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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Außerdem will er mein Auftreten verklagen in der Hoffnung, dass mir meine Anwaltszulassung lebenslänglich entzogen wird.
    Die Telefone laufen heiß, sobald die Nachrichten zu Ende sind. Ich muss die gleichen Erklärungen immer wieder für verschiedene Medien wiederholen. Bis ich die Nase gestrichen voll habe und keine weiteren Fragen beantworte.
    Natürlich überrascht es mich nicht, dass Thórdís weiterhin ihren Liebhaber schützt. Und auch nicht, dass der Minister sich aller Tricks der Macht bedient, die er nutzen kann.
    Allerdings finde ich es merkwürdig, dass die Pressemeute dieses billige Lügengewäsch von Thórdís und Grímur ernst nimmt.
    Aber es ist nichtsdestotrotz eine Tatsache, dass die Medien fröhlich nach der Pfeife des Ministers tanzen. Auch wenn sie meine Erklärung in ihre Berichte einfließen lassen.
    »Die Bilder sagen alles, was es zu sagen gibt«, erkläre ich einem Journalisten vom Morgunbladid am späten Abend.
    »Wenn irgendjemand, der dieses Foto von Grímur und Marie betrachtet, behauptet, dass das nur gestellt ist, sollte schnellstens zum Augenarzt gehen. Und zum Psychologen.«
    Ich erinnere die Nachrichtengeier auch daran, dass seit dem 13. August 1995, also zwei Tage vor ihrer Abreise, nichts über den Verbleib von Marie Fauré bekannt ist:
    »Wer hat eine andere Erklärung für ihr Verschwinden, als dass sie ermordet wurde?«
    Gegen elf habe ich endlich meine Ruhe, um mich zu entspannen. Mit Jackie an meiner Seite.
    »Aaah!«
    Es ist immer dasselbe angenehme Gefühl, wenn die erste Ration des Tages über die Zunge rinnt und den Hals herunterläuft.
    Ich setze mich auf den weichen Teppich vor dem Fernseher im Wohnzimmer. Lege eine Kassette in das Videogerät ein. Gucke mir nochmal die Filme an, die Karl Blómkvist in meiner Heimatregion vor über zehn Jahren aufgenommen hat. Die Szenen von Grímur, Ásleifur und Eddi, die sich in Klettur vergnügen.
    Ich gucke ihnen wieder einmal zu: an der Bar des Sommerhotels draußen auf dem Vorplatz des alten Wohnhauses am Flussufer, und wie sie schließlich im Pfuhl baden.
    Es liegt ganz eindeutig Spannung in der Luft. Sexuelle Spannung, die am Ende zu Vergewaltigung und Mord geführt hat.
    Die ganz selbstverständliche Frage von Raggi schießt mir ständig durch den Kopf:
    Wenn Marie umgebracht wurde, wo ist dann ihre Leiche?
    Ich versuche mir vorzustellen, was sich spät am Dienstagabend des 13. August 1995 abgespielt haben könnte, als Grímur und Eddi mit der Leiche von Marie Fauré dastanden.
    Ob sie sich die Mühe gemacht hätten, sie auf ihren Motorrädern wegzuschaffen?
    Ich halte das für ziemlich unwahrscheinlich.
    Natürlich wäre es für sie am einfachsten gewesen, die Leiche in Klettur zu verstecken. Sie zu vergraben. Irgendwo, wo es einfach gewesen wäre, rasch ein Grab auszuheben. Und wo geringe Gefahr bestand, dass später einmal am Erdreich gerührt würde.
    Aber wo?
    Ich gieße mir noch mehr Feuerwasser in mein Whiskeyglas. Gucke mir wieder das Video an. Mit nur einer Frage im Hinterkopf:
    Wo? Wo?
    Als ich mir zum dritten Mal an diesem Abend die gleichen Filmszenen ansehe, achte ich schließlich auf etwas anderes als Marie und die brünstigen Hengste.
    Ich nehme die Fernbedienung zur Hand, spule zurück, gucke dann langsam auf die Bilder von Marie, die auf dem Vorplatz vor dem Wohnhaus Motorradfahren übt. Bis ich die richtige Szene finde, die ich auf der Mattscheibe einfriere.
    Dieses Mal starre ich nicht länger auf Marie, sondern auf das, was ich hinter ihr schimmern sehe, weiter unten auf der grünen Heuwiese.
    Dort wird etwas gebaut.
     
    Eine große, gelbe Planierraupe schafft das Fundament für ein Haus. Genau an der Stelle, wo der Geräteschuppen heute steht.
    Wurde der wirklich in dem Sommer gebaut?
    Im Sommer 1995?
    In diesem Augenblick geht mir ein Licht auf. Genau wie in alten Zeiten, als göttliche Blitze vom Himmel die weißbärtigen Lümmel heimgesucht haben. Diese merkwürdigen Typen, die sich immer in der Wüste herumgetrieben haben.
    Diese Erleuchtung bringt mich beinahe ans Ziel.

53
    Sonntag, 26. September
    Die Schwäne verabschieden sich.
    Sie fliegen an diesem sonnigen Herbsttag mit ausgebreiteten Schwingen gen Süden. In Pfeilformation über die Berge und das Hochland zum Meer.
    Ich gehe langsam flussaufwärts. Bleibe an dem tiefen Pfuhl stehen, wo die Bachforellen im Sommer spielen. Dem Pfuhl, in dem das Schicksal von Marie Fauré besiegelt wurde.
    In der ländlichen Stille wird der Krach des wütenden

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