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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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läuft’s?«, frage ich.
    »Wir haben noch nichts gefunden«, antwortet einer von ihnen.
    Ich beobachte die Jungs eine Weile bei ihrer Arbeit. Bis Björn auf Saeból erneut in der Tür erscheint.
    »Hör mal«, ruft er, »ich habe einen einstweiligen Antrag gestellt, dass diese Arbeiten eingestellt werden. Er wird beim Bezirksverwalter Schlag fünf verhandelt.«
    »Verdammter Schwachsinn!«
    »Wenn du diese idiotischen Grabungen nicht sofort einstellst, wird der Bezirksverwalter es dir vorschreiben, da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Arbeiten auf meinem Grundstück rechtlich zu verhindern wäre juristisch unhaltbar.«
    »Der Bezirksverwalter sieht das wohl anders, so viel weiß ich.«
    »Willst du damit sagen, dass du weißt, wie das Urteil des Bezirksverwalters ausfallen wird?«
    »Ich bin mir relativ sicher.«
    Ich durchbohre den Kerl mit meinem Blick und verstehe, was hier gespielt wird.
    »Ja, natürlich«, sage ich wütend. »Grímur hat an den richtigen Strippen gezogen.«
    Ich klettere aus dem Fundament, hole mein Handy und rufe den Bezirksverwalter an. Bekomme von ihm bestätigt, dass eine einstweilige Verfügung beantragt wurde und heute Nachmittag um fünf Uhr verhandelt wird. In weniger als einer Stunde.
    »Ist es nicht möglich, wenigstens eine Frist bis heute Abend zu bekommen?«
    »Nein.«
    »Ich komme so kurzfristig nicht weg.«
    »Wenn niemand zur Verteidigung erscheint, fälle ich mein Urteil.«
    Verdammte Stinksocke!
    Björn auf Saeból hat sich schon wieder hinters Steuer gesetzt. Er wendet seinen Jeep auf dem Vorplatz und braust Richtung Landstraße. Wahrscheinlich auf schnellstem Wege zum Bezirksverwalter.
    Ich gehe zum alten Wohnhaus hinüber, um meine Aktentasche zu holen, als einer der Jungs aus dem Geräteschuppen hinter mir hergelaufen kommt.
    »Stella!«, ruft er.
    »Was?«
    »Ich glaube, wir haben etwas gefunden.«
    Ich drehe um. Folge dem Jungen zurück ins Fundament, wo seine Mitstreiter hocken und in ein tiefes Erdloch gucken.
    »Was ist denn?«, frage ich.
    »Ist das nicht der Ärmel von einer Jacke?«
    Er hat Recht.
    »Versuch mal, ihn ein wenig freizulegen.«
    Der junge Kerl kratzt die Erde mit dem scharfen Ende der Harke ab, bis immer mehr von der schwarzen Jacke zum Vorschein kommt. Und es ihm schließlich gelingt, das zerschlissene Kleidungsstück aus dem Loch zu ziehen.
    Aber unter der Jacke kommen nur noch mehr Erde und Schotter zum Vorschein.
    »Grab tiefer«, sage ich.
    Der Junge schiebt die Erde mit einer breiten Schaufel weg. Langsam und vorsichtig. Bis ich etwas schimmern sehe.
    »Warte!«
    Ich beuge mich hinunter. Kratze die Erde mit meinen bloßen Fingern weg, bis der Gegenstand deutlich sichtbar ist.
    Es ist ein Anhänger. An einer silbernen Kette.
    Der große grüne Stein in der Mitte erinnert an einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln.
    Oder an einen Engel?
    Ich halte den Anhänger fest. Ziehe vorsichtig an der Kette.
    Sie bewegt sich nicht.
    Ich lasse das Schmuckstück wieder los. Benutze mein neues Handy, um die Erde rund um die Silberkette vorsichtig zur Seite zu schieben, bis ich ganz sicher bin.
    Ich gebe den Jungs ein Zeichen, dass sie mir aus dem Geräteschuppen folgen sollen und schließe die Tür hinter uns sorgfältig mit einem Vorhängeschloss.
    Die nächsten Minuten atme ich die frische, saubere Landluft ein. Blicke zu den Felsen hinauf, wo herbstliche Stille und Frieden über dem Pfuhl hängen. Klopfe den Dreck von meinem Handy ab und telefoniere.
    Raggi ist mürrisch, als ich ihn endlich in die Leitung kriege.
    »Was ist denn jetzt los?«, blafft er.
    »Ich hab ’ne Leiche für dich gefunden.«

54
    Mittwoch, 29. September
    Der Justizminister des Landes wurde endlich von seinem Thron geschubst. Aber er ist immer noch auf freiem Fuß.
    Der Premierminister hat Grímur Rögnvaldsson aus der Regierung entlassen. Wie er selbst sagt, nachdem er ihm die Möglichkeit gegeben hat, von sich aus sein Amt niederzulegen.
    Dem Machtapparat wäre sowieso nichts anderes übrig geblieben. Trotzdem versucht Grímur immer noch, in Interviews mit den Medien seine Unschuld zu beteuern.
    Die allgemeine Stimmung gegenüber dem Mann ist völlig umgeschlagen, der gemäß den Meinungsumfragen vor einigen Wochen noch der beliebteste Minister der Regierung war.
    In den Labersendungen der verschiedenen Fernsehsender wurde in den letzten Tagen am laufenden Band über die Veröffentlichung des Fotos von Grímur und Marie in der DV diskutiert, wobei jeder eine andere Meinung dazu

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