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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Tochter umgegangen wäre. Er hätte die kleinsten Details an ihrem Aussehen kritisiert, wie sie sich anzog, wie sie sich schminkte, wohin sie nach der Schule oder der Arbeit ging, wann sie abends nach Hause kam. Einmal waren sie zusammen in ein Restaurant gegangen und Soleen hatte Gunnhildur eingeladen, mit zu ihr nach Hause zu kommen. Aber als sie dort ankamen, war Múhammed wütend, schimpfte Soleen aus, dass sie nicht Bescheid gesagt hätte, wo sie war, hätte ihr um den Hals gefasst und ihr Lippenstift und Make-up mit einem Taschentuch aus dem Gesicht gewischt.
    Andere Berichte von Gunnhildur gingen in dem Interview in die gleiche Richtung.
    »Bist du sicher, dass man ihren Worten trauen kann?«
    »Das Mädchen ist eine hundert Prozent sichere Zeugin«, antwortet Máki und kippt noch mehr von dem französischen Edelweinbrand hinunter.
    Ich komme direkt zur Sache.
    »Wie du weißt, interessiere ich mich manchmal für die merkwürdigsten Leute.«
    »Wie könnte mir das entgangen sein«, antwortet Máki.
    »Wer ist es diesmal?«
    »Eddi Event-Ratte.«
    »Klappt’s nicht, ihn zahlen zu lassen?«
    »Er schuldet mir kein Geld«, sage ich und grinse unwillkürlich. »Mein Interesse liegt ganz woanders. Was kannst du mir über den Typen sagen?«
    »Was ich dir über Eddi Event-Ratte sagen kann?«, fragt Máki mit nachdenklicher Miene und schwenkt das Cognacglas in seiner Hand. »Tja, er war natürlich vor ein paar Jahren berühmt, als er für bekannte Bands arbeitete, du weißt schon, er hat deren Tourneen im ganzen Land organisiert, Tanzabende in der Provinz, Konzerte unter freiem Himmel und was weiß ich nicht alles. Zu der Zeit hat er seinen Spitznamen bekommen, Event-Ratte. Er hatte überall in der Branche seine Finger drin, kannte sich mit allem aus und hat sich ein paar Jahre lang eine goldene Nase verdient.«
    »Warum nur ein paar Jahre lang?«
    »Eddi ist, wie auch andere vor ihm, dem leichten Leben zum Opfer gefallen. Du weißt schon, Alkohol, Drogen, Frauen«, antwortet Máki. »Niemand konnte sich mehr auf ihn verlassen, und deshalb verschwand er schnell wieder aus der Branche. Er hat seine ganze Existenz durch diese Lebensweise verloren. Dann zog er in die Ostfjorde und blieb dort ein paar Jahre, irgendwo da in der Nähe, wo du früher gelebt hast, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wo ich früher gelebt habe?«
    »Ja, oder da in der Umgebung irgendwo, aber dann kam Eddi zurück in die Stadt, und ich habe gerüchteweise gehört, dass er sich wohl aus den Fängen des Alkoholismus befreit hat. Er hat ein Geschäft und eine Werkstatt für Motorräder unten am Ellidaárvogur eröffnet, führt diese Firma immer noch, soweit ich informiert bin, hält sich aber ansonsten bedeckt.«
    »Wenn er doch alles verloren hat, wo hat er dann das Geld herbekommen, um hier in der Stadt eine neue Firma zu gründen?«
    »Habe mich noch nicht darum gekümmert.«
    »Weißt du irgendwas über diesen Club, den er angeblich in der Etage über dem Geschäft und der Werkstatt eingerichtet hat?«
    »Der Motorradclub? Suchst du da was Bestimmtes?«
    »Weißt du, ob er Verbindungen zu ähnlichen Clubs in Skandinavien hat?«
    Máki richtet sich in seinem Stuhl auf.
    »Meinst du solche Gruppen wie Banditos und Hell’s Angels?«, fragt er eifrig. »Glaubst du, dass Eddi sich auf diese Branche gestürzt hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber du vermutest etwas?«
    »Ich glaube, dass Eddi Event-Ratte ein verdammter Schurke ist, der kleine Mädchen missbraucht und Drogen als Wechselgeld austeilt. Aber mir fehlen alle Beweise.«
    Máki leert sein Glas.
    »Ich habe nichts in der Richtung gehört«, sagt er. »Allerdings weiß ich noch nicht mal, ob Eddi wieder selber Drogen nimmt oder ob er sie verkauft. Du sagst mir doch Bescheid, wenn du etwas Saftiges findest, nicht wahr?«
    »Wenn du auch mal an ihm schnüffelst und mir sagst, wie er riecht?«
    »Ich werde ein bisschen herumtelefonieren«, antwortet Máki und steht auf. »Aber es ist besser, vorsichtig vorzugehen.«
    »Warum?«
    »Eddi ist ein unglaublich schlauer Typ, und außerdem hat er gute Verbindungen.«
    »Zu wem?«
    Máki tippt sich mit seinen Zeigefinger leicht an die Nasenspitze.
    »Gute Verbindungen«, betont er. »Mehr sage ich momentan nicht.«
    Ich gucke ihm hinterher, wie er zügig in den hellen Sonnenschein hinaustritt, und nippe an meinem schwarzen Kaffee.
    Er ist kalt.
    Egal. Ich bin unterwegs zu einem der prächtigsten Glaspaläste der Wirtschaft. Um den schleimigen Einar

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