Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Ballistabolzen zu verlieren.«
    »Oh, welche Rücksichtnahme auf einen kaiserlichen Legaten!«
    »Pure Rücksichtnahme auf mich selbst.« Silvanus grinste. »Denk doch bloß an die Berichte, die geschrieben werden müssen, wenn wir zulassen, dass ein Legat des Augustus abgeknallt wird!«
    Jetzt wusste ich definitiv, dass er ein Mitglied der gerissenen Zweiten war.
    Während der Statthalter bürokratischen Erwägungen nachhing, verlor die Bande die Geduld. Vielleicht hatten sie Frontinus entdeckt und seine harte Haltung erraten. Vielleicht ließ sie die Anzahl der jetzt eintreffenden Soldaten alle Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg verlieren. Ein Fensterladen wurde aufgestoßen, und ein Ballistaschuss durch die Öffnung hätte Silvanus fast getötet.
    Wir rannten alle in Deckung. Silvanus befahl seinen Männern hektisch, Frontinus aus der Gefahrenzone zu bringen. Es blieb nichts anderes übrig. Die Legionäre würden kämpfen, um das Zollhaus zurückzuerobern.
    »Wir können sie ausräuchern oder bombardieren.«
    »Versucht, das Gebäude zu retten«, sagte Frontinus trocken. »Mein Budget für Bauarbeiten ist sowieso schon weit überzogen.«
    Wir hatten keine Ahnung, was da drinnen vorging. Ich konnte nur hoffen, die Ablenkung durch einen Angriff würde Florius davon abhalten, Petronius zu foltern.
    Ich wollte helfen, wurde aber abgewiesen. »Bleib aus dem Weg. Du bist jetzt nicht mehr in der verdammten Armee. Überlass das uns, Falco.«
    Silvanus rief Befehle. Rammböcke tauchten aus dem Nichts auf; unter einem Hagel von Geschossen rannten die Männer zum Eingang und begannen, die Tür einzuschlagen. Andere bildeten eine klassische Testudo, eine Schildkrötenformation, unter einem Dach aus sich überlappenden Schilden, womit es ihnen gelang, nahe genug heranzukommen, um durch die Fenster und über den Balkon hineinzuklettern. Ballistae wurden abgefeuert, aber das waren Fernkampfwaffen. Sobald die Legionäre es schafften, nahe ranzukommen, waren sie den Gangstern mehr als ebenbürtig. Die Geschwindigkeit ihrer Reaktion auf den ersten Schuss schien die Verbrecher überrascht zu haben, und bald stürzten sich die Jungs in Rot auf sie.
    Drinnen wurde verbissen gekämpft. Silvanus und seine Männer waren erbarmungslos. An die zehn Schläger, manche heftig blutend, wurden in Gewahrsam genommen. Eine Hand voll war getötet worden. Norbanus wurde verhaftet. Soldaten durchkämmten die Büros, suchten in erster Linie nach Petro. Uniformierte rannten in alle Richtungen. Aber in diesem Chaos entkam unsere Beute. Ich durchsuchte das Gebäude selbst, überprüfte alle Gefangenen, die Leichen und die Verwundeten, um sicherzugehen. Es war kaum vorstellbar, doch Florius war uns durch die Lappen gegangen. Nirgends war eine Spur von ihm zu finden. Keine Spur von Maia. Keine Spur von Petronius.
     
    Die Legionen machen kein langes Brimborium. Das systematische Zusammenschlagen von einem der gefangen genommenen Gangster, während die anderen zuschauten, erbrachte rasch Ergebnisse.
    »Wo – ist – Florius?«
    »Das Lagerhaus …«
    »Du lügst!«
    »Nein – er hat da eine Menge Zeug, das nach Rom soll.« Es war schwer zu glauben. Wie konnte er an uns vorbeigeschlüpft sein? Überall auf dem Kai hatten wir Männer postiert und andere in den Straßen dahinter. Silvanus und ich rasten los, gefolgt von den stampfenden Schritten der Legionäre. Die Holzbohlen schwankten und knarrten gefährlich, während wir zum Lagerhaus hetzten.
    Die breiten Türen öffneten sich nach außen wie in den meisten Lagerhäusern, damit sie drinnen nicht sinnlos Platz verschwendeten. Das erschwerte das Aufbrechen. Silvanus deutete nach oben: Auf dem Dach des Lagerhauses waren Soldaten dabei, hastig Dachziegel zu entfernen. Einer der Legionäre beugte sich vor, um zu lauschen, und teilte uns in Zeichensprache mit, dass unten alles ruhig war. Er und seine Kollegen machten mit dem Abdecken weiter.
    Ich runzelte die Stirn. »Irgendwas stimmt nicht – ich mach mir Sorgen. Überleg doch mal. Warum sollten sie sich einschließen, wo wir draußen überall rumkrabbeln? Je länger sie drinnen bleiben, desto schlimmer wird es. Einer Belagerung können sie nicht standhalten. Glaub mir, das haben sie auch nicht vor.«
    »Es gibt keine Fenster und keine andere Tür – und wir sind auf dem Dach. Außer sie haben sich in Luft aufgelöst, müssen sie noch da drinnen sein.« Silvanus war pedantisch und halsstarrig. Ich erinnerte mich daran, wie er uns damals Verovolcus’

Weitere Kostenlose Bücher