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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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ie Arturet war ein sechsunddreißig Jahre alter Getreidefrachter, der früher unter jugoslawischer Flagge gefahren war, heute aber unter wechselnder Flagge an der afrikanischen Küste alles Mögliche transportierte, von Cornflakes bis hin zu Autoersatzteilen – größtenteils jedoch Drogen. Mit ihrem einzigen funktionierenden Motor hatte sie sich im Morgengrauen in den Hafen Kilindini geschleppt, angeblich zu Wartungszwecken, aber in erster Linie, um eine beträchtliche Ladung Cannabisharz zu löschen, die sie vor zwei Wochen in Oran aufgenommen hatte.
    Der Kapitän war ein bärtiger, streitsüchtiger Grieche namens Aristophenedes, der früher den lukrativen und prestigeträchtigen Job gehabt hatte, Aristoteles und Jackie Onassis in einer der Yachten des Milliardärs durch die Ägäis zu schippern – bis er gefeuert wurde, weil er zwei Flaschen Retsina getrunken und daraufhin versucht hatte, Jackie zu begrapschen.
    Dank der Arturet bekam Aristophenedes keinen Ärger mehr, wenn er ein Schiff in betrunkenem Zustand befehligte. Der Frachter war so ein langsames Scheißding, dass er es auch mit verbundenen Augen hätte steuern können, und natürlich auch betrunken – was er die meiste Zeit war. Das Einzige, was dem Griechen jetzt noch Sorgen bereitete, waren die illegalen Ladungen – insbesondere beim Löschen der Fracht war ihm immer ziemlich unwohl in seiner Haut. In der Vergangenheit hatte es nie Probleme gegeben. Die Häfen, die er regelmäßig angesteuert hatte – Rabat, Libreville, Maputo und Quelimane –, waren grundsätzlich von einem Beamten mit Schirmmütze und Hochglanzabzeichen kontrolliert worden, der einem für ein paar Dollar sogar die eigene Schwester überlassen hätte. Aber nach dem elften September und dem Krieg gegen den Terrorismus hatte sich alles geändert. Jetzt war es sogar in diesen gottvergessenen Häfen – vielleicht gerade weil sie so gottvergessen waren – gang und gäbe, dass plötzlich Sicherheitsbeamte auf dem Schiff herumwuselten, um es nach Raketenwerfern und eingeschmuggelten Al-Kaida-Kämpfern zu durchsuchen. Mehr als einmal in der letzten Zeit hatte Aristophenedes beim Blick von der Brücke ein ganzes Empfangskomitee auf dem Kai entdeckt. Dann musste er seine illegale Fracht entweder gleich ins Meer werfen oder in einem Rettungsboot aussetzen, um sie später wieder aufzusammeln.
    Wenigstens in Mombasa konnte er noch ein bisschen freier atmen. Wenn doch nur alle afrikanischen Häfen von Leuten wie Michael Kili organisiert würden, dachte Aristophenedes. Was für eine Ordnung würde dann herrschen, und niemand würde Seefahrer wie ihn schikanieren, die doch nur versuchten, in diesen schwierigen Zeiten zu überleben. Kili machte die Dinge so einfach: Man landete in Kilindini und konnte jede beliebige Ware löschen – solange der Gangster nur seine fünfundzwanzig Prozent davon bekam. Er stellte sogar Schauerleute, die einem beim Löschen halfen. Fünfundzwanzig Prozent waren zwar happig, aber um Längen besser, als einfach alles ins Wasser zu kippen.
    Aristophenedes hatte sich schon lange auf Mombasa gefreut. Kili war nicht nur ein guter Geschäftsmann, sondern auch ein großzügiger Gastgeber. Vor allem eine junge Nutte aus seinem Stall, ein Mädchen namens Mary, verstand sich darauf, einem Mann ganz exquisite orale Freuden zu bereiten. Doch als er jetzt im provisorischen Büro des Lageraufsehers stand und darauf wartete, seinen Namen unter die größtenteils bedeutungslosen Zolldokumente setzen zu dürfen, bekam er allmählich schlechte Laune.
    »Ich versteh das nicht, Pieter«, bellte er. »Normalerweise gibt es doch nie Verzögerungen.«
    Der Aufseher, ein weißer Kenianer namens Pieter Sylvian, nahm seine Kappe ab und fuhr sich mit den Fingern durchs schüttere Haar. »Was soll ich sagen, Niko? Die Zeiten sind schwierig für uns alle«, sagte er kleinlaut.
    »Ich habe siebenhundert Kilo Cannabisharz auf meinem Frachter!«, rief der Grieche, dem vor Panik schon die Augen aus den Höhlen traten. »Das macht das Leben ganz besonders schwierig für mich.«
    Sylvian machte eine beschwichtigende Geste, doch Aristophenedes stieß ihm wütend einen nikotingelben Wurstfinger vor die Brust.
    »Wo ist Kili? Lass mich mit Kili reden!«
    »Kili ist nicht hier.«
    »Wo ist er dann, verdammt noch mal?«
    »Er ist tot, Herr Kapitän«, erklärte eine Stimme hinter ihnen.
    Der Grieche fuhr herum und starrte verwirrt den Afrikaner im Anzug an, der auf der Schwelle stand.
    »Und

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