Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wilden Bewegungen seiner Waffe, schwang sie schließlich herum, um sie auf die Geisel zu richten. Petronius ging wieder weiter. Die Männer auf Straßenebene zogen sich rückwärts zur Tür zurück, manche vor ihm, aber andere schlossen zu ihm auf.
    Sie vereinten sich zu einer engen, beutegierigen Gruppe. Florius befahl Petronius, den Schild abzulegen. Er befolgte den Befehl und bückte sich dabei. Als er sich wieder aufrichtete, schnauzte Florius weitere Anweisungen, worauf Petro mit beiden Händen gleichzeitig sowohl sein Schwert wie auch seinen Dolch abschnallte und zu Boden fallen ließ. Den Kopf erhoben und schweigend, drehte er sich um und starrte zu Maia zurück, während Florius ihm mit wütenden Gesten bedeutete, ins Zollhaus zu kommen.
    Die Tür wurde weit geöffnet. Draußen war ich noch zwei Schritte von der Frau in Rot mit der schlanken Gestalt entfernt und streckte die Arme nach ihr aus.
    Plötzlich schreckte Petronius zusammen und brüllte mir etwas zu. Im selben Augenblick stürzten sich die Gangster auf ihn, packten ihn und zerrten ihn nach drinnen. Die schwere Tür knallte zu. Petronius war weg.
    Ich riss der Frau das Tuch ab und begriff, was er gebrüllt hatte.
    »Das ist nicht Maia!«

LV
     
     
     
    Die Frau stellte sich als farblose Prostituierte heraus, halb verhungert und zitternd vor Nervosität. Sie sagte, sie hätten sie zu der Scharade gezwungen. Na klar würde sie das behaupten. Sie konnte von Glück sagen, dass Silvanus sie zurückriss, als ich ihr eine knallen wollte.
    Während sie ins Fackellicht blinzelte, verfluchte ich meine Dämlichkeit. Petronius kannte meine Schwester besser als ich. Er hatte – vielleicht zu spät – erkannt, dass es sich um einen Lockvogel handelte: die richtige Größe, aber die falsche Figur und der falsche Körperbau. Das Kleid, das sie trug, war aus billigem, schlecht gefärbtem und grob gewebtem Material. Selbst wenn man einige Verängstigung in Betracht zog, war ihr Gang einfach falsch.
    Ich brüllte diese hohläugige Karikatur an, mir zu sagen, wo meine Schwester war. Sie behauptete, es nicht zu wissen. Sie behauptete, Maia nie gesehen zu haben. Sie wusste nichts von den Kindern. Keiner von ihnen sei im Lagerhaus gewesen, keiner von ihnen sei im Zollhaus.
    Sie wurde weggeführt.
     
    Jemand schlüpfte durch den Militärkordon und schloss sich uns an: Helena. Schweigend stand sie neben mir, mit einem Mantel über dem Arm, der meiner Schwester gehörte – nicht dass wir irgendeine Verwendung dafür hatten.
    Wenn der Lockvogel Recht hatte, dann hatte die Bande Maia nie gehabt und ein Austausch wäre nie möglich gewesen. Sie hätten nichts verloren, wenn Crixus Petronius beim ›Goldenen Regen‹ getötet hätte, und in dem Glauben, sie hätten Macht, hatten wir zugelassen, dass er unnötigerweise in ihre Hände fiel. Also wo zum Hades war Maia? Und wie konnten wir Petronius befreien, bevor Florius ihn umbrachte?
    Die Soldaten juckte es in den Fingern, endlich in Aktion zu treten. Mir ging es genauso. Mein einziger Gedanke war jetzt, Petronius zu retten. Dazu konnte es bereits zu spät sein.
    Florius wusste, was er erreicht hatte. Noch einmal erschien er auf dem Balkon, zeigte uns diesmal triumphierend, wie zwei seiner Männer Petro zwischen sich hielten. Jetzt stellte Florius neue Forderungen. Er wollte ein Schiff und sicheres Geleit für sich und seine Männer, um an Bord zu gehen.
    In diesem Moment tauchte der Statthalter auf.
     
    Die Entscheidungen waren nicht länger mir überlassen. Frontinus musste bereits informiert worden sein. Rasch schätzte er die Situation ein. Das Leben eines römischen Offiziers war in Gefahr, aber ein öffentliches Gebäude war besetzt worden, und wenn er zuließ, dass Kriminelle einfach taten, was ihnen gefiel, würde seine Provinzhauptstadt in Anarchie verfallen. »Kommt nicht infrage. Wir gehen rein.« Ich hielt mich zurück, so gut ich konnte. »Wenn Sie das Gebäude angreifen, werden die Petronius töten.«
    »Machen Sie sich nichts vor«, warnte mich Frontinus. »Das gedenken die sowieso zu tun.«
     
    Es dauerte zu lange. Frontinus ließ mich stehen und beriet sich mit seinen Stabsoffizieren.
    »Ihr hättet ihn wenigstens von hier fern halten können«, zischte ich Silvanus zu.
    »Der Mann ist keine Flasche. Der würde sich nicht zu Borretschtee nach Hause schicken lassen, um dort in Ruhe einen Bericht abzuwarten. Ich will ihn nicht hier haben, Falco, glaub mir. Kann nicht riskieren, ihn durch einen verdammten

Weitere Kostenlose Bücher