Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
»Das ist alles?«
Der Polizist musterte Jake überrascht, als wäre es ihm noch nie in den Sinn gekommen, dass jemand seine Schlussfolgerungen in Frage stellen könnte.
»Unsere Ermittlungen waren absolut gründlich, Mr. …«
»Moore.«
»Also …?«
»Haben Sie Dennis’ Leiche gefunden?«
Nun traten Mugo fast die Augen aus den Höhlen. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man eine Leiche findet, nachdem …«
»Und die Wrackteile? Sind die Wrackteile genauer untersucht worden?«
»Mr. Moore, ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber Sie sind kein Polizist und haben darum auch keine Erfahrungen mit Ermittlungsmethoden. Seien Sie versichert, dass wir von der Polizei Malindi alle verfügbaren Informationen ausgewertet haben und zu unzweifelhaften Schlüssen gelangt sind.«
Jake wollte noch etwas sagen, doch Harry legte ihm schnell eine Hand auf die Schulter.
»Vielen Dank, Chief Inspector«, sagte er unterwürfig. »Es ist uns ein großer Trost, dass Sie und Ihre Beamten unsere Interessen so eifrig wahrnehmen.«
Mugo lächelte förmlich und knallte die Absätze seiner Stiefel zusammen.
»Also dann, Gentlemen«, schloss er. »Wie ich sehe, sind Sie beschäftigt. Wenn es sonst noch irgendwelche Angelegenheiten gibt, in denen Sie unsere Dienste benötigen, zögern Sie nicht, sich an einen unserer erfahrenen Beamten zu wenden.«
Mit diesen Worten stiegen Mugo und Sergeant Lokuru wieder in ihren Wagen und verschwanden in einer Staubwolke.
»Unglaublich«, meinte Jake.
»Vergiss es einfach«, riet Harry.
Aber als Jake ihn mit diesem gewissen Gesichtsausdruck ansah, wusste Harry schon, dass sein Partner nichts dergleichen vorhatte.
13
I m Untergeschoss des Krankenhauses von Mombasa gibt es einen kleinen, quadratischen, fensterlosen Raum, der nur von drei Neonröhren beleuchtet wird. Decke wie Wände sind durchgehend weiß gekachelt. Der Boden besteht aus einem feinmaschigen Metallgitter, das auf einem konkaven Zementgrund aufliegt. In diesen Zement wiederum ist ein ganzes Netz breiter Keramikkanäle eingelassen, die alle auf einen Ausguss in der Mitte zulaufen. Genau darüber steht ein dünner Metalltisch, der seinerseits mit Rillen und Abflüssen versehen ist. Wenn dieser Raum benutzt werden soll, wird er zuvor von einem dreiköpfigen Reinigungsteam aufs gründlichste gesäubert und desinfiziert. Diese Arbeit kann sich manchmal recht beschwerlich gestalten: Jedes Teilchen, jede eingetrocknete Flüssigkeit muss restlos weggeschrubbt werden. Doch die Reinigungsfachkräfte wissen, dass sie alle sofort gefeuert werden würden, wenn Mr. Christie auch nur das kleinste Fleckchen fände.
Mr. Christie ist der Schreck aller Reinigungskräfte. Manchmal witzeln sie bei der Arbeit und flüstern sich beim Schrubben zu, dass sich sogar die Leichen, die armen, leblosen Mizoga , vor ihm fürchten.
Doch nicht nur Mr. Christies Zorn macht ihnen Angst. Sondern auch die Dinge, die er in diesem weiß gekachelten Raum mit den Leichen anstellt. Sie haben gehört, dass der englische Doktor eine riesige Sammlung blitzender Messer besitzt, mit denen er das Fleisch aufschlitzt und zerschneidet, dass er die Knochen zu Staub zersägt und die Organe mit bloßen Händen herausnimmt, um sie auf silberne Teller zu legen. Sie haben gehört, dass das Blut in Strömen durch die Keramikkanäle fließt, wenn Mr. Christie am Werk ist.
Sie nennen ihn Bweha – den Schakal.
Jouma wusste, was für einen Ruf Christie beim verängstigten Reinigungstrupp des Krankenhauses in Mombasa genoss, und insgeheim fand er, dass der Pathologe ihn redlich verdient hatte.
Christie, ein großer, leicht gebeugter Mann mit fahlem Gesicht, war ungefähr in Joumas Alter und sah so aus, als würde er das finstere Leichenschauhaus im Keller jeden Abend verlassen, um zu Hause in seinen Sarg zu steigen. Er verstand sich auf seinen Job, daran gab es keinen Zweifel, aber Jouma ertrug es nicht, Christie bei der Arbeit zuzusehen. Der Engländer schien fast völlig desinteressiert an der Tatsache zu sein, dass die Leiche, mit der er es zu tun hatte, einmal ein lebender, atmender Mensch gewesen war. Fleisch und Blut waren nur Hindernisse, die man wegschnitt und in den Ausguss spülte. Herzen und Gehirne – das, was den Menschen erst zum Menschen machte – waren nur Beweismaterial, an dem sich eine Todesursache feststellen ließ.
Außerdem störte sich Jouma daran, dass Christie offensichtlich immun gegen
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