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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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Dankeschön für Ihre Bemühungen.«
    Whitestone öffnete das Kuvert. Darin befand sich ein Blatt Papier mit einer ganzen Reihe von Ziffern. Er faltete es zusammen und schob es zurück. »Das ist sehr großzügig von Ihnen. Aber ich kann es nicht annehmen.«
    Zasochow plusterte sich auf. »Ich halte es für wichtig, Leute zu belohnen, die gute Arbeit für mich leisten. Wenn es nicht genug ist …«
    »Ich erwarte nur die zweite Hälfte meines Honorars, wie abgemacht. Wie gesagt, Mr. Zasochow, ich tue mir keinen Gefallen damit, wenn ich mich einzelnen Kunden zu sehr verpflichtet fühle.«
    Einen Augenblick sah es so aus, als würde Zasochow einen Wutanfall bekommen. Aber dann grinste er nur und zuckte mit den Schultern. »Daran sieht man wohl, wie sich die Welt verändert hat – nun muss sich ein Russe schon von einem Kapitalisten über geschäftliche Zurückhaltung belehren lassen.« Er lachte über seinen eigenen Witz und setzte sich breitbeinig aufs Sofa. »Aber ihren Namen habe ich nicht erfahren«, sagte er und nickte noch einmal zur geschlossenen Schlafzimmertür.
    »Ist das denn wichtig für Sie?«, erkundigte sich Whitestone.
    Zasochow überlegte kurz. »Nein, wahrscheinlich nicht«, antwortete er. Dann musste er wieder lachen. »Ich schätze, ich kann sie sowieso nennen, wie ich will.«

10
    I n der Nacht zog aus dem Osten ein Sommersturm herüber. In den Wellblechsiedlungen, die die kenianische Küste säumten, hatten die Bewohner den kupferartigen Geruch in der trockenen Luft wahrgenommen, lange bevor die ersten dicken Tropfen fielen. Das war das Signal für die Mütter, ihre Kinder schnell zusammenzutreiben, während die alten Männer ihre Backgammontische wegräumten und argwöhnisch in den Himmel blinzelten. Ochsen, Ziegen und anderes Vieh wurde in Holzpferche getrieben oder einfach an den nächsten Baum gebunden.
    Als der erste Blitz den Himmel zerriss und der ohrenbetäubende Donner die Kinder erschrocken aufschreien ließ, brachten sich die Familien im stabilsten Haus in Sicherheit. Sie horchten auf den Regen, der auf die Wellblechdächer trommelte, und auf den Wind, der diese Dächer mit seinen bösartigen Stößen jederzeit davonzutragen drohte. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählte man einander Geschichten. Wie üblich ging es in den unheimlichsten um die Seelen der Ertrunkenen, die vom Sturm aus ihrem Schlummer gerissen wurden und in Nächten wie diesen ans Ufer kamen, um menschliche Seelen zu finden, die sie mit sich in die Tiefe nehmen konnten.

Vierter Tag
       

11
    M argaret Tambo wollte gar nicht wissen, wie viele Stürme sie schon erlebt hatte. Als sie das letzte Mal nachgezählt hatte, war sie zu dem Ergebnis gekommen, dass schon vierzehn ihrer Hütten von Orkanen davongeblasen worden waren. Aber im Alter von mittlerweile zweiundsiebzig Jahren schrieb sie ihre Langlebigkeit der Tatsache zu, dass sie jede Nacht betete, Gott möge sie noch einen weiteren Tag leben lassen. In den letzten zwei Jahren hatte sie auch ihren Eber Mwitu in ihre Gebete miteingeschlossen, denn ohne Mwitu und die paar Schillinge, die sie mit dem Verkauf seines Samens verdiente, hätte sie auch der liebe Gott nicht vor Armut und Tod retten können, das wusste Margaret sehr genau.
    Margaret lebte allein in der Nähe von Bara Hoyo Beach, fünfzehn Kilometer von Mombasa entfernt. Ihre Hütte war aus Porenbetonsteinen, die von der Bauruine eines Hotels stammten, sowie dem rostenden Metallrumpf eines Fischdampfers gebaut, der im Sommer zuvor vor dieser Küste auf Grund gelaufen war.
    Einen Tag nach dem Sturm wachte sie mit einem Gefühl überwältigender Angst auf. Trotz aller Gebete der letzten Nacht wusste sie, dass etwas Schreckliches geschehen war.
    Etwas furchtbar Schreckliches.
    Sie band Mwitu grundsätzlich mit einem Strick an eine Palme in der Nähe ihrer Hütte, der ihm genug Bewegungsfreiheit ließ, um ein wenig umherzustreifen und sich Futter zu suchen. Doch in letzter Zeit hatte das Tier sichtlich immer gereizter auf die Einschränkung seiner Freiheit reagiert. Margaret machte sich zwar Sorgen, dass dieser Stress Auswirkungen auf die Samenqualität haben könnte, aber sie wagte nicht, den Eber frei herumlaufen zu lassen. Als sie am Abend zuvor gerochen hatte, dass ein Sturm heraufzog, hatte sie sofort das Seil fester gezurrt.
    Nach zweiundsiebzig Jahren konnte Margaret nur noch sehr verschwommen sehen, aber als sie aus ihrem Haus kam, brauchte sie gar keine Augen, um festzustellen, dass der Eber weg

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