Halblicht würde das Kämpfen sogar noch gefährlicher sein.
    Während ich auf Spleiß und Florius zutorkelte, rannte auch Petronius hinter ihnen her, was ihm mit seinen langen Beinen leichter fiel. Manch ein Dieb war eingeholt und zu Boden gerissen worden, weil er meinte, Petro

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