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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich hat sie nicht konsultiert. Sie kann mich nicht ausstehen – aus mehreren Gründen. Es war Leidner, der mich gefragt hat, ob ich nicht eine Art Pflegerin für sie wüsste. – Also, Schwester, was halten Sie davon? Sie würden Land und Leute ein bisschen kennen lernen, bevor Sie nach Hause fahren… die Ausgrabungen dauern noch ungefähr zwei Monate, und Ausgrabungen sind etwas Hochinteressantes.»
    Ich überlegte einen Augenblick, dann antwortete ich: «Gut, ich werde es versuchen.»
    «Ausgezeichnet. Leidner ist gegenwärtig in Bagdad. Ich werde ihm Ihre Adresse geben.»
    Noch am gleichen Nachmittag kam Dr. Leidner zu mir ins Hotel. Er machte einen recht nervösen und fast hilflosen Eindruck. Er schien seine Frau sehr zu lieben, äußerte sich aber nur unbestimmt über das, was ihr fehlte.
    «Wissen Sie», sagte er und zupfte verlegen an seinem Bart, was, wie ich später feststellte, charakteristisch für ihn war, «meine Frau befindet sich wirklich in einem höchst nervösen Zustand. Ich… ich mache mir große Sorgen um sie.»
    «Körperlich ist sie gesund?», fragte ich.
    «Ja… ja, ich glaube. Ich glaube nicht, dass ihr physisch etwas fehlt. Aber sie… sie bildet sich Dinge ein, verstehen Sie?»
    «Was denn?»
    Er murmelte verlegen: «Sie gerät in Angstzustände wegen nichts und wieder nichts… meiner Ansicht nach besteht absolut kein Grund zu solchen Angstvorstellungen.»
    «Angst wovor, Dr. Leidner?»
    Er antwortete unbestimmt: «Ach, einfach nervöse Angstzustände, verstehen Sie?»
    Sie nimmt bestimmt Rauschgift, sagte ich mir, und er weiß es nicht, wie die meisten Ehemänner in seinem Fall. Da zerbrechen sie sich dann den Kopf, warum ihre Frauen so zappelig sind und jeden Moment ihre Launen ändern.
    Ich fragte, ob seine Frau mit meinem Kommen einverstanden sei.
    Sein Gesicht erhellte sich. «Ja, ich war überrascht, angenehm überrascht. Sie fand es eine gute Idee. Sie sagte, sie würde sich sicherer fühlen.»
    Das Wort berührte mich merkwürdig. Sicherer! Ein seltsames Wort in diesem Zusammenhang. Der Verdacht stieg in mir hoch, dass es sich um eine Art Geisteskrankheit handle. Mit knabenhaftem Eifer sprach er weiter: «Bestimmt werden Sie gut mit ihr auskommen. Sie ist eine bezaubernde Frau.» Er lächelte entwaffnend. «Sie glaubt, Sie würden eine große Hilfe für sie sein. Und ich hatte, als ich Sie sah, sofort das gleiche Gefühl. Sie machen, wenn ich so sagen darf, einen wohl tuend gesunden und völlig normalen, vernünftigen Eindruck. Bestimmt sind Sie der Mensch, den Louise braucht.»
    «Gut, versuchen wir es also, Dr. Leidner», erwiderte ich freundlich. «Bestimmt werde ich Ihrer Frau nützlich sein können. Fürchtet sie sich vielleicht vor den Eingeborenen, vor Farbigen?»
    «Keine Spur!» Amüsiert schüttelte er den Kopf. «Meine Frau liebt die Araber – sie schätzt ihre Einfachheit und ihren Humor. Sie ist erst das zweite Mal hier – wir sind seit zwei Jahren verheiratet –, aber sie spricht schon ziemlich gut Arabisch.»
    Ich schwieg einen Augenblick, dann versuchte ich es noch einmal: «Können Sie mir wirklich nicht sagen, wovor Ihre Frau sich fürchtet, Dr. Leidner?»
    Er zögerte, dann murmelte er: «Ich hoffe, dass sie es Ihnen selbst sagen wird.»
    Mehr konnte ich aus ihm nicht herausbekommen.

3
     
    W ir verabredeten, dass ich in der nächsten Woche nach Tell Yarimjah übersiedeln würde.
    Mrs Kelsey richtete sich in ihrem Haus in Alwijah ein, und mir war es lieb, dass ich ihr dabei noch helfen konnte. In dieser Zeit hörte ich ein paar Andeutungen über die Leidner-Expedition. Ein Bekannter von Mrs Kelsey, ein junger Fliegerhauptmann, hob überrascht die Brauen und rief: «Die Schöne Louise! So, das ist also das Neueste!» Er wandte sich zu mir. «Schöne Louise ist ihr Spitzname, man nennt sie überall so.»
    «Ist sie so hübsch?», fragte ich.
    «Sie jedenfalls ist davon überzeugt.»
    «Seien Sie nicht so boshaft, John», sagte Mrs Kelsey. «Sie wissen ganz genau, dass nicht nur sie das findet. Viele Männer sind ganz vernarrt in sie.»
    «Vielleicht haben Sie Recht. Sie hat zwar Haare auf den Zähnen, aber es geht schon eine gewisse Anziehungskraft von ihr aus. Und was Dr. Leidner anbetrifft, so möchte er am liebsten den Boden küssen, den sie betritt – und die andern Mitglieder der Expedition sollen sich ebenso verhalten. Man erwartet es von ihnen.»
    «Wie setzt sich die Expedition zusammen?», fragte ich.
    «Sie ist ein Sammelsurium der

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