Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
wer zum Henker sind Sie?«
»Ich bin Inspector Daniel Jouma von der Kriminalpolizei.«
»Polizei?« Aristophenedes warf Sylvian einen anklagenden Blick zu, doch der hob nur kläglich die Hände.
»Ich konnte nichts machen, Niko.«
»Wir sehen uns in der Hölle«, zischte der Grieche.
»Ich hätte da eine Frage zu Ihrer Ladung«, begann Jouma.
Der Grieche grinste breit. »Wie ich diesem Gentleman gerade erklären wollte, hatte ich keine Ahnung, wie das Rauschgift auf mein Schiff geschmuggelt worden ist. Erst als ich heute Morgen höchstpersönlich eine Bestandsaufnahme der Fracht vorgenommen habe, konnte ich …«
»Beleidigen Sie bitte nicht meine Intelligenz«, unterbrach ihn Jouma. »Ich habe Papiere, die nachweisen, dass Sie in den letzten zwei Jahren regelmäßig Drogen in Kilindini an Land gebracht haben. Ist Ihnen bekannt, dass in Kenia die Strafe für den Handel mit Marihuana bei zwanzig Jahren Gefängnis liegt?«
Hinter seinem eingefrorenen Grinsen schien Aristophenedes die Luft knapp zu werden. »Vielleicht können wir das irgendwie regeln, Inspector«, schlug er sanft vor. »Ich bin sicher, ich muss Ihnen nicht erst erklären, wie viel eine Beteiligung von fünfundzwanzig Prozent an so einer Lieferung für Sie bedeuten würde.«
»Ich bin weder Michael Kili noch nehme ich Bestechungsgelder, Herr Kapitän«, fuhr Jouma ihm über den Mund. »Diese Zeiten sind vorbei.«
Sylvian saß an seinem Schreibtisch und ließ den Kopf in die Hände sinken.
In der Zwischenzeit hatte Aristophenedes seine großspurige Haltung abgelegt und versuchte Jouma mit Flehen umzustimmen. »Warum wollen Sie sich mit Sardinen begnügen, wenn Sie einen Wal an Land ziehen können?«, winselte er. »Auch ich verabscheue Drogen und alles, was damit zu tun hat. Ich kann Ihnen die Namen der Personen geben, die mich und meine Familie erpresst und bedroht haben, damit ich dieses üble Rauschgift …«
»Genug jetzt!«, herrschte Jouma ihn an.
Aristophenedes ließ den Kopf hängen wie ein gescholtenes Kind.
»So, und nun hören Sie mir ganz genau zu, Herr Kapitän«, fuhr Jouma fort. »Sie gehen jetzt zurück auf Ihr Schiff, laufen mit der nächsten Flut aus und werden nie wieder nach Kilindini zurückkehren. Haben Sie mich verstanden?«
Die buschigen Augenbrauen des Griechen schossen hoch. »Natürlich, Inspector«, versicherte er eilfertig.
»Mag sein, dass Mombasa in der Vergangenheit ein angenehmes Pflaster für illegalen Handel war, aber die Dinge haben sich geändert. Ich frage Sie noch einmal: Haben Sie mich verstanden, Herr Kapitän? «
»Ja, Inspector.«
»Und sobald Sie die Küstengewässer vor Mombasa verlassen haben, werfen Sie Ihre Ladung über Bord. Verstanden?«
Aristophenedes lief rot an bei dieser demütigenden Behandlung, aber er nickte.
»Eines noch.«
»Ja, Inspector?«
»Sie werden zwei Passagiere mitnehmen.«
53
H ätte er wirklich mit Wertpapieren gehandelt, wäre er sicher gut in seinem Job gewesen, das stand für Whitestone außer Zweifel. Im Grunde tat er jetzt doch auch nichts anderes, als vom internationalen Transfer verkäuflicher Handelsgüter zu profitieren, oder? Der einzige Unterschied bestand darin, dass das eine als legal galt und das andere nicht. Aber das war sowieso nicht relevant. Jeder, der in der wirklichen Welt Erfolg haben wollte, wusste, dass Legalität nur ein Wort ist. Was wirklich zählte, waren die Kräfte des Marktes.
Whitestone verstand die Gesetze des Marktes, und deswegen war er erfolgreich. Er hatte sich auf Südeuropa spezialisiert, das nicht nur einen festen Kundenkreis zu bieten hatte, sondern auch die Exportwege in die sich entwickelnden Märkte im Norden. Es war schon eine außergewöhnliche Leistung, in seinem Alter mit so einer wichtigen Aufgabe betraut zu werden. Whitestone war erst dreiunddreißig, doch viele glaubten jetzt schon, dass er an der Spitze der Organisation stehen würde, bevor er vierzig war.
»Patrick, hast du den Brief von Daddys Versicherungsleuten?«
Whitestone wachte aus seiner kleinen Träumerei auf und tauchte schnell wieder in die Rolle des Patrick Noonan ein. Das fiel ihm nicht schwer. Seiner Meinung nach war der Amerikaner ungefähr so komplex wie ein Scheunentor. Er griff in die Seitenablage des BMW X5. Das Auto gehörte zur Fahrzeugflotte des Marlin Bay Hotel und war viel zu extravagant für ihre Zwecke. Doch Conrad Getty hatte gute Gründe, sich so großzügig zu geben, und Whitestone hatte nicht vor, sich darüber zu
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