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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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beglotzt und betatscht und so. Aber als er dann endlich in Gang kam, war er schon so geil, dass er schnell wieder fertig war.«
    »Hatte er mit dir Verkehr?«
    »Ja.«
    »Wartete Edvard die ganze Zeit im Haus?«
    »Das musste wohl so sein. Als der Typ weggefahren war, kam er ins Schlafzimmer und sagte, dass er mich wieder runter in die Stadt zum Busbahnhof Hlemmur fahren wollte, wo ich Gunni treffen sollte.«
    »Um für den Sex bezahlt zu bekommen?«
    »Ja.«
    »Und hat das geklappt?«
    »Ja, Gunni war in der Spielhölle ›Goldmine‹. Er hat mir die doppelte Ration gegeben, wie Eddi versprochen hatte.«
    »Hast du diesen Mann noch mal getroffen?«
    »Ja.«
    »Oft?«
    »Ungefähr zwei- oder dreimal pro Monat.«
    »Fanden die Treffen immer im gleichen Haus statt?«
    »Ja, und es lief immer gleich ab. Eddi fuhr mich da hin, ich ging in die Dusche und traf den Kerl im Schlafzimmer, danach fuhr Eddi mich wieder hinunter zum Hlemmur, um Gunni zu treffen.«
    »Aber du weißt nicht, wie dieser Mann heißt?«
    »Nein.«
    »Kannst du ihn mir beschreiben?«
    »Er hatte immer feine Anzüge an, mit Krawatte und so und benutzte ein starkes Aftershave. Ich werde nie vergessen, wie ekelhaft ich den Geruch fand.«
    Nach ein paar weiteren Fragen erhält man eine nur wenig genaue Beschreibung des Kinderschänders; ein Mann mittleren Alters, mit dunklem Haar, kalten Augen und großem Mund.
    Soffía schaltet den Fernseher aus, nimmt die Videokassette aus dem Gerät, steckt sie in ein blauweißes Cover und reicht sie mir.
    »Dass ihr ja sorgfältig damit umgeht, Andrés und du«, sagt sie bestimmt. »Fjóla ist überhaupt nicht im Stande, eine polizeiliche Ermittlung durchzustehen. Sie wird wahrscheinlich stark genug sein, wenn die Therapie hier beendet ist, aber das ist alles andere als sicher. Wir wollen nicht, dass sie sofort wieder in ihre alten Gewohnheiten zurückfällt.«
    Ich lege das Video in meine rotbraune Aktentasche. Verabschiede mich von Soffía. Und fahre in meinem Silberschlitten aus dem Tal. In Richtung Ringstraße.
    Eddi Event-Ratte?
    Ich hatte den Namen dieses Typen schon öfter mal in Verbindung mit Drogenfällen gehört. Als ich ein paar dieser alltäglichen giftkranken Kleinkriminellen verteidigt habe, die der Staat ständig wegen Diebstahl, Raub oder Körperverletzung anklagt.
    Es wurde immer behauptet, dass er nur ein kleines Licht in der Branche war. Ein Stichling unter Haifischen.
    Aber das kann sich natürlich geändert haben.
    »Alle großen Lachse waren irgendwann einmal eine winzige Laichkugel.«
    Sagt Mama.

6
    Mittwoch, 18. August
    Die alte Kneipe an der Tryggvagata hat einen neuen Namen bekommen, seit ich vor gut einem Jahr das letzte Mal hier gewesen bin. Aber von innen scheint der Laden unverändert zu sein. Es ist immer noch die gleiche, billige Nachahmung eines typisch englischen Pubs.
    Die Gesichter verschiedener Kunden an der Bar wirkten auch bekannt. Ob sie nie nach Hause gehen?
    Der abgeänderte Name überrascht mich nicht.
    Ein Konkurs in Millionenhöhe, ein neuer Name und eine neue ID-Nummer, aber die gleichen Eigentümer oder deren Verwandte und ein unverändertes Geschäft. So sieht der typische Kreislauf von der Geschäftsführung isländischer Restaurants im Kern aus. Total durchgeknallte Branche.
    Máki steht an der Bar.
    Er hat immer noch seine alte, abgewetzte Lederjacke an. Seine Uniform. Aber sieht ansonsten wesentlich besser aus als damals, als ich ihn zuletzt getroffen habe. Ist nicht mehr dieses totenbleiche Klappergestell.
    »Ich habe den Jungs gesagt, dass du zahlst«, sagt er und hebt sein bauchiges Cognacglas.
    Wir setzen uns an einen Tisch, der an einem der Fenster steht, die auf die Straße hinauszeigen.
    Ich begnüge mich mit einer Tasse tiefschwarzen Espresso.
    »Du siehst ja richtig zufrieden aus«, bemerke ich und betrachte das sonnengebräunte Gesicht und die glänzenden Augen. »Fühlst dich pudelwohl, was?«
    Máki lacht.
    »Mir geht’s tatsächlich richtig gut«, antwortet er und fährt sich mit seinen Fingern durch das unbändige Haar. »Es ist schon toll für meine kleine Journalistenseele, in so einem klasse Verbrechen herumwühlen zu dürfen. Findest du mein Interview mit Gunnhildur nicht auch super? Es wird über nichts anderes in der Stadt gesprochen.«
    Das Interview war zweifelsohne eine traurige Lektüre.
    Diese Gunnhildur hatte Soleen im letzten Schuljahr kennen gelernt und erzählte der Zeitung viele Geschichten darüber, wie streng Múhammed mit seiner

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