Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Michigan zur Schwester meiner Mutter geschickt. Es hat mir das Herz gebrochen.«
»Aber Sie haben nie den Kontakt zu ihm verloren.«
»Wir standen uns immer sehr nahe. Dafür hat Dad gesorgt. Deswegen …« Sie hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf. »Wissen Sie, als ich gestern Abend dieses Bootshaus sah, war ich so wütend. Warum hat er mir nicht erzählt, in was für Schwierigkeiten er steckte? Warum hat er einfach aufgegeben, statt mich um Hilfe zu bitten?«
»So sind Männer eben«, meinte Jake. »Gott behüte, dass wir jemals ein Zeichen von Schwäche zeigen.«
Aber Martha schüttelte den Kopf. »Die Zeiten, die ich mit ihm auf der Martha B verbracht habe, waren die glücklichsten meines Lebens. Dad wollte nicht, dass die große, böse Welt diese Erinnerungen verdarb.«
Martha drehte sich um, und Jake bemerkte, dass sie hinter ihrer Designer-Sonnenbrille um Fassung rang.
»Er war ein guter Mann und ein guter Vater, Jake«, sagte sie. »Finden Sie nicht, dass ich ein Recht habe zu erfahren, in was für eine Geschichte er da verwickelt worden ist?«
45
T ug Viljoen schaute Harry nach, der langsam aus dem Büro humpelte.
»Und? Was meinen Sie?«
Getty kippte einen Whisky mit Ginger-Ale und zog an seiner Zigarette. »Meinen? Was soll ich meinen?«
»Zu Harry . Mannometer, Captain – Sie sind heute vielleicht nervös. Was zum Teufel ist denn los mit Ihnen?«
»Haben Sie unser kleines Problem gelöst?«
»Kili? Ja.«
Der Hotelbesitzer seufzte. »Gott sei Dank. Wie?«
»Ich hab ihn umgelegt.«
Getty spürte, wie sein Magengeschwür rebellierte, und erst nach ein paar Sekunden konnte er sicher sein, sich nicht übergeben zu müssen.
»Alles klar, Captain?«, erkundigte sich Viljoen. »Sie sind ja ganz grau im Gesicht.«
»Er wird das alles rausfinden. Ich weiß es.«
»Wer?«
»Wer, wer … der Papst, Mann!«, rief Getty. »Was meinen Sie wohl, wer? Whitestone natürlich!«
»Na und?«, gab Viljoen ungerührt zurück. »Wenn ich Whitestone wäre, wäre ich eher beeindruckt von unserem coolen Krisenmanagement.«
»Beeindruckt? Ihr Krisenmanagement scheint darin zu bestehen, jeden umzulegen.«
»Sie machen sich zu viele Gedanken, Captain. Wenn Sie nicht aufpassen, handeln Sie sich noch ein Magengeschwür ein. Also, sagen Sie schon – was halten Sie von Harry?«
Müde rieb sich Getty über die Augen. »Himmel, keine Ahnung. Was meinen Sie? «
»Ich meine, dass er ein Boot hat. Und ich weiß, dass er das Geld braucht. Wie Sie sehen konnten, habe ich dafür gesorgt, dass sein Gläubiger ihm gestern Nacht mal ordentlich auf die Pelle gerückt ist.«
»O Gott, Tug, ich hoffe, Sie haben recht. Wir können keinen zweiten Dennis Bentley gebrauchen. Nicht jetzt.«
»Ach was! Dennis hatte einfach eine Krise, das war alles. Ich wünschte, Sie würden nicht immer wieder von ihm anfangen. Vergessen Sie nicht, Harry ist Engländer.« Viljoen lachte. »Ohne Courage kann man kein Weltreich regieren.«
Harry stand auf der Toilette und lehnte seinen Kopf gegen die kalte Marmorwand. Nach den Schmerzen zu urteilen, die er beim Pinkeln hatte, und dem Blut, das dabei mitkam, hatte der Schläger des Arabers mehr Treffer auf seinen Nieren gelandet, als er gedacht hatte.
Als er seinen Reißverschluss wieder hochzog, dachte er über Tug Viljoen und Conrad Getty nach. Wie perfekt die beiden zusammenpassten: der großmäulige Gauner und der ölige Hotelbesitzer. Unter normalen Umständen hätte er einen großen Bogen um die beiden gemacht.
Doch Harry war verzweifelt. Und sie hatten ihm einen Ausweg angeboten.
Ein einziger Einsatz. Mehr nicht. Und obwohl ihm allein bei dem Gedanken daran schon schlecht wurde, wusste er, dass hinterher wenigstens ihre Geldsorgen vom Tisch waren. Jake musste ja nichts davon erfahren. Harry würde dafür sorgen, dass sein Partner nicht da war, wenn es so weit war, so ein Täuschungsmanöver war leicht eingefädelt.
Er verließ die Toilette und ging über den Korridor zurück zu Gettys Büro. Im Hintergrund dudelte diskret James Last, und in der Luft lag widerlich aufdringlicher Lavendelduft. Weiter hinten sah er ein kleines schwarzes Mädchen in einem Nylonhauskleid, das gerade einen riesigen Stapel Laken aus dem Wäscheschrank genommen hatte. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihn anzugaffen, und Harry überlegte, ob sie ihn von außen wohl so grotesk fand, wie er sich innerlich fühlte. Er wollte ihr sagen, dass er normalerweise ganz anders aussah, aber sie wandte den
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