Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
war. Normalerweise konnte sie seinen strengen Geruch wahrnehmen und hörte ihn schnaufen und grunzen. Heute hörte sie jedoch nur die Brise, die durch die Palmblätter strich, und die Brandung am nahen Strand. Zur Sicherheit fasste sie noch einmal nach dem Seil, als sie sich dem Baum näherte, aber zu ihrer Bestürzung hing es schlaff herab. Offensichtlich war der Strick durchgekaut worden.
    Oh, lieber Gott, bitte verschone das Leben meines Mwitu.
    Sie rief das Tier beim Namen, und ihre Stimme klang vor Sorge ganz heiser. Nichts.
    Margaret lief am Rand der Bäume entlang. Mit jedem Schritt wuchs ihre Angst, dass der Eber am Strand weitergelaufen war, in Richtung der teuren Hotels in Kikambala. Wenn dem so war, dann hatten ihn die Wächter der Privatstrände höchstwahrscheinlich erschossen. Langsam bahnte sie sich auf ihren arthritischen Beinen einen Weg durch die Bäume, während ihre Schreie immer verzweifelter wurden.
    Auf einmal machte ihr Herz einen Sprung. Dort drüben, kaum fünfzig Meter entfernt, war ganz unverkennbar der Umriss eines dickbäuchigen Ebers zu sehen. Oh, ich danke dir, Herr, für deine Gnade und Weisheit! Mwitu stand in der Nähe der Bäume und vergrub seine Schnauze in einem Haufen Abfall, den der Sturm mit seiner ganzen Wucht in der Nacht weit über den Strand nach oben getrieben hatte. Dabei gab das Tier groteske Grunzlaute von sich, die von tiefer Befriedigung sprachen.
    »Mwitu!«, schimpfte Margaret. »Was denkst du dir denn dabei, einfach so auszureißen und deine Mama so zu erschrecken?!«
    Träge hob der Eber den Kopf, und Margaret sah etwas aus seiner Schnauze baumeln, was sie im ersten Moment für einen Thunfischkadaver hielt. Doch als sie näher kam, konnten sogar ihre schwachen Augen erkennen, dass es kein Fisch war, sondern ein menschliches Bein, das noch mit ein paar Hautfetzen und Sehnen an den Überresten eines menschlichen Torsos samt Kopf hing.

12
    D ie Bootshäuser und Anlegestellen von Flamingo Creek lagen zu weit stromaufwärts, als dass sie von dem Sturm, der in der vergangenen Nacht an der Küste gewütet hatte, ernsthaft hätten beschädigt werden können. Aber am Morgen mussten Jake, Harry und ein paar von Suki Los Stammgästen mehrere entwurzelte Palmen beseitigen, die die Straße am südlichen Ufer des Creek blockierten. Diese Arbeit geschah mehr aus Eigeninteresse denn aus Gemeinschaftsgeist: Die Bäume versperrten den Weg zu und von Sukis Bar, und solange die Stämme nicht abtransportiert wurden, drohte die Bar geschlossen zu bleiben. Nur für die zwei Engländer bot diese Beschäftigung eine willkommene Ablenkung von ihren leeren Auftragsbüchern.
    »Bist du immer noch sauer auf mich?«, wollte Jake wissen.
    Harry blickte von dem Tau auf, das er gerade an einem Baumstamm befestigte. »Ich war nicht sauer. Aber wenn du einfach so davonschwirrst wie der Lone Ranger, mach ich mir natürlich Sorgen.«
    »Solltest du nicht. Ich bin schließlich schon ein großer Junge.«
    »In London warst du auch schon ein großer Junge. Und denk dran, was dir dann passiert ist.«
    »Adan Mohammed ist nicht die Canning Town Firm«, meinte Jake.
    »Stimmt. Ist doch immer schön, wenn man die Dinge im Nachhinein betrachten kann.«
    Darüber ließ sich sicherlich streiten, dachte Jake. Er dachte an ein gerahmtes Foto, das in ihrem Büro an der Wand hing: Harry und Jake, wie sie zusammen auf der Brücke der Yellowfin standen, mit verschränkten Armen und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Ein Junge aus dem Ort hatte das Bild mit einer billigen Polaroidkamera geschossen. Wenig später hatte der Junge den Fotoapparat geklaut, aber damals konnten sie es sich noch leisten, darüber zu lachen. Das Geschäft ging gut. Das Leben war gut.

    Das Foto war an dem Tag aufgenommen worden, an dem sie die Yellowfin von einem Händler für gebrauchte Boote in Ramisi geliefert bekommen hatten. Sie war zehn Jahre alt und hatte bis dahin einem ziemlich gleichgültigen Besitzer gehört, den Kratzern auf dem Rumpf und dem Zustand der Kajüte nach zu urteilen. Ihr Motor war so gründlich hinüber, dass man sie die letzten paar Kilometer an der Küste und den Creek hinauf schleppen musste. Aber auf ihre heruntergekommene Art war sie doch irgendwie schön, und Harry und Jake verliebten sich sofort in sie. Für Harry symbolisierte sie den Moment, in dem Britannia Fishing Trips Ltd. kein Luftschloss mehr war, sondern Wirklichkeit wurde. Für Jake bedeutete sie nicht weniger als den Start in ein neues

Weitere Kostenlose Bücher