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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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»Sie können nun mit dir sprechen.«
    Das Vernehmungszimmer ist verhältnismäßig geräumig. Mit modernen Aufnahmegeräten und einem großen Fernsehbildschirm.
    Vier Herren warten am Konferenztisch auf mich.
    Der Vizepräsident der Goldjungs leitet die Besprechung. Ein älterer Herr über fünfzig, der manchmal dem Missverständnis zu erliegen scheint, er sei Elliot Ness von Island. Obwohl er Kevin Costner viel ähnlicher sieht. Nachdem er dick geworden ist.
    Ásleifur und Raggi sitzen jeweils links und rechts von ihm, als wären sie seine Apostel.
    Dagfinnur steht hinter ihnen. Eine junge, durchtrainierte Schwarzjacke, die die Oberbosse gerne als Botenjungen nutzen. Der Knabe scheint sich für sie um die technischen Angelegenheiten zu kümmern. Jedenfalls tritt er vor einen Laptop und lässt ein Bild auf dem Bildschirm erscheinen.
    Das Foto von Grímur Rögnvaldsson, der Marie Fauré erwürgt.
    Ich werfe Ásleifur einen Blick zu. Und frage schnell:
    »Bist du hier, um auf deine Freunde aufzupassen?«
    Der Vize ergreift das Wort, bevor Ásleifur antworten kann.
    »Was willst du damit andeuten?«, fragt er kalt.
    »Ásleifur war im Osten, als dieser Mord begangen wurde«, antworte ich und weise mit einer Kopfbewegung auf den Bildschirm. »Die Verbrecher sind seine alten Freunde.«
    »Ich bin bereit, diese Besprechung zu verlassen, wenn es gewünscht wird«, sagt Ásleifur.
    »Das kommt gar nicht in Frage«, antwortet der Vize und nimmt mich ins Visier. »Du bist hier, um eine Aussage zu machen und unsere Fragen zu beantworten. Wer hat diese Fotos hergestellt?«
    »Hergestellt?«, wiederhole ich. »Fotos werden gemacht, nicht hergestellt.«
    »Wer hat diese Bilder auf die CD gebrannt?«
    Ich hole ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche der weißen Lederjacke und lege es auf den Tisch vor mir.
    »Ich habe Folgendes zu den Bildern zu sagen«, antworte ich. Und lese eine Erklärung vor, die ich am Nachmittag noch geschrieben habe.
    Darin berichte ich von dem Tresor, den ich von meinem Vater geerbt habe und dem Umschlag, der die Negative mit den Bildern von der Vergewaltigung und dem Mord enthielt. Unterrichte sie auch über Marie Fauré, die sich in Luft aufgelöst hat, ohne dass es bis heute eine Erklärung für ihr Verschwinden gibt.
    »Die Fotos räumen mit allen Zweifeln auf, dass sie ermordet wurde«, schließe ich.
    »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet«, sagt der Vize. »Wer hat diese Fotos hergestellt?«
    »Der Umschlag mit den Negativen war nicht nur mit einem Datum, sondern auch mit dem Namen dessen beschriftet, der die Fotos gemacht hat«, fahre ich fort. »Der Fotograf muss natürlich Zeuge des Mordes gewesen sein.«
    »War es dein Vater?«, fragt Ásleifur.
    »Nein«, antworte ich umgehend. »Es war eure jetzige Mitarbeiterin und deine Ziehtochter, Thórdís Fridriksdóttir.«
    Ásleifur erbleicht.
    »Das ist unvorstellbar«, sagt er.
    »Auf dem Umschlag steht, dass sie die Fotos am 13. August 1995 gemacht hat.«
    »Thórdís hätte mir doch damals etwas erzählt, wenn sie Zeugin eines derartigen Verbrechens geworden wäre, als sie bei deinem Vater in Klettur in jenem Sommer gejobbt hat.«
    »Nein. Sie hat die ganzen Jahre, die seitdem vergangen sind, in jeder Lage zu ihrem Liebhaber gehalten.«
    »Von welchem Liebhaber sprichst du?«
    »Eddi Event-Ratte.«
    »Das ist gelogen.«
    »Thórdís hat sich in Eddi verliebt, als sie vierzehn Jahre alt war, und sie liebt ihn immer noch.«
    »Das ist ausgeschlossen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragt der Vize.
    »Sie hat es mir selbst erzählt.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen. Als ich sie auf frischer Tat ertappt habe, als sie versucht hat, Fotos aus meiner Anwaltskanzlei zu stehlen.«
    »Das sind doch nur Lügenmärchen!«, bemerkt Ásleifur.
    »Ich habe Aufnahmen von ihren Worten und Taten in meinem Büro«, antworte ich. »Mit Bild und Ton.«
    Sogar der Vize wirkt verdutzt.
    »Wo sind diese viel zitierten Negative?«, fragt er schroff.
    »An einem sicheren Ort.«
    »Du musst sie uns umgehend übergeben.«
    »Ich werde den Film nur unter gewissen Bedingungen herausgeben.«
    »Willst du uns etwa Bedingungen stellen?«, fragt der Vize empört.
    »Ich habe bereits eine spezielle Quittung vorbereitet, auf der alle Negativabschnitte und die darauf abgebildeten Fotos beschrieben sind«, antworte ich. »Ich übergebe den Film in Gegenwart von Zeugen und gegen eure Unterschrift.«
    »Dein Vertrauen in uns ist überwältigend.«
    »Mein Vertrauen

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